Wir werden bis in den Sommer brauchen
Abgeordnete informieren sich bei Forstamt über Aufarbeitung der Sturmschäden

13.02.2018 | Stand 20.07.2023, 16:08 Uhr
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„Es ist schon erstaunlich, aber trotz der massiven Schäden, vor allem in den Bereichen Thyrnau, Wegscheid oder auch Sonnen, kann ich sagen, dass die Aufarbeitungen der Sturmschäden extrem weit sind“, erklärt Johann Gaisbauer, Forstdirektor beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, bei einem Gesprächstermin mit den Abgeordneten Walter Taubeneder und Prof. Dr. Gerhard Waschler.

LANDKREIS PASSAU Der Forstdirektor führt die schnelle Abarbeitungszeit auch auf den hohen Zulauf an Unternehmen zurück, die enormes Interesse an dem Schadholz zeigen – „und das reicht vom kaputten, zersplitterten Holz bis hin zum Stammholz – die Firmen schlecken sich die Finger nach unserem Holz ab.“ Dabei werde das Holz in sämtliche Regionen verkauft: Österreich, Rumänien, aber auch in die Oberpfalz oder die Schwäbische Alb. Dennoch stehe völlig außer Frage, dass die Aufarbeitung der Sturmschäden weiter anhalten werde: „Wir brauchen sicher bis in den Sommer!“

Die Harvester fahren wieder, derzeit vor allem in den schwierigen Lagen, so im Bereich Thyrnau und Hauzenberg. Die jeweilige Organisation der Räumungsarbeiten laufe oft direkt vor Ort ab – teilweise organisieren sich die Betroffenen komplett eigenständig. Die Waldbesitzervereinigungen Passau und Wegscheid spielen bei der Aufarbeitung und Vermarktung eine wichtige Rolle.

„Ein schwieriges Thema sind mancherorts die Holzerlöse. Hier herrschen teilweise große Unterschiede“, macht Johann Gaisbauer auf die Problematik aufmerksam. Im Gegensatz dazu stehen die schnellen und unbürokratischen Soforthilfemaßnahmen des Freistaats Bayern – „diese werden von den Waldbesitzern immer wieder gelobt. Natürlich sind die Gelder kein Ersatz für Vermögensverluste, aber Rückmeldungen von den Betroffenen zeigen, dass diese in jedem Fall eine große Hilfe sind. Eine wichtige Beihilfe bei den Aufräumarbeiten“, will Gaisbauer nochmals betonen. Der jeweilige Wertverlust sei natürlich keineswegs abgedeckt.

Die Abgeordneten machen in diesem Zusammenhang nochmals auf die jeweilige Eigenverantwortung aufmerksam: „Der Freistaat nimmt sich in katastrophalen Lagen nie aus der Verantwortung, aber die Erwartungshaltung in der Bevölkerung sollte nicht zum Selbstverständnis werden – es muss gemeinsam nach Lösungen gesucht werden“, so MdL Taubeneder und MdL Waschler.

Die nächste Herausforderung sei der Wegebau in den Gemeindebereichen. „Die Forststraßen und Rückwege müssen teilweise schon jetzt für den Abtransport wieder fit gemacht werden – und nach den Aufräumarbeiten muss dann natürlich die endgültige Instandsetzung erfolgen“, erklärt Johann Gaisbauer. Der Schaden endet auch nicht am Waldrand – „hier müssen wir für die Gemeindestraßen gemeinsam nach Lösungen suchen“, so auch die Abgeordneten. Die gute Seite – wenn man dies überhaupt so sagen könne: „Wir haben im Nachgang einen gut erschlossenen Wald, auch für die freizeitsuchende Bevölkerung!“ So entstehe beispielsweise im Bereich Thyrnau ein fast komplett neues Waldwegenetz, macht der Forstamtsleiter auf die Konsequenzen aufmerksam.

Derzeit sind Engpässe bei der Pflanzenbeschaffung zum Aufforsten erwartet, was am ungeplant plötzlich hohen Bedarf liege. „Das ist Waldumbau im klassischen Sinn. Wir brauchen Baumarten, die zu den zukünftigen klimatischen Bedingungen bei uns passen“, so Gaisbauer. Dabei empfiehlt er, weg von der Fichte, hin zu Lärche und Douglasie zu gehen, auch die Eiche soll verstärkt berücksichtig werden. „Eine gute Mischung ist die Musterlösung. Wir sind derzeit dabei, Konzepte für die Wiederaufforstung zu erstellen. Wichtig ist, dass wir uns Zeit bei der Aufforstung lassen.“

Der Forstdirektor und sein Stellvertreter dankten den Abgeordneten für den erneuten Besuch: „Auch für uns ist der stete Austausch und die Rückkopplung zur Politik wichtig.“

Passau