Pilotprojekt
Hand in Hand für den Grundwasserschutz

13.02.2020 | Stand 31.07.2023, 20:23 Uhr
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Das Ziel ist klar: Je exakter Düngemittel nach dem Bedarf von Pflanzen ausgebracht werden, desto weniger Nitrat gelangt ins Grundwasser. Was so einfach klingt, ist in der Umsetzung jedoch eine Herausforderung.

Hainsacker. Denn viele Felder weisen auf kleinem Raum wechselnde Böden auf. Je nach Witterung ergeben sich dadurch deutliche Unterschiede beim Pflanzenwuchs und damit beim Nährstoffanspruch der Pflanzen.

Um eine gezielte Lösung dieser Problematik herbeizuführen, wurde unter der fachlichen Federführung der Regierung der Oberpfalz im Frühjahr 2019 ein Pilotprojekt zum Thema „Teilspezifische Stickstoffdüngung im Kooperationsgebiet Trinkwasserschutz Oberpfälzer Jura“ eingerichtet. Hierzu wurde im Rahmen des Projektes unter Verwendung von „Precision Farming“-Werkzeugen versucht, die optimale Stickstoffdüngung für landwirtschaftlich genutzte Flächen zu ermitteln. Daran beteiligt: acht Landwirte, vier Beratungsbüros, zwei „Precision Farming“-Dienstleister und die zwölf Wasserversorger der Kooperation. Die Projektfläche erstreckt sich dabei über 260 Hektar auf 20 Schlägen.

In Hainsacker trafen sich die Teilnehmer zur zweiten Koordinierungssitzung und tauschten sich aus über Erkenntnisse zu den bereits erfolgten Maßnahmen. So wurde den teilnehmenden Landwirten zum Projektstart im Frühjahr 2019 mit speziellem Kartenmaterial ein effizientes Werkzeug zur Verfügung gestellt: Detailgenaue Biomassekarten, die auf Grundlage mehrjähriger Satellitenaufnahmen erhoben wurden, fächern abgebildete Felder in fünf Ertragszonen auf. Darauf aufbauend ermöglichen sogenannte Applikationskarten eine jahresspezifische Anpassung der Stickstoffdüngung an die aktuelle Bestandssituation. Wie gut das funktioniert, zeigen die Zahlen: Allein auf einem Feld lag bei der zweiten Stickstoffdüngung im Winterweizen die Spanne des auszubringenden Stickstoffs zwischen 45 und 85 Kilogramm pro Hektar.

„Mit dem bereitgestellten Kartenmaterial ergibt sich für den Landwirt der Vorteil, dass hochertragreiche Teilflächen angepasst und ertragsschwächere Zonen deutlich sparsamer gedüngt werden können“, betont Dr. Stefan Kremb, Projektleiter im Bereich Ernährung und Landwirtschaft an der Regierung der Oberpfalz. Der Saldo aus Nährstoffzufuhr und -abfuhr mit dem Weizenkorn sei in der Folge ausgeglichener gegenüber einer ganzflächigen Einheitsdüngung. Dr. Kremb: „Das Risiko, dass Stickstoffüberhänge entstehen, wird so reduziert und damit auch die Gefahr, das überschüssiges Nitrat ins Grundwasser gelangt.“

Weitere interessante Erkenntnisse, die sich im Rahmen der Nutzung des Kartenmaterials ergaben: Auch Hochertragsparzellen mit über 100 Dezitonnen Ertrag pro Hektar wiesen trotz hoher Stickstoffgaben ausgeglichene Salden auf. In einem weiteren Gebiet mit einem flachgründigen Standort wurde aufgrund der aktuellen Biomassekarte empfohlen, die letzte Stickstoffgabe wegen der Trockenheit wegzulassen. Dies führte, laut Aussage des Landwirts, zu vergleichbaren Erträgen gegenüber dem öfter gedüngten Vergleichsschlag, aber niedrigeren Reststickstoffmengen im Boden.

„Zukunftsweisend“ nennt Dr. Kremb das Projekt, das auch 2020 mit der tatkräftigen Unterstützung der Kooperation Trinkwasserschutz Oberpfälzer Jura (TWS OJ) weitergeführt, über weitere Kulturen und Schläge hinweg ausgebaut und in die Fläche getragen werden soll. Damit die Ergebnisse qualifiziert ausgewertet werden können, wird das Vorhaben weiterhin von zahlreichen Berechnungen, Untersuchungen und Ertragserhebungen begleitet. Neben Beratungsbüros und Systemhäusern wollen sich auch die Landwirte, die sich ohne Ausnahme freiwillig engagieren, für die Fortführung des Projekts einsetzen, um weitere Erfahrungen zu sammeln und so die Kosten- und Nutzenanalyse zu verfeinern. Zur Umsetzung der neuen Möglichkeiten muss zum Teil in neue Technik oder Software investiert werden.

Unterstützung erfährt das Projekt zudem im Rahmen der Aktion „Grundwasserschutz Oberpfalz“ von Seiten des Sachgebiets Wasserwirtschaft an der Regierung der Oberpfalz. Um sich ein Bild von dem innovativen Vorhaben zu machen, hat Regierungspräsident Axel Bartelt bei einem praktischen Einsatz vor Ort seine Teilnahme angekündigt.

Regensburg