Vermittlungsstopp vor Weihnachten
Wenn Ratten unfreiwillig Bus fahren – Tierschutzverein mahnt, Tiere nicht zum Geschenk zu machen

18.12.2019 | Stand 12.10.2023, 10:24 Uhr
−Foto: n/a

Rund 50 Katzen und 20 Hunde warten derzeit im Tierheim Regensburg in der Pettendorfer Straße auf neue Besitzer. Jedoch gibt es vor Weihnachten einen Vermittlungsstopp, um zu vermeiden, dass Tiere als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum landen.

REGENSBURG „Der Züchter hat uns leider mit der Katze für unsere dreijährige Tochter zu Weihnachten drauf gesetzt. Können wir bei Ihnen eine bekommen?“ Mit solchen und ähnlichen Anfragen muss sich Christine Hirschberger, zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Regensburg, besonders in der Adventszeit häufig herumschlagen. Ihre konsequente und vehemente Antwort lautet dann stets: „Nein!“

„Vor Weihnachten gibt es bei uns einen Vermittlungsstopp, denn da können wir uns an fünf Fingern abzählen, dass die Tiere als Geschenke unter dem Weihnachtsbaum landen“, berichtet Hirschberger. Ein Tier zu sich zu nehmen, ist eine weitreichende Entscheidung, die Verantwortung endet nicht nach Heilig Drei König. Dazu kommt, dass an den Feiertagen zumeist „Ausnahmesituation“ bei Familien herrscht, mit viel Trubel, Besuch, anderen spannenden Geschenken und einem ganz anderen Rhythmus als zu Arbeits- oder Schulzeit. Da fällt es Mensch und Tier schwer, sich in Ruhe aufeinander einzustellen.

Ist die Wahl des Tieres gut durchdacht, so helfen die Mitarbeiter des Tierschutzvereins natürlich gerne, dass die passenden Menschen ihre passenden tierischen Begleiter finden. So gibt es vor der endgültigen Vermittlung immer ein Vorgespräch, eine Wohnungsbesichtigung und ein paar Besuche im Tierheim, damit sichergestellt ist, dass Hund, Katze oder Kaninchen nicht nach einigen Wochen wieder im Tierheim oder – noch schlimmer – ausgesetzt in einem Karton an der Straße landen. Das passierte Hausratten in diesem Jahr sehr häufig. Zusammengepfercht in Kisten wurden die Tiere mal an Hausgängen, aber auch öfter im Stadtbus ausgesetzt. „Den Busfahrer der betroffenen Linie kennen wir mittlerweile persönlich“, witzelt Hirschberger, wenn ihr auch weh ums Herz wird, dass Tiere einfach „weggeworfen“ werden. Zuletzt berichtete auch das Regensburger Wochenblatt wieder von einem Fall mit vier ausgesetzten Ratten.

Rund 300 bis 350 Katzen und über 200 Hunde werden jährlich zum Tierheim in der Pettendorfer Straße gebracht und müssen schnellstmöglich in gute Hände weitervermittelt werden, denn das Tierheim hat nur begrenzte Kapazität. Derzeit bewohnen circa 50 Katzen und rund 20 Hunde die beiden Häuser.

Schwierig wird es, wenn Amtstierärzte Hunde beschlagnahmen. „Kampfhunde dürfen nämlich in Bayern nicht weitervermittelt werden und so müssen wir dann in anderen Bundesländern nach neuen Besitzern suchen oder mit anderen Tierheimen ‚tauschen‘“, erklärt Hirschberger. Oder wenn die Hunde aus ganzen, oft verwahrlosten Rudeln stammen, wie es im vergangenen Jahr in Neustadt geschah, wo über 100 Tiere von einem Bauernhof gerettet wurden. Für diese „speziellen“ Fälle gibt es im Tierheim auch einen Tiertrainer, denn oft sind die Tiere so verstört, dass sie erst wieder lernen müssen, zum Menschen Vertrauen zu fassen. Auch eine Tierärztin kümmert sich halbtags um die Schützlinge und versorgt die oft verwahrlosten oder auch manchmal verletzten Tiere.

Ansonsten sind rund 20 Mitarbeiter – halbtags, aber auch Vollzeit – und 40 Ehrenamtliche für die Tiere im Einsatz. Wer Lust hat, sich ebenfalls zu engagieren, ist gerne gesehen, zum Beispiel als Gassi-Geher oder Pate. Auch auf Sach- und Geldspenden ist das Tierheim angewiesen. „Wir nehmen sehr gerne Kratzbäume, Spielzeug für Tiere, Futter, aber auch Decken und Handtücher“, berichtet Hischberger.

Nähere Informationen zum Tierschutzverein und den Kontaktmöglichkeiten erhalten Interessierte im Internet unter www.tierschutzverein-rgbg.de.

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