Jetzt schützen
Frühlingserwachen bei den Igeln – natürliches Futter noch knapp

16.04.2020 | Stand 03.08.2023, 12:49 Uhr
−Foto: n/a

Mit dem Frühlingsbeginn kommen auch die ersten Igel aus ihren Winterquartieren. Deshalb sind ab sofort wieder alle bayrischen Naturfreundinnen und -freunde aufgerufen, jeden beobachteten Igel dem LBV zu melden. Seit 2015 sammeln die Naturschützer mit dem erfolgreichen Bürgerforscher-Projekt „Igel in Bayern“ Daten, um mehr über den heimlichen Gartenbewohner herauszufinden.

Hilpoltstein. In den bisherigen fünf Projektjahren gingen knapp 90.000 Meldungen mit insgesamt mehr als 115.000 gemeldeten Igeln über die Webseite und die App ein. „Obwohl der Igel flexibel, anpassungsfähig und ein wahrer Überlebenskünstler ist, steht er mittlerweile auf der Vorwarnliste der ‚Roten Liste bedrohter Säugetiere in Bayern‘. Seine Gesamtsituation ist bedenklich“, so das Fazit der LBV-Igelexpertin Annika Lange. Das sechste Projektjahr soll nun weitere wertvolle Daten liefern, um konkrete Schutzmaßnahmen für den Igel zu entwickeln. Mitmachen ist ganz einfach: jeden lebendigen oder toten Igel im Internet unter www.igel-in-bayern.de oder über die praktische Igel-App melden. Wer regelmäßig die gleiche Strecke fährt, kann sich mit einer Mail an igel@lbv.de als „Igel-Pendler“ registrieren.

Beginnt der Frühling, erwachen auch die ersten Igel aus dem Winterschlaf. Abhängig von Wetter und Standort des Winterquartiers kann dieser Zeitpunkt ganz unterschiedlich sein. „Die ersten Meldungen von rund 270 in Bayern umherwandernden Igeln haben uns bereits erreicht“, sagt Lange. „Langsam sind die meisten Igel wieder richtig aktiv. Einige Tiere können aber noch schlafen, manchmal sogar bis in den Mai“. Igelweibchen schlafen dabei meistens länger als Igelmännchen. Insektenfutter ist derzeit noch rar, sodass die Tiere auf ihrer Nahrungssuche zum Teil weite Strecken zurücklegen müssen. Oft muss der Igel dabei gefährliche Straßen überqueren und wird häufig von Autos überfahren. Der LBV bittet deshalb alle Autofahrer, an die hungrigen Langschläfer zu denken und langsamer zu fahren, vor allem in der Dämmerung und nachts. „Igel flüchten nicht bei Gefahr, sondern rollen sich zu einem stacheligen Ball. Deshalb einen Igel auf der Straße nach Möglichkeit immer zwischen die Räder nehmen“, rät die LBV-Igelexpertin.

Und wer dem sympathischen Gartenbewohner im eigenen Garten helfen möchte, kann ihm eine Schale Wasser bereitstellen: „Das Erste, was Igel nach dem Winterschlaf haben, ist Durst“, erklärt die LBV-Artenschützerin. Solange die Igel in der Natur noch nicht genug Nahrung finden, können sie im Garten kurzfristig auch zugefüttert werden. Am besten eignet sich Katzenfutter, schädlich hingegen ist Milch. „Spätestens Ende April bis Anfang Mai kommen die Igel dann aber problemlos ohne Hilfe zurecht und brauchen auch kein zusätzliches Futterangebot mehr“, so Lange weiter.

Igelfreunde, die regelmäßig eine feste Stecke pendeln, können als Igel-Pendler an einem ausführlicheren Projekt mitmachen. Voraussetzung hierfür sind eine regelmäßige Pendelstrecke von über zehn Kilometern mit dem Auto oder Fahrrad sowie die Anmeldung per Mail an igel@lbv.de. Mit individueller Pendler-Nummer und einem dazugehörigen Igel-Fahrtenbuch können dann tote Igel auf der angegebenen Strecke gemeldet werden. Anhand dieser Methodik lassen sich von den LBV-Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern detaillierte Vergleiche darüber anstellen, welche Straßen besonders gefährlich für den Igel sind. Aus den Daten können dann unter anderem Aussagen über die Aktivitätszeiten der Igel und die Dichte der Population getroffen werden. Mit den gewonnenen Erkenntnissen können in Zukunft dann lokale Schutzmaßnahmen durch den LBV ergriffen werden.

Regensburg