Zu Besuch in Bayern
Exotische Rosenstare aus Mittelasien machen Urlaub im Freistaat

05.06.2020 | Stand 03.08.2023, 17:37 Uhr
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Wer derzeit in Bayern in den Himmel blickt und einen Starenschwarm entdeckt, wird mit etwas Glück Zeuge eines rosanen Naturereignisses. Denn die exotischen Rosenstare sind seit kurzem auf Stippvisite im Freistaat. Allein am Dienstag, 2. Juni, wurden laut DDA (Dachverband Deutscher Avifaunisteninsgesamt) fast 50 Rosenstare in Deutschland gemeldet, der überwiegende Teil davon in Bayern.

Hilpoltstein. „Vor allem in den Landkreisen Erding, Garmisch-Partenkrichen oder Regensburg hat man aktuell die Chance, einen Rosenstar zu sehen. Aus Traunstein und Bad Tölz wurden sogar kleinere Schwärme aus bis zu 15 rosafarbene Stare gemeldet und sicherlich werden noch weitere Nachweise folgen“, so der LBV-Ornithologe Dr. Thomas Rödl. Der letzte große Einflug nach Bayern fand 2008 statt, zuletzt wurden vor zwei Jahren einige der bunten Gäste gesichtet. Der Rosenstar ist leicht an seiner namensgebenden rosanen Gefiederfärbung zu erkennen und ein enger Verwandter unseres in Bayern heimischen Stars.

„Weil der rosane Vogel nicht gerne allein unterwegs ist, lohnt sich derzeit ein genauer Blick auf Starenschwärme. Mit etwas Glück können im Schwarz der heimischen Stare auch Vögel mit rosanen Farbflecke entdeckt werden“, erklärt Rödl. Der LBV freut sich über den exotischen Besuch. Wer einen Rosenstar beobachtet, kann dies dem LBV im Internet unter www.lbv.de melden.

Normalerweise brütet der Rosenstar in den Steppen, Halbwüsten und Wüsten Mittelasiens und Südosteuropas. Die Vögel kommen derzeit über Bulgarien und Ungarn zu uns und ziehen über Bayern und Mittel- und Westeuropa Richtung Norden. Der Besuch der Rosenstare ist wahrscheinlich einem vorübergehenden Nahrungsmangel in ihrem eigentlichen Brutgebiet geschuldet. „Wer einen Rosenstar in Bayern entdeckt, dem gelingt eine besonders seltene Beobachtung“, so Thomas Rödl. Nur äußerst selten gibt es Einflüge von Rosenstaren weit westlich ihres eigentlichen Verbreitungsgebiets bis nach Mittel- oder sogar Westeuropa. Ihr Besuch wird deshalb auch nicht lange dauern, da es unwahrscheinlich ist, dass die Tiere soweit westlich ihres eigentlichen Brutgebiets bleiben. „Der Grund für die weite Reise während der Brutzeit ist noch nicht vollständig geklärt. Die weiträumigen Bewegungen der Rosenstare innerhalb ihres asiatischen Verbreitungsgebiets werden jedoch mit dem Vorkommen von Heuschreckenschwärmen in Verbindung gebracht, einer wichtigen Nahrungsquelle der Vögel“, so der LBV-Artenschützer.

Wie die bayerischen Stare sind auch die Besucher aus dem Osten nicht gerne allein unterwegs. So sind Rosenstare in kleinen Gruppen oder als Einzeltiere oft zusammen mit dem europäischen Star zu beobachten. Gemeinsam mit seinem engen Verwandten, fliegt der Rosenstar dann zum Beispiel im futtersuchenden Starenschwarm. Aktuell können Naturfreunde besonders in der Nähe von Kirschbäumen oder an gemeinsamen Schlafplätzen fündig werden. Die Unterscheidung der beiden Stare ist dabei recht einfach: „Rosenstare sind gut an ihrem rosanen Bauch, Rücken und Schnabel von unseren heimischen Staren zu unterscheiden, die überwiegend dunkel gefärbt mit gelbem Schnabel sind“, weiß der LBV-Ornithologe.

Regensburg