Gartenjahr
Gemeinschaftsgärten – eine alte Tradition als neuer Trend

23.01.2018 | Stand 24.07.2023, 15:04 Uhr
−Foto: Foto: Stephanie Fleiner

Es gibt viele Möglichkeiten, sich mit der Gartenbewirtschaftung und -gestaltung zu beschäftigen und dadurch positiv auf das Ortsbild und die Heimat Einfluss zu nehmen. Ein neuer Trend, das gemeinsame Garteln, greift jetzt eine alte Tradition wieder auf: die Gemeinschaftsgärten.

LANDKREIS REGENSBURG Ein Stückchen Land zu bewirtschaften, den Kreislauf im Garten aktiv mitzugestalten und zu erleben und vielleicht sogar die eigene Ernte zu verarbeiten, gibt vielen Bürgern eine wohltuende Befriedigung. „Gemeinschaftsgärten“ waren auch Thema des Seminars des Kreisverbandes Regensburg für Gartenkultur und Landespflege, zu dem Kreisvorsitzender Karl Pröpstl sowie der OGV-Vorsitzende von Eilsbrunn, Siegfried Kaier, im Gasthof Erber in Eilsbrunn OGV-Vorsitzende, Gartenpfleger, Kinder- und Jugendgruppenleiter sowie Nachwuchskräfte begrüßen konnten. 

Erfolgreiches Gärtnern

Referent Franz Rösl von der Interessensgemeinschaft „Gesunder Boden“ gab den Seminarteilnehmern eingangs umfangreiche Informationen zur Bodenbeschaffenheit. Der Boden als Schlüssel zum erfolgreichen Gärtnern wurde von ihm vom Humusgehalt über Kompost und Düngung bis zur Nährstoffzusammensetzung in Zahlen und Bildern dargestellt. Rösl machte den Zuhörern deutlich, dass chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel sich lange im Boden halten und auch durch Kompostierung der belasteten Pflanzenreste diese sich nicht abbauen und so den Gartenboden lange belasten können. 

Thomas Jaksch von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf frischte im Anschluss daran altes Gärtnerwissen auf. Sein Fokus lag auf einer überlegten Planung für eine optimale Nutzung des Beetes. Er ging auf die traditionellen Kultur- und Fruchtfolgen ein, die sich aus Saatzeitpunkt und Größe der Pflanzen sowie Nährstoffbedarf ergeben. Jaksch animierte die Gartler, offen zu sein für neue Züchtungen, da diese auch in Gefäßen oder in Hängeampel gut gedeihen. Auch in Mischkulturen, wie sie oft in Gemeinschaftsgärten zu finden sind, würden sich die Pflanzen gegenseitig ergänzen. „Und wenn dann noch ein paar Ringelblumen oder Tagetes an den Beetrand gepflanzt werden, lockt man Insekten und das Gemüse wird sozusagen nebenbei bestäubt“, so Thomas Jaksch. 

Gartenarbeit gibt Impulse für Aktionen und Ideen

Als letzte Referentin gab Gudrun Walesch von der „anstiftung“ München anhand von vielen Beispielen Tipps für eine gärtnerische Gemeinschaft und zeigte deren Möglichkeiten auf. Sie verdeutlichte anhand von Bildern, dass dem Gestaltungsspielraum dabei keine Grenzen gesetzt sind und stellte unterschiedlichste Organisationsstrukturen für Gemeinschaftsgärten vor. Außerdem brachte sie viele Anregungen aus anderen Städten mit und berichtete davon, was jenseits des gärtnerischen Tuns in einem Gemeinschaftsgarten für Aktionen und Ideen entstehen. 

„Wir hoffen, dass der Kreisverband Regensburg für Gartenkultur und Landespflege mit diesem Seminar wieder einmal neue Impulse für die Vereinsarbeit in den OGV geben konnte“, so Stephanie Fleiner, Geschäftsführerin vom Kreisverband Regensburg für Gartenkultur und Landespflege, die mit dem Seminar gleichzeitig eine wichtige Intention umgesetzt sah: „Um unsere Heimat zu gestalten und die Umwelt zu schützen, sind andere Sichtweisen auf Altbewährtes notwendig.“ 

Hintergrund 

Gärten sind Stätten der Integration. In jeder Kultur gibt es Gartenbau. So können fernab aller sprachlichen und kulturellen Probleme Gemeinsamkeiten im Garten als erstes Bindeglied für die Gemeinschaft dienen. Das hat man schon vor allem in größeren Städten erkannt. Der Kreisverband greift mit seinem Leitthema 2018 diese Idee auf und will sie in die Fläche, sprich die Landkreisgemeinden, tragen. Oftmals haben gerade Neubürger keinen eigenen Garten mehr, möchten sich aber dennoch oder gerade deswegen in der Gemeinschaft der Obst- und Gartenbauvereine (OGV) einbringen. Auf der anderen Seite gibt es große alte Gärten, die bedingt durch Krankheit oder Alter der Besitzer nicht mehr in vollem Umfang bewirtschaftet und gepflegt werden können, hier aber durchaus Hilfe erwünscht wäre. Auch Flächen der Gemeinde könnten dauerhaft oder als Zwischennutzung für einen Gemeinschaftsgarten dienen. Deshalb sind für die Umsetzung von Gemeinschaftsgärten, auch im Landkreis Regensburg, die Gemeinden als Grundstückseigentümer sowie die OGVs als kompetente Ansprechpartner vor Ort die wichtigsten Partner.

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