Zusammenschluss für Natur und Umwelt
„Der Landkreis Kelheim blüht auf!“ – 24 Gemeinden und der Landkreis ziehen für mehr Blühflächen an einem Strang

12.07.2019 | Stand 29.07.2023, 13:30 Uhr
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„Der Landkreis Kelheim blüht auf!“ – unter diesem Motto werden in den kommenden Jahren ungenutzte kommunale Flächen, sogenannte „Eh-da“-Flächen, naturschutzfachlich gepflegt und zu einem grünen Netz durch den gesamten Landkreis Kelheim ausgebaut.

LANDKREIS KELHEIM Dazu fand am Mittwoch, 10. Juli, die offizielle Auftaktveranstaltung in Mitterfecking in der Gemeinde Saal statt. Unter dem Beisein von vielen Bürgermeistern, Vertretern von Behörden und zahlreichen Vereinen und Verbänden wurde nicht nur das Konzept und die Planung für das „Eh-da“-Projekt vorgestellt, sondern gleich auch eine Mahdgutübertragung durchgeführt.

„Notwendig und wichtig ist das landkreisweite „Eh-da“-Projekt, weil das Vorkommen und die Vielfalt an Pflanzen und Tieren in unserer Landschaft zunehmend abnehmen“, mahnt Landrat Martin Neumeyer in seiner Begrüßung. Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig und verlangen ein Gegensteuern der ganzen Gesellschaft. Zusammen mit dem Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e. V. und dem Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern haben alle Kommunen im Landkreis Kelheim diesen Handlungsbedarf erkannt und sich dazu entschlossen, gemeinsam das „Eh-da- Flächen“- Konzept zu verfolgen.

„Alle Kommunen eines Landkreises, Fachbehörden und ein Landschaftspflegeverband gemeinsam für eine Sache – dieser Zusammenschluss für Natur und Umwelt ist außergewöhnlich, einzigartig und beispielhaft für ganz Bayern“, so Josef Reidel, Amtsleiter im Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern, das die Förderung dieses Projektes übernommen hat.

Prof. Dr. Christoph Künast von der TU München-Weihenstephan stellte bei seinem Fachvortrag die Grundidee des Fachkonzeptes vor. „Eh-da“-Flächen sind per Definition Flächen in der freien Landschaft und im Siedlungsbereich, die keiner wirtschaftlichen oder naturschutzfachlichen Nutzung unterliegen und damit sprichwörtlich „eh da“ sind, zum Beispiel Säume von Weg- und Straßenrändern oder Flächen um öffentliche Gebäude herum. Auf diesen Flächen sollen neben einer Ansaat von Blühwiesen aus heimischem Saatgut auch Hecken oder Nistflächen für Insekten angelegt werden und diese auch in den kommenden Jahren gepflegt werden. Wichtig ist nach den Ausführungen des Fachmanns, dass wir auch einen neuen Blick auf unsere Landschaft entwickeln und vermeintlich ungepflegte Flächen als wichtige Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen schätzen lernen. Für die Planung und die Umsetzung der Maßnahmen wird eigens von den ILE-Gemeinden im Landkreis Kelheim ab dem Frühjahr 2020 für mindestens zwei Jahre ein sogenannter Umsetzungsbegleiter eingestellt, der nicht nur für das Flächenmanagement zuständig, sondern auch Ansprechpartner für Kommunen und Bürger ist Kümmerer angestellt. ILE steht für „Integrierte Ländliche Entwicklung“ – Kommunen schließen sich zusammen, um gemeinsam Projekte zum Beispiel im Bereich des Natur- und Umweltschutzes voranzubringen.

„Wir wollen, dass das Thema Artenschutz und Naturschutz mit den Bürgern gemeinsam angegangen wird und dafür braucht es eine zentrale Stelle“, so der Saaler Bürgermeister Nerb. Denn auch Vereine und Bürger sind eingeladen, dem Beispiel der Kommunen zu folgen und „Eh-da“-Flächen anzulegen oder bei der Pflege und Anlage mit anzupacken. Der Umsetzungsbegleiter, zu 75 Prozent vom Amt für ländliche Entwicklung gefördert, wird bei der Gemeinde Saal angestellt und seinen Arbeitsplatz beim Landschaftspflegeverband VöF einnehmen.

Ganz praktisch wurde es am Ende der Auftaktveranstaltung. Auf einer Fläche bei Mitterfecking fand eine Mahdgutübertragung statt. Dabei wird auf einer artenarmen Empfängerfläche das Mahdgut von einer artenreichen Spenderfläche ausgebracht. Nach dem Trocknen des Mahdguts, fallen die Samen aus und keimen dort. Tatkräftig haben an diesem Tag der Landrat und einige Bürgermeister beim Verteilen des Mahdguts angepackt.

Kelheim