Kaum Häuser
Wohnungsnot bei Schwalben

06.06.2018 | Stand 29.07.2023, 13:39 Uhr
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Endergebnis Stunde der Gartenvögel zeigt: Kaum Häuser mit Schwalbennestern – Haussperling bleibt an der Spitze.

BAYERN Der Haussperling bleibt weiterhin der am häufigsten beobachtete Vogel in Bayerns Gärten, auch wenn sein Bestand stagniert und bayernweit vor allem in den Stadtzentren abnimmt. Der Feldsperling dagegen hat es dieses Jahr zum ersten Mal in die Top 3 geschafft. „Dies ist jedoch kein Erfolg, es zeigt lediglich, dass ein typischer Feldvogel immer öfter in Siedlungsbereiche ausweicht und dort nach einem geeigneten Lebensraum sucht“ erklärt Martina Gehret, Citizen-Science-Beauftragte des LBV.

Erfreuliche Nachrichten gibt es jedoch von der Rauchschwalbe zu berichten. „Mit mehr als 3.600 Beobachtungen wurden uns dieses Jahr so viele Rauchschwalben wie noch nie gemeldet“, freut sich Martina Gehret. Ob sich dieser Trend vorsetzt ist jedoch fraglich und bleibt abzuwarten. Weniger gut sieht es dagegen bei der Frage nach Schwalbennestern an Häusern aus. „Weniger als sieben Prozent der Teilnehmer meldeten uns ein Mehl- oder Rauchschwalbennest an ihrem Gebäude“, so Gehret. Über 9000 bayerische Naturfreunde beteiligten sich dieses Jahr an der gemeinsamen Bürgerforscher-Aktion von LBV und seinem bundesweiten Partner NABU.

Glück bei der Wohnungssuche in Bayern brauchen vor allem Gebäudebrüter wie Rauch- und Mehlschwalben. An den rund 4400 zur Stunde der Gartenvögel PLUS gemeldeten Häusern gibt es nur an knapp sieben Prozent der Gebäude Schwalbennester. Im Vergleich zu den Jahren 2015 und 2016 hat deren Anzahl immerhin nicht weiter abgenommen. Trotzdem scheint sich der Negativtrend unserer Gebäudebrüter weiter schleichend fortzusetzen. „Die Gründe dafür sind hauptsächlich der Flächenversiegelung und dem Rückgang der Fluginsekten zuzuschreiben,“ erklärt Gehret. Alle Naturfreunde die Schwalben ein Zuhause geben, können sich beim LBV für die Auszeichnung „Schwalbenfreundliches Haus“ bewerben.

Erfreulich für den LBV: Deutlich öfter als Schwalbennester wurden Lehmpfützen gemeldet, nach denen in diesem Jahr erstmalig bei der Stunde der Gartenvögel PLUS gefragt wurde. „Lehmpfützen sind als Grundlage für das Nestbaumaterial von Schwalben unersetzlich. Aus dem feuchten Material formen die Flugkünstler kleine Kügelchen, die sie als halbkugelförmige Nester an Hauswände unter Dachvorsprünge kleben“, erklärt die Citizen Science Beauftragte. „Ohne Baumaterial können keine Nester ausgebessert oder neu angelegt werden. Aus diesem Grund freuen wir uns sehr darüber, dass es laut unserer Mitmachaktion in der Umgebung von jedem vierten Haus noch Lehmpfützen geben soll.“

Aber nicht nur die Gebäudebrüter haben Schwierigkeiten beim Wohnungsbau. Viele weitere Vogelarten in der direkten Umgebung des Menschen haben Probleme geeignete Nischen zu finden, in den sie ihre Jungen großziehen können und vor allem satt bekommen.

Das Rotkehlchen beispielsweise ist dieses Jahr der große Verlierer bei der Stunde der Gartenvögel PLUS. Es wurden weit über 1000 Tiere weniger gezählt als noch im Vorjahr. Der beliebte kleine Frühaufsteher mit der roten Kehle ist um zwei Ränge auf Platz 15 abgerutscht. „Das passt zum generellen Trend der besonders starken Abnahme insektenfressender Vogelarten und muss weiter beobachtet werden“, so Gehret. „Wer diesen Vögeln helfen will, sollte seinen Garten naturnah mit heimischen Büschen und Bäumen bepflanzen und somit insektenfreundlich gestalten.“ Wie es um die Insektennahrung vieler Vögel, in Deutschland bestellt ist, wird die neuen Citizen-Science-Aktion Insektensommer, dessen erste Phase noch bis 10. Juni läuft, weiter verdeutlichen „Wem das Schicksal unserer Gartenvögel am Herzen liegt, der sollte auch bei der Insektenzählung mitmachen“, so die Citizen-Science Beauftragte weiter.

Wie im Vorjahr ist die Amsel auf Platz 2 gelandet, gefolgt vom Feldsperling der den Star auf Platz 4 verweist. Mit deutlichem Abstand musste sich die Kohlmeise hingegen mit Platz 5 der bayerischen Vogelcharts begnügen. Dann folgen mit erneut großem Abstand Blaumeise (6.), Elster (7.) und Grünfink (8.). Wie im letzten Jahr hält die Mehlschwalbe Platz 9. Die Liste der zehn in Bayern am häufigsten beobachteten Gartenvögel rundet der Buchfink ab.

Alle Endergebnisse können landkreisgenau auf www.stunde-der-gartenvoegel.lbv.de eingesehen werden. Interaktive Karten zeigen, wie sich eine Vogelart an einem ausgesuchten Ort oder Landkreis entwickelt hat.

Deggendorf