„Nature for Water“
25. Weltwassertag in Deggendorf

24.03.2018 | Stand 25.07.2023, 2:58 Uhr
−Foto: Foto: Christina Able

Anlässlich des 25. Weltwassertages, welcher im Jahre 1993 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen und jährlich am 22. März stattfindet, wurde am vergangenen Donnerstag im Rahmen eines Pressegespräches über die wichtigsten Wasser- und Naturthemen referiert.

DEGGENDORF Begrüßt wurden die zahlreichen hiesigen Medienvertreter von Dr. Josef Freundorfer, dem Kommissarischen Bereichsleiter. Der Weltwasserstag 2018 steht unter dem Motto „Nature for Water“ (Wasser und Natur) und soll für eine stärkere Berücksichtigung naturnaher bzw. die natürlichen Potenziale von Ökosystemen nutzender Lösungen im Gewässermanagement werben.

Dabei geht es auch um die Inwertsetzung der vielfältigen Leistungen, die solche Ökosysteme bereitstellen. Die Referenten, Wasserberater Alois Dorfmeister und Pflanzenbauberater Hilmar Maussner gaben Einblick in ihren Tätigkeitsbereich.

„Wasser ist für unseren blauen Planeten sehr wichtig, ganze 71 % der Erde sind mit Wasser bedeckt“, so Dorfmeister. Neben den gesetzlichen Grundlagen zum Thema Gewässerschutz und ihre Meilensteine (Jahre 2000: EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), 2012: Deutsches Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und Bayrisches Wassergesetz (BayWG) bis zum aktuellen Wasserpakt Bayern (2017) erläuterte Dorfmeister die Ziele im Bereich Gewässerschutz: Hauptziel sei das Erreichen und Sichern eines guten ökologischen Zustandes für alle Gewässer.

Ziel des Wasserpaktes sei es, auf freiwilliger Basis eine Verbesserung des Gewässerzustandes zu erreichen, dafür erfolgte eine Verdoppelung der Wasserberater an den Landwirtschaftsämtern von 18 auf 36. Die Aufgaben eines Wasserberaters sind vielfältig, neben dem Beratungsschwerpunkt, der Vermeidung von Nährstoffeinträgen ins Oberflächen und Grundwasser zählt das Düngemanagement oder der Erosionsschutz zu seinen Aufgaben. Er fungiert als Bindeglied zwischen Wasserwirtschaft und Landwirtschaft. Der Gewässerschutz im Rahmen des Bayrischen Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) beinhaltet u.a. der Umwandlung von Acker in Grünland entlang von Gewässern und sensiblen Gebieten (89 Hektar Gesamtfläche, 25 Prozent Zunahme im Vergleich zum Vorjahr).

Diese Maßnahme wird in Überschwemmungsgebieten, Biotopen oder Mooren durchgeführt, der Landwirt verpflichtet sich, die Fläche jährlich zu mähen. Eine leichte Zunahme ist auch bei der Extensiven Grünlandnutzung entlang von Gewässern und sonstigen sensiblen Gebieten zu verzeichnen. Bei dieser KULAP Maßnahme verzichtet der Landwirt auf jegliche Düngung und Pflanzenschutz; das jährliche Mähen der Fläche ist Pflicht. Aktuell liegt die Gesamtfläche im Lkrs. Deggendorf bei 689 Hektar.

Wichtige Themen waren ebenso der Gewässer- und Erosionsschutzstreifen für den Gewässerschutz (aktuell 112 km an Gewässerlauf im Landkreis angelegt, 2018 Steigerung auf 163 Kilometer) zur Vermeidung von Nährstoffeinträge ins Gewässer und Erosionen sowie die Förderung des Ökologischen Landbau zur Förderung der Artenvielfalt. Bisher gibt es im Landkreis Deggendorf 70 Biobetriebe, die eine Fläche von 1265 Hektar bewirtschaften.

Ab 2018 kommen weiter sieben Betriebe mit 91 Hektar hinzu. Pflanzenbauberater Hilmar Maussner griff die Themen der Emissionsarmen Gülleausbringung, der Vielfältigen Fruchtfolge sowie der Blühflächen und Mulchsaat auf. Bei der Emissionsarmen Gülleausbringung sei es das Ziel, die Gülleverteiltechnik zu fördern, um einerseits die Stickstoffverluste durch Amoniakabgase (schädliches Klimagas) zu vermindern und andererseits die Düngewirkung und damit die Berechenbarkeit der Gülle zu verbessern.

Die Nachfrage seitens der Betriebe nach diesem Programm ist inzwischen von bisher 102 auf 147 gestiegen (ein Plus von 44 %), große Herausforderungen bei dieser Technikumstellung sind neben der teueren Technik auch die Lieferengpässe und den Vorbehalt auf Grünland verbunden mit eventueller Nachtarbeit. Ein großes Projekt ist die Vielfältige Fruchtfolge. Unter einer Fruchtfolge versteht man den jährlichen Wechsel der angebauten Kultur auf dem gleichen Feld. Um eine Monokultur versteht man die jährlich gleiche Kultur auf den gleichen Feld angebaut und der Begriff Reinsaat definiert die Bestellung eines Feldes mit nur einer Kultur (früher: Misch und Gemengeanbau).

Ziel sei die Förderung der Artenvielfalt, vor allem flächenstarke Betriebe beteiligen sich bei dieser Maßnahme. Im Landkreis erhöht sich diese Fläche um 117 % von 1760 auf 3820 Hektar. Ziel des Blühflächenprogramm sei neben der ökologischen Gestaltung die Schaffung von Lebensräumen für Bienen, Insekten oder Vögel. Die Fläche darf fünf Jahre nicht genutzt werden, die Ansaat muss mit einer von fünf speziellen, so genannten „Qualitätsblühmischungen Bayern“ erfolgen, die bis zu 35 verschiedene Sämereien enthalten. Der Flächenumfang dieser Maßnahme erhöht sich 2018 um neun Prozent auf 266 HA.

Zum Abschluss erläuterte Hilmar Maussner das KULAP-Produkt Mulchsaat. Eine abfrierende Zwischenfrucht (z.B. Mais) soll dafür sorgen, dass nach der Saatbereitung im Frühjahr noch möglichst viel organische Rückstandsmasse an der Bodenoberfläche verbleibt. Dieses abgestorbene Pflanzenmaterial schützen bei Starkregen die Bodenoberfläche vor Verschlammung und sorgt für möglichst hohe Regenverdaulichkeit des Bodens. Für die bevorstehende Frühjahrsbestellung wurde zusätzlich 2308 Hektar nach Greeningvorgabe gestaltet.

Beim abschließenden Resümee der Experten wurde deutlich, das alle KULAP-Maßnahmen ein freiwilliges Engagement vieler Landwirte ist, die einen positiven Beitrag zum Gewässer- und Umweltschutz leisten wollen. Die Teilnehmer agieren nicht aus finanziellem Anreiz, alleine die innere positive Grundhaltung jedes Einzelnen gibt den Ausschlag über die Beteiligung am Programm.

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