Große Aufregung
Tierschutzbund kritisiert Gänse-Abschuss in Nürnberg und erstattet Anzeige

25.08.2018 | Stand 28.07.2023, 22:09 Uhr
−Foto: n/a

Anlässlich der Bejagung von Kanada- und Graugänse am Südufer des Wöhrder Sees am Samstag, 18. August, sind mehrere Wildgänse getötet worden – um die Tiere von der Bucht am Norikus zu vertreiben. Der Deutscher Tierschutzbund, Landesverband Bayern, kritisiert die Methode als ineffektiv und kritisiert gleichzeitig die Ausführung.

NÜRNBERG Eine Gans war nach den Angaben des Tierschutzvereins Noris angeschossen, zurückgelassen worden und erst nach einer Stunde verendet. Aufgrund der länger anhaltenden Schmerzen oder Leiden eines Wirbeltieres und der Vermutung, dass von den Jägern keine brauchbaren Jagdhunde eingesetzt worden waren, sehen die Tierschützer einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und das Bayerische Jagdgesetz. Letale Managementmaßnahmen, wie etwa jagdliche Mittel, könnetn weder als tierschutzgerecht, noch als besonders effektiv im Sinne einer Verringerung der Population oder der Vergrämung eingestuft werden. Teilweise wirkten sie sich sogar gegenteilig aus, denn bei Gänsen sei es meist so, dass viele Nichtbrüter in der Gruppe vorhanden sind. Wenn nun einige Gänse aufgrund Vergrämungsabschüssen getötet werden, werden sie schnell durch „Nachrücker“ ersetzt.

Die Stadt Nürnberg hätte nach Ansicht des Landesverbandes intensiver über andere Managementmaßnahmen bzw. Gesamtkonzepte nachdenken und diese konsequent und über einen langen Zeitraum umsetzen sollen, denn nur diese Methodik ist nachhaltig. Sinnvoll wären attraktive Ausweichflächen in der Nähe gewesen, wo die Gänsepopulationen beispielsweise mit Gelegeaustausch besser hätten kontrolliert werden können.

Es gebe andere mögliche Methoden, die immer kombiniert mit dem Angebot an Ausweichflächen umgesetzt werden sollten: Bewegliche Objekte wie Flatterbänder und Windräder verunsichern Gänse. Wenn in der Nähe ein Bereich ohne diese Verunsicherung ist, so wird dieser bevorzugt aufgesucht. Auch hier besteht die Gefahr der Gewöhnung. Wechselnde Methoden, wie etwa Ballons (mit Augenpunkten), Kunstwerke oder Aktionen können den Gänsebestand auf bestimmten Flächen ebenfalls reduzieren (sofern Gänse flugfähig sind). Hierbei muss darauf geachtet werden, dass andere Tierarten nicht ständig gestört werden (etwa durchgän-giger Lärm sollte unterlassen werden). Anderer Schnitt des Rasens der betroffenen Flächen, denn kurzer (gemähter) Rasen ist äußerst attraktiv für Gänse: Grassorten wie beispielsweise Seggengräser oder Kentucky Blue Grass sind nicht nahrhaft für Gänse.

Leider sei durch die von der von der Stadt Nürnberg gebildeten „Gänse-Task-Force“ im Vorfeld keine Verhältnismäßigkeitsprüfung erfolgt. Bei einer Kollision zwischen den Nutzerinteressen der Badegäste zum einen und dem Schutz der Tiere zum anderen hätte man nach Auffassung von Fachleuten schonendere als auch effektivere Lösungsansätze verfolgen können.

Es wurden bereits mehrere Anzeigen (auch vom Landesverband Bayern) sowohl gegen die beiden Jäger, als auch gegen den zweiten Bürgermeister der Stadt Nürnberg, Christian Vogel, und auch gegen die Mitarbeiter der Task Force erstattet.

Schwandorf