Tierisch
Die Seeadler fühlen sich auf dem Truppenübungsplatz in Grafenwöhr pudelwohl

16.06.2019 | Stand 13.09.2023, 2:59 Uhr
−Foto: Foto: BImA

Truppenübungsplatz in Grafenwöhr – hier sind Seeadler zu Hause

GRAFENWÖHR Geier und Adler in Bayern? Da stellen sich bei dem ein oder anderen die Nackenhaare auf. Aber: Es gibt sie bereits! Gerade in der deutsch-österreichischen Grenzregion gibt es immer wieder Geier, die gesichtet werden. Der Landesbund für Vogelschutz arbeitet hier gerade an einer Machbarkeitsstudie zur Wiederansiedelung von Bart- und Gänsegeier in Bayern. In Grafenwöhr im Landkreis Neustadt in der Oberpfalz sind es hingegen die Seeadler, die Vogelschützer im Blick haben.

„Insgesamt gab es in diesem Jahr schon vier erfolgreiche Bruten der seltenen Vogelart auf dem Truppenübungsplatz, der von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und ihrem zuständigen Bundesforstbetrieb Grafenwöhr naturschutzfachlich betreut wird. Dieser Bruterfolg ist in Süddeutschland beispiellos. Fast die Hälfte aller bayerischen Seeadler-Brutpaare nistet auf dem militärisch genutzten Gelände“, heißt es seitens der BlmA.

Viele Jahre lang galt der Seeadler in Bayern als ausgestorben. 2001 wurde dann ein Brutpaar in Grafenwöhr entdeckt. Im Jahr 2018 gab es bayernweit 14 erfolgreiche Brutpaare mit 19 Jungadlern. Seeadler haben gerade während der Brutzeit hohe Ansprüche. Wenn sie eine passende Astgabel für den Horstbau gefunden haben, dann beginnt eine Zeit, in der die Brutpaare besonders anfällig für Störungen sind. „Daher fühlen sich die bayerischen Seeadler auf dem Truppenübungsplatz der US-Streitkräfte in Grafenwöhr pudelwohl“, erklärt Hubert Anton, Fachgebietsleiter Naturschutz des Bundesforstbetriebs Grafenwöhr. „Denn nur wenige Menschen dürfen in den militärischen Sicherheitsbereich.“ So kommen zum Beispiel die Beschäftigten des Bundesforstbetriebes aufs Gelände. Ihr Auftrag ist es, die Bundesinteressen gegenüber den US-Streitkräften zu vertreten und Natur und Landschaft in einem nachhaltig guten Zustand zu erhalten. Kürzlich war auch wieder Baumkletterer Manfred Ferstl im Einsatz, er holte einen jungen Seeadler vom Baum – das Tier saß immerhin auf einer 30 Meter hohen Kiefer. Paul Baumann und Martin Gabriel, das ehrenamtliche Beringungsteam, sorgten dann dafür, dass das Tier nun anhand einer Nummer eindeutig identifizierbar ist. „Der kleine Adler brachte 3,4 Kilo auf die Waage und ist damit gut genährt für sein Alter. Danach ging es mit Baumkletterer Manfred Ferstl wieder zurück auf den Horst“, so das BlmA.

So gut es dem Kleinen auch geht, ein bisschen sorgt man sich auch um die Grafenwöhrer Seeadler: „Leider werden immer wieder auch tote Adler gefunden. Häufig sterben sie an Bahngleisen oder Straßen, wenn sie Aas fressen. Durch den Luftstrom der Züge oder Autos können sie schwer verletzt oder getötet werden.“

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