Gartenamt
Bäume – Kettensäge bringt den Bürger auf die Barrikaden

09.03.2018 | Stand 13.09.2023, 7:07 Uhr
−Foto: n/a

Wenn das Gartenamt zur Säge greift, dann hagelt es Proteste von den Bürgern. Auch kürzlich, als elf Bäume entlang einer Allee gefällt wurden. Ist das Tischtuch zwischen Bürgern und Gartenamt zerrissen?

REGENSBURG Eigentlich vergeht in diesen Tagen kaum eine Woche, in der nicht ein Bürger in der Redaktion anruft oder eine Mail schickt, weil er etwas vermutet: Baumfrevel nämlich. In einer Region, in der selbst im Landkreis eine Verstädterung zu spüren ist, ist das auch nicht weiter verwunderlich: Die Menschen lieben es grün. Da kämpft man im Zweifel auch um jeden Baum. Vergangene Woche war es wieder soweit: Die Wochenblatt-Redaktion erreichen Fotos von abgeschnittenen Bäumen. „Erst wird wegen dem Diesel und Feinstaub großer Wirbel gemacht“, merkt der Leser an. „Schlimmer finde ich, dass in der Konrad-Adenauer-Alle sage und schreibe elf gesunde Bäume weichen mussten, um den Gehweg zu verbreitern!“

Stimmt das? Muss die grüne Lunge an der Allee weichen, weil der Bürger flanieren will? Ja und hat die Konrad-Adenauer-Alle dann überhaupt noch den Namen Allee verdient?

Wir fragen nach bei der Stadt, die den richtigen Ansprechpartner schnell ausmacht: das städtische Gartenamt. Das hat nicht eben einen leichten Job: Einerseits sollen bei Wind und Wetter die wunderbaren Außenanlagen, beispielsweise am Bahnhof, im Frühjahr blühen und die oft trockenen Sommer überstehen. Andererseits müssen eben oft auch Bäume weg. Und das könnte in absehbarer Zeit auch eine ganz neuralgische grüne Zone in Regensburg treffen: eben das Bahnhofs-Areal am Ernst-Reuter-Platz. Zwar ist selbst der grüne Bürgermeister Jürgen Huber für ein Regensburger Kultur- und Kongresszentrum, doch trotz Ausgleichsflächen müssen da erst einmal Bäume dran glauben. Zudem ist zu befürchten, dass die Bäume gefällt werden, noch lange bevor feststeht, ob überhaupt ein RKK gebaut werden kann – schließlich soll auch das Wirsing-Hochhaus schnell weichen.

Stadt: „Bäume zeigten erhebliche Vergreisung“

Doch zurück zu den „elf gesunden Bäumen“ in der Konrad-Adenauer-Allee: Was sagt das Stadtgartenamt?

„Das Gartenamt hat nach umfangreichen Untersuchungen und gewissenhaften Planungen die Straßenbäume auf der Südostseite der Konrad-Adenauer-Allee zwischen der Ziegetsdorfer Straße und dem Franz-Winzinger-Weg gefällt“, heißt es dazu von der Stadt.

Die dortigen Linden hätten aufgrund der schlechten Standortbedingungen – ein zu kleiner Wurzelraum und ungeeigneter Boden – „erhebliche Vergreisungssymptome im Kronenbereich mit viel Totholz und keinerlei Zuwachs in den letzten Jahren“. Zudem waren die Linden vom Lindentriebsterben befallen, bei der ein Pilz zum Absterben jüngerer Triebe führt, so die Stadt weiter.

Dass bei jeder Baumfällung eine umfangreiche Absprache unter den Behörden erfolgt, ist der Stadt zudem wichtig. So sei die Maßnahme „zwischen dem Tiefbauamt, dem Gartenamt und dem Umweltamt abgestimmt worden“. Dass der Bürger so genau auf die Bäume in der Stadt schaut, ist aber auch kein Wunder. Immerhin hat sich die Stadt ja eine Baumverordnung gegeben, die für jeden Bürger gilt. Wer meint, im Garten einfach Bäume abschneiden zu dürfen, hat sich gebrannt. Im Stadtgebiet ist es nämlich verboten, Bäume abzuschneiden oder zu beschädigen. Geldbußen bis zu 50.000 Euro drohen bei Zuwiderhandlung!

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