Blühende Wiesen
Naturschonende Bewirtschaftung als Beitrag zur Artenvielfalt

26.06.2019 | Stand 29.07.2023, 4:18 Uhr
−Foto: n/a

Seit letztem Jahr beteiligt sich Werner Bernhardt aus Kirchenthumbach am Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm (VNP). Seine 2,6 Hektar große Wiese wird seitdem nicht mehr intensiv bewirtschaftet, sondern leistet als „Extensiv-Wiese“, bei der auf Düngung und Pflanzenschutzmittel verzichtet wird und ein später Mahd-Zeitpunkt angesetzt ist, einen Beitrag zur Artenvielfalt. Der Landbewirtschafter freut sich über jede Blüte, über jede Wildbiene und über jeden Schmetterling auf seiner Wiese. Die Fachkraft von der unteren Naturschutzbehörde (uNB) entdeckt unter anderem Wiesenmargeriten, Flockenblumen, wilde Malve, Wiesensalbei, wilde Möhren und Klatschmohn.

LANDKREIS NEUSTADT AN DER WALDNAAB Ziel des Programms ist die Förderung einer naturschonenden Bewirtschaftung ökologischwertvoller Lebensräume, um die kulturgeprägten Lebensräume und Lebensgemeinschaften der heimischen Tier- und Pflanzenwelt, die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft sowie die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts als Lebensgrundlage des Menschen zu sichern, zu entwickeln und zu verbessern. Dabei werden Fünf-Jahres-Verträge mit Landwirten oder anderen Bewirtschaftern abgeschlossen, die die ökologisch wertvollen Flächen extensiv bzw. traditionell bewirtschaften.

Für vereinbarte Extensivierungsleistungen wie Düngeverzicht, Einhaltung späterer Mähzeitpunkte und bestimmte Bewirtschaftungserschwernisse erhält der Vertragspartner ein festgelegtes Entgelt, durch das der Bewirtschaftungsaufwand ausgeglichen werden soll. Derzeit werden im Landkreis etwa 1.300 Flächen mit einem Gesamtvolumen von rund 800.000 € über das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm gefördert. Der überwiegende Teil hiervon sind Wiesen, aber auch Teiche, Äcker und Weiden sind Bestandteil des Förderprogramms.

Momentan werden zahlreiche Flächen durch die Naturschutzbehörde beim Landratsamt Neustadt an der Waldnaab begutachtet. Dabei werden Flächen betrachtet, die bereits im Programm sind, aber auch Flächen, die zukünftig ins Programm aufgenommen werden sollen. Die uNB berät Landnutzer zu den verschiedenen Förderangeboten und Möglichkeiten. Insbesondere Flächen in FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten oder bestehende Biotopflächen werden für die Förderung berücksichtigt. Jedoch sind auch viele Flächen außerhalb dieser Kulissen geeignet und können berücksichtigt werden.

Die Fläche von Bernhardt stellt eine kleine Besonderheit dar, da die Fläche von Acker in Grünland umgewandelt wurde und zur Einsaat „autochthones“, also gebietsheimisches Wildsaatgut mit 34 Blumenarten verwendet wurde. Der Vorteil dieses regionalen Saatguts ist, dass die Pflanzen besonders gut an die vor Ort bestehenden Bedingungen angepasst sind. Das bedeutet unter anderem, es ist resistenter gegenüber auftretenden Krankheiten oder die Blütezeit der eingesäten Pflanzen ist optimal auf die Flugzeit der benötigten Bestäuber angepasst. Momentan und in den nächsten Wochen blühen typischen Blumen wie Wilde Möhre, Flockenblume, Labkraut, Wiesenknopf, gewöhnliche Braunelle und viele mehr!

Bernhardt ist zwar kein Landwirt, aber die Natur und Tiere liegen ihm sehr am Herzen. Selbstverständlich ist für ihn, die Wiese von innen nach außen zu mähen, um Kleintieren die Gelegenheit zur Flucht zu bieten. Rehkitze sind zu diesem späten Zeitpunkt sowieso längst selbständig und verstecken sich nicht mehr in der Wiese. Außerdem engagiert sich Bernhardt nicht nur bei seiner Wiese für den Artenschutz, sondern pflanzt auch im angrenzenden Waldrand Hecken und andere Gewächse wie Hagebutten, Brombeeren, die Vögeln und Kleintieren Unterschlupf bieten. Ein Bekannter hat zudem einen Bienenstock aufgestellt und mehrere Bienenvölker dort angesiedelt. Die Bewohnerinnen finden auf der Wiese reichlich Nahrung. Auch im Hausgarten gibt es Obstbäume und viele insektenfreundliche Pflanzen wie wilden Thymian, Engelwurz und vieles mehr. Und in einem separaten Gartengrundstück in Kirchenthumbach baut Bernhardt mit großer Fachkenntnis verschiedenste Obst- und Gemüsesorten an. Überall grünt, blüht und summt es. Nur Kunstdünger kommt Bernhardt aus fester Überzeugung nicht an seine Pflanzen. Dass es auch ohne geht, beweisen seine derzeit rot leuchtenden Erdbeeren.

Schwandorf