Jagd
LBV fordert EU-weites Verbot bleihaltiger Munition

26.06.2020 | Stand 03.08.2023, 19:23 Uhr
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Der LBV hat kein Verständnis für den Widerstand Deutschlands gegen das EU-weite Verbot für Bleimunition bei der Jagd in Feuchtgebieten. Der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer zeigt sich von der Reaktion der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner enttäuscht.

Hilpoltstein. „Das Blei aus Jagdmunition gehört aus der Landschaft, doch Deutschland hat sich bei der mündlichen Abstimmung weggeduckt. Wir fordern deshalb Frau Klöckner dazu auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und dem Bleischrot-Verbot doch noch zuzustimmen“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. „So kann endlich großer Schaden für unsere Vogelwelt abgewendet werden.“ Nachdem die EU-Kommission am Dienstag ein Verbot bleihaltiger Jagdmunition in Feuchtgebieten zur mündlichen Abstimmung gestellt hatte, hatte sich der Vertreter der deutschen Bundesregierung enthalten. Der Grund: ein Streit zwischen Umwelt- und Agrarministerium.

Das Verbot von bleihaltiger Jagdmunition würde sich auch positiv auf die Bestandszahlen der großen Greifvögel in Bayern auswirken. Aktuell leiden vor allem See- und Steinadler unter den tödlichen Vergiftungen, die sie sich beim Fressen von Aas zuziehen, das mit Bleischrot gejagt wurde. Auch für die vom LBV geplante Auswilderung des Bartgeiers in Bayern spielt das Verbot von bleihaltiger Jagdmunition eine Schlüsselrolle für die Erfolgsaussichten. Erst vor einer Woche hatte der LBV zusammen mit den Bayerischen Staatsforsten ein Projekt zu bleifreier Jagd bekannt gegeben. Wenn Deutschland jetzt auf EU-Ebene bei der Abstimmung kneift, kommt keine Mehrheit für das Verbot zustande.

Der LBV setzt sich schon seit vielen Jahren dafür ein, die Jagd mit Bleischrot nicht nur in Feuchtgebieten zu verbieten. 2014 verabschiedete das höchste Gremium der Naturschützer, die LBV-Delegiertenversammlung, sogar eine Resolution, bleihaltige Jagdmunition zu verbieten. Aus Gründen des Arten- und Tierschutzes sowie eines gesundheitlich vorsorgenden Verbraucherschutzes soll aus Sicht des LBV die Verwendung bleifreier Jagdmunition mit einer angemessenen Übergangsfrist verbindlich vorgeschrieben werden. In Nachbarländern wie den Niederlanden oder Dänemark ist Bleimunition bereits verboten.

Trotz der verheerenden Auswirkungen auf die Natur darf in der EU bei der Jagd immer noch bleihaltige Jagdmunition eingesetzt werden. So gelangen jedes Jahr Tonnen giftiges Blei in unsere ohnehin schon bedrohte Umwelt. Für die Vogelwelt stellt besonders Bleischrot eine lebensbedrohliche Gefahr dar: Jährlich sterben in Europa mehr als eine Million Wasservögel direkt an Bleivergiftung, weitere drei Millionen Vögel werden beinahe tödlich vergiftet. 99 Prozent der verschossenen Bleischrot-Kugeln landen in der Umwelt und vergiften dort Flora und Fauna. Am Ende gelangt das Blei so auch in unsere Nahrungskette.

Regensburg