Exkursion Isarauen
Der Natur auf der Spur

01.10.2018 | Stand 02.08.2023, 22:25 Uhr
−Foto: n/a

Schutzgebietsbetreuer Thomas Schoger-Ohnweiler hatte im Rahmen des Jahresprogramms des Infozentrums Isarmündung –Dr. Georg Karl Haus – des Landkreises Deggendorf, kürzlich zu dieser Fahrrad-Exkursion in das oberbayerische Isar-Naturschutzgebiet „Isarauen“ eingeladen. Dort mündet am sog. „Isarspitz“ unterhalb der alten Flößerstadt Wolfratshausen, die Loisach in die Isar.

Auf der siebenstündigen Natur-Radtour stand bei bestem Spätsommerwetter erneut Natur pur im Focus. Erste Exkursionsetappe war das Mündungsgebiet der Loisach in die Isar. Dort herrschen, anders als im Isarmündungsgebiet, lichte Schneeheide-Kiefernwälder vor. Auch Wacholder sind immer wieder zu entdecken, außerdem sind Faulbaum und in erster Linie Weidengebüsche unterschiedlichen Alters ständige Wegbegleiter.

Die „Pupplinger Au“ ist nach den Bereichen zwischen dem Tiroler Scharnitz, der Isar-Partnerstadt Plattlings und dem oberbayerischen Lenggries, der Isarabschnitt, wo die Isar noch großflächige Naturbereiche zur Verfügung hat, um dort ihren Lauf immer wieder neu zu verlagern. Diese Dynamik ist spürbar und sichtbar: Die immer wieder neu entstehenden dortigen Kiesinseln werden rasch von Pionierbaumarten wie den Weiden besiedelt. Sie halten einerseits hohe und langanhaltende Überschwemmungen aus und sind andererseits gut gegen Gesteins-Geschiebeverletzungen und Holzstoß gefeit. Auch ihre Stockausschlagsfähigkeit und ihre Regenerationsfähigkeit nach derartigen Verletzungen sind uralte Anpassungen an diese Naturereignisse.

Auch sehr seltene kiesbrütende Vogelarten nutzen diese sich ständig verändernden Kiesinseln. Der Flussregenpfeifer und der Flussuferläufer-in historischer Zeit auch die in Kolonien brütende Flussseeschwalbe.

Dem Schutz dieser bedrohten Vogelarten wird dort mit einer entsprechenden Besucherlenkung Rechnung getragen: Bestimmte Kiesinseln werden beschildert und stehen dann während der Brutzeit „nur“ den Kiesbrütern zur Verfügung.

Die Radtour führte weiter auf ausgewiesenen Wegen und Pfaden durch harzige, sonnendurchflutete Kiefernwälder an besonders eindrucksvolle Uferbereiche. Durch Überschwemmungen und Hochwässer werden immer wieder größere Kiefern entwurzelt. Sie werden von der Isar weggeschwemmt, bleiben irgendwann im Flussbett liegen und ermöglichen so eine weiterführende Dynamik. Kolke und Laufverlagerungen im Kleinen schaffen in der Folge schnell ein kleinräumiges Lebensraum-Mosaik in einer ohnehin schon großartigen Landschaft.

An ein weiteres wichtiges Etappenziel führte Schoger-Ohnweiler die Teilnehmer schließlich zum Ickinger Stauwehr. Unterhalb des Wehres sind durch das Wasserwirtschaftsamt München frühere Uferversteinungen entfernt - und ein Umgehungsgerinne angelegt worden. Auch eine passierbare Fischtreppe ermöglicht ziehenden Fischarten wieder Wanderungen zu ihren angestammten Laichgebieten. Nach einem gemeinsamen Mittagessen beim „Bruckenfischer“ auf Höhe Schäftlarn ging die Radtour weiter Richtung Mühltal. Dort wurde vor dem zweiten Weltkrieg ein großes Wasserkraftwerk mit der längsten Floßrutsche Europas gebaut.

Heute transportieren die Flöße nicht mehr wichtige Baumaterialien, wie einst beispielsweise das Dachstuhl-Holz der Münchner Frauenkirche, sondern feierlustige Gruppen bis nach München. Wieder zurück in Wolfratshausen endete die erlebnisreiche Exkursion entlang der oberbayerischen Isar, der man inzwischen an so vielen anderen Flussabschnitten hilft, sich durch Renaturierungen wieder selbst zu helfen.

Deggendorf