Kampagne „Wiaf nix weg“
Passauer Kreis e.V. startet Kampagne gegen die Wegwerf-Mentalität

17.10.2019 | Stand 02.08.2023, 23:11 Uhr
−Foto: Foto: Passauer Kreis

Der Wegwerfmentalität den Kampf ansagen, will der Passauer Kreis e.V. mit seiner Kampagne „Wiaf nix weg!“. Die Aktion richtet sich in erster Linie gegen das meist gedankenlose Wegwerfen von Müll und die Verschwendung von Lebensmittel.

PASSAU Insgesamt landen in Deutschland im Jahr fast 13 Millionen Tonnen Essen im Müll. Durch richtige Lagerung und bewusstes Einkaufen ließe sich ein Großteil einsparen. Allein in Privathaushalten werfen Menschen durchschnittlich 85,2 Kilogramm Essen im Jahr weg. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten 37,3 Kilo einsparen, wenn sie weniger einkaufen, etwa Obst, Gemüse und Brot richtig lagern und Reste nicht bedenkenlos wegwerfen.

Und ein weiteres Problem will der Verein aufgreifen. In vielen Orten ist es ein bekanntes Bild: Alte Kaugummis kleben am Boden, Zigarettenstummel sammeln sich in den Ritzen zwischen den Pflastersteinen, Kaffeebecher und Bierflaschen sind meist auch nicht weit, leere Pizzakartons und die Überreste von Fastfood liegen achtlos in der Bushaltestelle.

Um dies künftig zu vermeiden, planen die Städte für solche Umweltvergehen höhere Strafen auszusprechen und haben dies zum Teil bereits umgesetzt. Höhere Bußgelder, denn wer öffentliche Flächen mutwillig verschmutzt, muss auch dafür geradestehen, mehr Kontrollen, größere Mülleimer, neue Mehrwegsysteme. Mit verschiedenen Strategien haben viele deutschen Städte in jüngster Zeit den Kampf gegen Müll auf den Straßen verschärft.

Aber die Kommunen stehen vor einem gemeinsamen Problem: Das Wegwerfen und Liegenlassen von Müll wird kaum zu kontrollieren sein. Umweltfrevler zu erwischen angesichts einer dünnen Personaldecke ist ein unlösbares Problem. Schmutz sei oft nicht nur ein Problem der Ästhetik, sondern oft auch für die Natur. Während des Rauchens sammeln sich zahlreiche giftige Substanzen in dem Filter. Wenn Kippen in der Natur landen, werden diese Substanzen durch Regen ausgewaschen und gelangen ins Grundwasser. In Zigarettenstummeln sammeln sich jede Menge giftige Substanzen wie beispielsweise Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd, Benzol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Und nicht zu vergessen: Nikotin. Falsch entsorgte Kaugummis werden oft von Kleintieren und Vögeln gefressen, die daran sterben könnten.

Eine Studie der Berliner Humboldt-Universität zum sogenannten Littering – dem unachtsamen Wegwerfen von Müll – ergab, dass die Hauptverursacher von Littering junge Erwachsene zwischen 21 und 30 Jahren sind, gefolgt von Jugendlichen (14 bis 20 Jahre) und älteren Erwachsenen (über 50 Jahre).

Als Gründe für das Wegwerfen werden häufig neben Bequemlichkeit, Faulheit und Gleichgültigkeit die veränderte Konsumgewohnheiten, eine „fliegende Verpflegung“ am Imbissstand, die zahllosen „to-go“-Angebote, einwegverpackte Getränke und Speisen und ein generell nachlässigerer Umgang mit öffentlichem Eigentum genannt.

Natur wird nicht mehr von allen als grundlegend positiv und damit nur bedingt als erhaltenswert wahrgenommen. Verantwortung wird abgeschoben – für die Reinigung öffentlicher Flächen sind andere zuständig. Hinzu kommt Gleichgültigkeit gegenüber fremdem Eigentum oder Gemeinschaftsbesitz.

Eine Gleichgültigkeit, die sich auch ausdrückt in zahlreichen Graffitis und Schmierereien und eben Müll im öffentlichen Bereich. Die Folgen dieses Verhaltens äußern sich in kommunalen Reinigungskosten. Diese gehen in die Millionen. Eine Stadt wie Stuttgart investiert zehn Millionen pro Jahr, um Grünanlagen zu entmüllen. Nicht ordnungsgemäß entsorgter Müll belastet die Umwelt und stellt eine enorme Vergeudung an wertvollen Ressourcen dar.

Das gedankenlose Wegwerfen kann nur wirkungsvoll bekämpft werden, wenn verschiedene Maßnahmen kombiniert und gezielt ergriffen werden. Die größte Wirkung zeigen Maßnahmen, die versuchen, das Verhalten des Menschen zu ändern. Hier wird der Passauer Kreis e.V. mit seiner Kampagne ansetzen. Als „Partner“ sieht man Gemeinden, Schulen und Bürgerinnen und Bürger, die nicht wegsehen, wenn Müll achtlos weggeworfen wird.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Vereins unter: www.passauer-kreis.de.

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