Für mehr Artenvielfalt
„Bunte Bauernäcker“ – Landschaftspflegeverband und Kelheimer Landwirte säen Ackerwildkräuter

20.11.2020 | Stand 21.07.2023, 1:48 Uhr
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Der Erhalt unserer Artenvielfalt findet nicht nur auf bunt blühenden Wiesen statt, sondern auch auf Äckern. Ausschlaggebend dafür ist das Vorkommen von Ackerwildkräutern, die jedoch auf immer weniger Flächen im Landkreis zu finden sind.

Landkreis Kelheim. „Im Zuge des Projektes ,Bunte Bauernwiesen – Bunte Bauernäcker‘ werden die Samen von seltenen Ackerwildkräutern gezielt gesammelt und auf geeigneten Flächen wieder ausgebracht“, so Veronika Stiglmaier, die beim Landschaftspflegeverband Kelheim VöF für das Projekt zuständig ist.

Entscheidend ist, dass Flächenbewirtschafter sich am Projekt beteiligen, wie zum Beispiel die Familie Meyer aus Georgenbuch bei Riedenburg. Auf deren Vertragsnaturschutzacker beim Gleislhof wird in diesem Jahr Wintergetreide angebaut und vergangene Woche wurden dort Samen von seltenen Ackerwildkräutern angesät. „Nachdem die Fläche über das Altmühlleiten-Projekt angekauft wurde, bewirtschaften wir diesen Acker extensiv. Es würde uns freuen, wenn sich die angesäten Ackerwildkräuter auf der Fläche etablieren und wir somit einen zusätzlichen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten können“ , o Landwirt Alois Meyer. Neben diesem und einem angrenzenden Acker am Gleislhof werden auf drei weiteren Äckern im Landkreis über das Projekt Ackerwildkräuter ausgebracht. „Es werden auch weiterhin Landwirte und Landwirtinnen bzw. FlächeneigentümerInnen gesucht, die sich für eine extensive Bewirtschaftung ihrer Ackerflächen interessieren“, so Klaus Amann, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands.

Ackerbau, Ackerwildkräuter und Artenvielfalt – wie passt das zusammen? Über die Jahrtausende des Ackerbaus haben sich rund 350 Ackerwildkräuter in unseren Breiten speziell an den Lebensraum Acker und die damit verbundenen Verhältnisse, wie Konkurrenz durch Nutzpflanzen oder den Bodenumbruch angepasst. Dazu zählen Arten, wie der Rittersporn, der Frauenspiegel oder das Sommer-Adonis-Röschen. In ihrer Vielfalt sind Ackerwildkräuter wiederum eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten, Feldvögel und Kleinsäuger in der Agrarlandschaft und somit ein wichtiger Bestandteil der heimischen Artenvielfalt.

Ackerwildkräuter, sind das nicht Unkräuter und warum sollte man die schon auf dem Acker wollen? Als Unkraut werden in der Umgangssprache Pflanzen bezeichnet, die ohne Zutun neben den Nutzpflanzen wachsen. Weil diese Pflanzen unter Umständen zu Ertragsminderungen, zu einer Erschwerung der Ernte oder zu einem ungepflegten Erscheinungsbild des Ackers führen können, werden sie als Unkräuter bezeichnet und sind weder in der Landwirtschaft noch im Naturschutz sonderlich beliebt. Jedoch führen 95 Prozent der Ackerwildkräuter in der Regel zu keiner der oben genannten negativen Belastungen. Im Gegenteil: Ackerwildkräuter schützen vor Erosion, sind konkurrenzschwach und führen daher meist zu keiner nennenswerten Ertragsminderung. Die oftmals farbenfrohen Blüten bereichern nicht nur das Nahrungsangebot von Insekten und liefern Sämereien für Feldvögel, sie sind auch ein Teil eines charakteristischen Landschaftsbilds. Der größte Teil der Ackerwildkräuter ist durch die intensive Landwirtschaft selten geworden. In Bayern stehen 70 Prozent der Ackerwildkräuter bereits auf der roten Liste.

Was braucht es, um Ackerwildkräuter zu fördern und zu erhalten? Dazu braucht es in erster Linie eine ackerwildkrautfreundliche Bewirtschaftung. Die ackerwildkrautfreundliche Bewirtschaftung beinhaltet unter anderem den Verzicht auf chemische bzw. mechanische Beikrautregulierung, moderate Düngung, am besten mit Festmist, und eine späte Durchführung des Stoppelumbruchs. Die daraus resultierenden Mindererträge können durch den Abschluss einer Agrar-Umweltmaßnahme, zum Beispiel das Vertragsnaturschutzprogramm Acker ausgeglichen werden. Grenzertragsstandorte, sprich Flächen mit Ertragsmesszahlen unter 3.500, sind besonders geeignet. Dazu zählen Kalk-Scherbenäcker oder Sandäcker.

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