Böen bis 120 km/h
Sturmtief Bianca verursachte 250 Feuerwehreinsätze

29.02.2020 | Stand 01.08.2023, 14:38 Uhr
−Foto: n/a

Mehr als die Hälfte der 80 Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis mussten ausrücken um Unwetterschäden zu beseitigen, vor allem um von umgestürzten Bäumen blockierte Straßen wieder befahrbar zu machen. Zwei Autos wurden von entwurzelten Bäumen getroffen, ein Fahrer wurde leicht verletzt, der Zweite kam unverletzt, mit dem Schrecken davon.

Landkreis Traunstein. Das Sturmtief Bianca, das in der Nacht zum Freitag über den Landkreis Traunstein hinwegfegte, hat für mehr als 250 Feuerwehr-Einsätze geführt. Mehr als die Hälfte der 80 Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis mussten ausrücken um Unwetterschäden zu beseitigen, vor allem um von umgestürzten Bäumen blockierte Straßen wieder befahrbar zu machen. Zwei Autos wurden von entwurzelten Bäumen getroffen, ein Fahrer wurde leicht verletzt, der Zweite kam unverletzt, mit dem Schrecken davon. Örtlich mussten Straßen bis zum Freitagmorgen gesperrt werden, weil es für die Floriansjünger zu gefährlich gewesen wäre, die Bäume während des noch heftig wütenden Sturms zu beseitigen.

Gegen 22 Uhr steigerte sich der Sturm zur Höchstform und Böen von über 120 Stundenkilometern führten zu unzähligen entwurzelten und umgestürzten Bäumen, Bauzäune wurden umgeworfen, ebenso Verkehrsschilder oder Wahlplakate. Was nicht niet- und nagelfest war wurde vom Sturm verweht und landete häufig auf Straßen, so auch ein Trampolin, dass die Feuerwehr Vachendorf barg und sicherte. Örtliche kam es auch zu Stromausfällen. Ab 22 Uhr wurden die Feuerwehren fast im Minutentakt von der Integrierten Leitstelle alarmiert und meist mit dem Stichwort „Technische Hilfeleistung Unwetter – Baum auf Fahrbahn“ zum Einsatz gerufen. Von Engelsberg im Norden des Landkreises bis Unterwössen im Süden und von Frabertsham bis Petting rückten die Floriansjünger aus und beseitigten Biancas zerstörerische Folgen.

Bei Malberting (Gde. Palling) krachte ein Autofahrer in einen, auf der Kreisstraße TS 42 liegenden Baum. Der 26-jährige Fahrer aus Traunreut blieb bei dem Aufprall unverletzt, seine 19-jährige Beifahrerin zog sich mittelschwere Verletzungen zu. Weil der herbeigerufene Rettungswagen nicht bis zur Unfallstelle gelangen konnte, leisteten die Aktiven der Feuerwehr Palling Erste Hilfe und brachten den Leichtverletzten bis Katzwalchen, wo er von den Notfallsanitätern übernommen und ins Krankenhaus gebracht wurde. Am Fahrzeug entstand nach Polizeiangaben Totalschaden von rund 20.000 Euro.

Auch auf der Staatsstraße 2105 zwischen Traundorf und Siegsdorf fiel ein entwurzelter Baum auf einen Pkw. Der 54-jährige Fahrer kam glücklicherweise mit dem Schrecken davon und blieb unverletzt, weil der Baum auf das Heck des Fahrzeuges fiel. Nach Polizeiangaben entstand am Fahrzeug Sachschaden von rund 15.000 Euro.

Auf der Bahnstrecke zwischen Altenmarkt und Trostberg fiel ein Baum auf den fahrenden Regionalzug, in unmittelbarer Nähe des Lokführers. Er blieb unverletzt, ebenso die fünf Fahrgäste im Zug. Sie mussten jedoch fast zwei Stunden im Zug ausharren bis die Feuerwehr von dem Unwetterunfall alarmiert worden war und den Baum von der Triebwagengarnitur und den Gleisen beseitigt war.

Für viele der Wehren blieb es nicht nur bei einem oder zwei Einsatzorten, in manchen Waldstücken wurden Bäume reihenweise umgeworfen und machten die Straßen für längere Zeit unpassierbar. Die Kreisstraße TS 26 zwischen Fridolfing und Tettenhausen musste für rund eine Stunde komplett gesperrt werden. Das war nötig, um zahlreiche umgestürzte Bäume zu zerschneiden, die auf die Straße gefallen waren. Die Feuerwehr wollte die wichtige Straßenverbindung schnell wieder befahrbar machen, damit bei Bedarf der Rettungsdienst freie Bahn hatte. Bis zum Freitagmorgen gesperrt war die Straße zwischen Petting und Dorfen. Die Pettinger Floriansjünger wagten sich erst nach Sonnenaufgang und nach Ende des Sturmes wieder in das Waldstück, dort wo zahlreiche Bäume die Straße blockierten. Bei Emertsham musste die Staatsstraße 2091 in Richtung Trostberg komplett gesperrt werden, dort gab es für die Feuerwehr mit der Motorsäge kein Durchkommen, zudem wäre es während des heftigen Windes viel zu gefährlich gewesen, die umgestürzten Bäume wegzuräumen.

Allein die Feuerwehr Traunstein hatte in der Nacht rund 40 Einsätze zu bewältigen. Zahlreiche umgestürzte Bäume, abgebrochene Äste, abgedeckte Dächer, lockere Dachschindeln, vom Wind flachgelegte Bauzäune hielten die Floriansjünger über Stunden in Atem. Auch die anderen Wehren der Kreisstadt – Haslach, Wolkersdorf und Kammer hatten alle Hände voll zu tun. In Übersee-Seethal wurde das Dach eines Wohnhauses teilweise abgedeckt, doch die Feuerwehr sorgte für die Hilfe der Bewohner und Sicherung.

Ebenso gewaltig wie Bianca wütete und pünktlich, wie von der Unwetterwarnung angekündigt, gegen 22 Uhr in der Region ankam, so schnell war er auch wieder vorüber. Gegen 1 Uhr am Freitagmorgen war der Sturm mit Orkanböen vorbei und nur noch schwacher bis leichter Wind zu verzeichnen. Die Feuerwehren hatten ihre Einsätze bis dahin auch weitestgehend abgearbeitet und waren wieder in die Gerätehäuser zurückgekehrt. Im weiteren Verlauf der Nacht bis zum Freitagvormittag gab es nur einige wenige Einsätze aufgrund des Unwetters. Und nach Tagesanbruch begannen die Wehren dort wieder mit den Aufräumungsarbeiten und machten Straßen wieder frei, wo es in der Nacht aufgrund der Gefahr weiterer umstürzender Bäume zu gefährlich gewesen wäre. In Petting war ein mächtiger Baum auf ein Wohnhaus gefallen und hat das Dach stark beschädigt. Die örtliche Feuerwehr beseitigte den Baum und sicherte die losen Teile des Daches und dichtete es ab.

Insgesamt waren von Donnerstagabend Freitagmorgen im Landkreis Traunstein rund 300 Feuerwehrmänner und –frauen unterwegs, um an rund 250 Einsatzstellen umgestürzte Bäume zu zerschneiden, Fahrbahnen frei zu räumen sowie Gebäude zu sichern und Schäden zu beseitigen. Bianca war damit der Sturm der letzten Wochen, der die meisten Einsätze für die Feuerwehren im Landkreis Traunstein mit sich brachte, deutlich mehr als die Vorgänger der letzten Woche, wie Sabine Anfang am 10. und 11. Februar, der von den Wetterdiensten als besonders gefährlich angekündigt worden war.

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