Gemeinsames Treffen
Regierung und Jagdverband tauschen sich aus – Wolfsmanager stellt sich vor

18.03.2019 | Stand 21.07.2023, 20:32 Uhr
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Eine umfangreiche Tagesordnung mit einer Vielzahl von Themen lag dem Gespräch zugrunde, zu dem Regierungspräsident Axel Bartelt den Präsidenten des Bayerischen Jagdverbandes (BJV), Prof. Dr. Jürgen Vocke, in Begleitung des BJV-Hauptgeschäftsführer, Dr. Joachim Reddemann, und seines persönlichen Referenten, Dr. Michael Meier, an die Regierung der Oberpfalz eingeladen hatte.

OBERPFALZ Ergänzt wurde die Dialogrunde durch Forstdirektor Alwin Kleber, Bereichsleiter am Amt für Ländliche Entwicklung Schwandorf, den Wolfsbeauftragten des Landesamts für Umwelt, Markus Martini, sowie, seitens der Regierung der Oberpfalz, Johannes Hebauer, Leiter des Bereichs für Ernährung und Landwirtschaft, Gerhard Baierl, Leiter der Höheren Jagdbehörde, und Norbert Dirscherl, Leiter des Sachgebiets Naturschutz.

„Unsere Jägerinnen und Jäger haben einen hohen Stellenwert für die Oberpfalz, sie genießen unseren größten Respekt“, betonte Regierungspräsident Bartelt. „Neben der Jagd an sich übernehmen sie mit der Regulation der Wildbestände, aber auch mit dem Schutz des Wildes und seiner Lebensräume, eine essentielle Aufgabe im Bereich des Natur- und Tierschutzes, und damit auch für unsere Gesellschaft. Unser Ziel als Regierung der Oberpfalz und Höhere Jagdbehörde ist es, die Jägerinnen und Jäger dabei bestmöglich, im Rahmen der zugrunde liegenden Gesetze, zu unterstützen.“

BJV-Präsident Prof. Dr. Vocke unterstrich, dass die Jägerschaft nicht nur als Gesprächspartner, sondern auch mit Sachkunde und Fachkompetenz zur Zusammenarbeit gerne bereit steht. Ein zentrales Thema, bei dem die Kooperation eine wichtige Rolle spielt, ist die Afrikanische Schweinepest (ASP). Auch wenn seit vergangenem Frühjahr kein weiterer Fall in der Oberpfälzer Nachbarrepublik Tschechien aufgetreten sei, nehme man das Thema weiterhin sehr ernst, betonte Regierungspräsident Bartelt. „Wir setzen auf eine breite Palette präventiver Maßnahmen, um eine mögliche Ausbreitung der ASP in der Oberpfalz zu verhindern.“ Dafür sei u.a. die intensive Bejagung und Reduzierung des Schwarzwildbestandes notwendig. „Dieser Herausforderung können wir nur gemeinsam begegnen.“ Als hilfreich erweise sich dafür das Jagdmanagementsystem BJVdigital, so BJV-Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Reddemann, der die Dialogrunde über das neue System zum digitalen Schwarzwildmonitoring informierte. Entwickelt wurde es vom Bayerischen Jagdverband, um einen ständigen Informationsaustausch und eine intensive Zusammenarbeit zwischen Jagdbetrieb, Land- und Forstwirtschaft zu unterstützen. „So können in ganz Bayern Schwarzwildsichtungen, -erlegungen und -schäden erfasst, verwaltet und miteinander geteilt werden.“

Der Landkreis Schwandorf führt hier bereits ein Pilotprojekt zur digitalen Erfassung von Streckendaten durch. „Damit wird eine direkte elektronische Schnittstelle für die Onlineübermittlung der Streckenlisten des BJV an die Untere Jagdbehörde geschaffen“, so Dr. Reddemann. Vom System, das sich nach Auskunft des BJV bereits sehr gut bewährt hätte, indem der Aktionsraum von Schwarzwild deutlich reduziert werden konnte, zeigte sich Regierungspräsident Bartelt beeindruckt. Er sicherte dem Verband die Unterstützung zu, das Instrument in den weiteren Oberpfälzer Landkreisen bekannt zu machen.

Auch auf der Agenda stand das Fischottermanagement. Vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium wurde in den drei Oberpfälzer Landkreisen Tirschenreuth, Cham und Schwandorf wegen der besonderen Betroffenheit des Regierungsbezirks ein Pilotprojekt gestartet. Ziel sei es, die streng geschützte Tierart in seinem inzwischen bayernweit guten Erhaltungszustand zu sichern, aber auch bei der Schadensprävention weitere Möglichkeiten zu eröffnen. Die Oberpfalz, so Bartelt, befinde sich hier in einem Spannungsfeld. Mit der stark steigenden Population der Tiere wachsen aufgrund der Fischverluste die Probleme für die traditionelle, insbesondere für die Nordoberpfalz charakteristische und wirtschaftlich bedeutende Teichwirtschaft. Dass das Fischotter-Vorkommen im Osten des Freistaats, insbesondere entlang der Grenzregionen, mittlerweile wieder besonders hoch ist, belegt auch das aktuelle Wildtiermonitoring des BJV, bestätigte Prof. Dr. Vocke.

Einen Einblick in die forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung bot Forstdirektor Alwin Kleber. Die Vegetationsgutachten, die alle drei Jahre von der Forstverwaltung erstellt werden, sind ein wichtiges Hilfsmittel im Rahmen der Abschussplanung. Erstellt werden sie für alle rund 750 bayerischen Hegegemeinschaften. Die Verbisssituation in der Oberpfalz entspreche dem bayerischen Durchschnitt, im Langfristtrend sei jedoch eine Verbesserung der Verjüngungssituation zu erkennen, so Kleber. „Durch Kalamitäten und getrieben vom Klimawandel hat die Verjüngung des Waldes Tempo aufgenommen, insofern gewinnt das Gutachten immer mehr an Bedeutung.“ Über das Gutachten hinaus sei aber der konstruktive Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Jagdgenossen und Revierinhabern vor Ort der entscheidende Faktor, um den Waldumbau zu klimatoleranten Mischwäldern erfolgreich zu unterstützen.

Mit dem Wolfsmanager für die Oberpfalz und den Veldensteiner Forst, Markus Martini, stellte sich im Rahmen des Spitzengesprächs ein für den BJV wichtiger neuer Ansprechpartner vor. Bislang stelle die Anwesenheit des Wolfes in der Oberpfalz kein Problem dar, so Martini. Die zwei Risse, die es bislang gegeben hätte, seien zu 100 Prozent entschädigt worden. Er sehe jedoch einen hohen Informations- und Gesprächsbedarf und stehe dafür gerne bereit. Das Angebot nahm BJV-Präsident Präsident Prof. Dr. Vocke gerne an. Die Rückkehr des Wolfes sei ein hochemotionales Thema, auch für die Jägerschaft. Seitens des BJV werden derzeit unter anderem Maßnahmen zum Wolfsmonitoring vorbereitet.

Zum Abschluss der konstruktiven Gesprächsrunde versicherten der BJV, wie auch die Regierung der Oberpfalz, die Zusammenarbeit und den Dialog in Zukunft weiter fortzusetzen.

Regensburg