„Wir stehen mit dem Rücken zur Wand!“
MdL Alexander Muthmann setzt Bienen-Initiative fort

13.07.2018 | Stand 31.07.2023, 9:23 Uhr
−Foto: n/a

Was können Staat, Landkreise und Kommunen tun, um den Bienen das Überleben zu sichern? Diese Frage treibt den Landtagsabgeordneten Alexander Muthmann aus Freyung um.

FREYUNG In seinem Heimatlandkreis hat der FDP-Politiker Anfang Juni 2018 eine Initiative gestartet, wonach öffentliche Flächen bienenfreundlicher gestaltet und gepflegt werden sollen. In diese Aktion will er jetzt auch den Landkreis Regen einbeziehen und ist sich dabei der Unterstützung von Landrätin Rita Röhrl sicher: „Sie ist sehr aufgeschlossen für das Thema!“ Muthmann traf sich in dieser Woche im „Haus der Bienen“ in Kirchberg im Wald mit Franz Rothkopf, dem Vorsitzenden des Imker-Kreisverbandes Regen, um sich die aktuelle Lage und Maßnahmen zur Verbesserung schildern zu lassen.

„Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagte Rothkopf. Heuer gebe es in der Region um den Rachel keinen Waldhonig, denn zwei bis drei starke Gewitter hätten die Honigläuse von den Bäumen gespült. Der Imker berichtete auch von einer extrem kurzen Saison. Im Frühjahr sei die Natur regelrecht explodiert; innerhalb einer Woche habe alles auf einmal geblüht. „Nicht zuerst der Kirschbaum und der Löwenzahn, wie es normal ist, sondern Apfel, Zwetschge, Birne gleichzeitig! Und dann war alles vorbei!“ In der Konsequenz bedeute das starke Einbußen.

Rund 45 000 organisierte Imker gibt es in Bayern; zwei Prozent von ihnen leben von der Imkerei. Franz Rothkopf ist einer von ihnen. Er hat hundert Völker an unterschiedlichen Orten: beim „Haus der Bienen“ in Kirchberg im Wald, in Unternaglbach, Guglöd, Lalling und in seinem Heimatort Höllmannsried. Als zweites Standbein betreibt er eine Königinnenzucht und dabei spielt die Belegstelle im Nationalpark Bayerischer Wald eine besondere Rolle. Der Kreisverband Regen hatte sie als erste Reinzucht-Belegstelle in Bayern Anfang der 1950-er Jahre an der Rachel-Diensthütte errichtet; seit 2005 befindet sie sich in Guglöd. An die 3 000 Königinnen werden hier jedes Jahr von Drohnen der gleichen Rasse begattet. „Wir sind dabei die Besten“, stellte Franz Rothkopf selbstbewusst fest, denn die Belegstelle Guglöd sei zu 80 Prozent von Wald umgeben, was die Reinzucht erleichtere. Hier gebe es keine Imker und die, die auf der restlichen Fläche registriert sind, dürften nur die gewünschten Bienenrassen halten. Sie erhielten jedes Jahr verbilligte Reinzuchtköniginnen, damit der Schutzkreis von sieben Kilometern sauber bleibe. Als Kriterien für „beste Bienenvölker“ nannte Rothkopf Honigertrag, Sanftmut und Schwarmverhalten: am Ort bleiben, nicht abhauen, sonst gehen dem Imker Volk und Honig verloren. 

Die aktuelle Entwicklung macht Rothkopf große Sorgen. In der Landwirtschaft sei dringend ein Umdenken notwendig. Er sei deswegen mit dem Kreisverband des Bayerischen Bauernverbandes und vor allem mit den Landfrauen in Kontakt, die hier aufgeschlossen reagierten. Die Haupttracht für den Bienenhonig komme von der Wiese. Wenn schon gemäht werde, bevor der Löwenzahn abgeblüht sei, könnten sich die Bienen nicht entwickeln, was wiederum erhebliche Verluste für die Imker bedeute, die keinerlei Ausgleich erhielten. Rothkopf wünscht sich pro Jahr und Bienenvolk eine Bestäubungsprämie von 50 Euro. Diese Forderung sei schon einmal im Landesverband beschlossen, dann aber nicht umgesetzt worden. Rothkopf will sie beim Niederbayerischen Imkertag am kommenden Wochenende in Reisbach im Landkreis Dingolfing-Landau wieder zum Thema machen.

Die Initiative von Alexander Muthmann, öffentliche Flächen bienenfreundlicher zu gestalten und zu pflegen, begrüßt Rothkopf. Der Imker-Kreisverband Regen gebe seit zwölf Jahren Samen für Blühflächen an Landwirte und Privatleute aus. Im nächsten Jahr werde er an Kindergärten und Schulen gehen, um die Kinder als Verbündete für die Bienen zu gewinnen. Haselnusssträucher, Schlehen, Erlen und Obstbäume seien wichtig, damit sich ein Bienenvolk im Frühling entwickeln könne. Für Wiesen empfahl Rothkopf Phacelia und durchwachsene Silphie als Alternative zum Mais.

So sieht eine bienenfreundliche Wiese aus. Franz Rothkopf erklärt MdL Alexander Muthmann die verschiedenen Blumen und Gräser. −Foto: Abgeordnetenbüro Alexander Muthmann

Im „Haus der Bienen“, das der Kreisverband Regen 2002 mit Unterstützung der EU und des Landkreises Regen erbaut hat und das sich in der Trägerschaft der Gemeinde Kirchberg befindet, informierte sich Alexander Muthmann über die verschiedenen Angebote der Imker. Ihnen riet der Abgeordnete zu einer intensiveren Lobbyarbeit. Gerade vor der Landtagswahl sei es dringend geboten, ihre Forderungen an die Politiker heranzutragen wie es andere Gruppen machten, damit staatliche Stellen endlich auch zum Handeln gebracht würden. Es gebe viele staatseigene Liegenschaften, auf denen die Lebensraumbedingungen für Bienen verbessert werden könnten.

Muthmann regte auch an, sich verstärkt um regionale Absatzmärkte zu kümmern wie es beispielsweise in Österreich der Fall sei. Dort befinde sich in großen Supermarktketten eine Ecke mit regionalen Produkten. Derzeit arbeite man mit einzelnen Märkten zusammen, berichtete Rothkopf, der jedes Jahr eine Tonne Honig zu einem Abnehmer nach Südtirol fährt. Ein langer Weg…

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