Fridays for future
Flugreisen bis zu 2.000 Euro und Benzin 43 Cent teurer: Das fordern Reichenhaller Klimaaktivistinnen

08.05.2019 | Stand 28.07.2023, 18:56 Uhr
−Foto: n/a

Fünf junge Damen der Ortsgruppe „Fridays for Future“ beindruckten die zahlreich erschienenen Besucher des FWG-Info–Abends mit fundiertem Wissen und eloquentem Vortrag über Klimawandel und die Forderungen, die ihre Organisation erhebt.

BAD REICHENHALL Sie haben seit März 2019 schon drei Demonstrationen mit insgesamt 460 Teilnehmern organisiert. Und dies nicht nur an schulpflichtigen Tagen, sondern auch in den Ferien, in letzteren war die Beteiligung sogar am höchsten. In Deutschland gibt es schon etwa 400 Ortsgruppen, die basisdemokratisch organisiert und miteinander vernetzt sind. Zwar war Greta Thunberg die Auslöserin der Bewegung, jedoch steht man dem Personenkult, der insbesondere von der Presse betrieben wird durchaus kritisch gegenüber. Die Sache soll im Vordergrund stehen, nicht eine Person. Zur Sache hat die Bewegung sechs Forderungen an die Politik: Netto-Null bis 2030, Kohleausstieg bis 2030, Energiegewinnung ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen ab 2030, Ende der Subventionen für fossile Energieträger, abschalten von ¼ der Kohlekraftwerke noch in 2019, Einführung einer CO2-Steuer. Letztere würde den Liter Benzin um etwa 43 Cent, ein Kilo Rindfleisch um 2,50 € eine Flugreise von München nach Hamburg um 28,80 € und nach Australien um 2000 € verteuern. Grundlage für die Forderungen sei die Feststellung des Weltklimarats ( IPPC), wonach der Klimawandel in 11 Jahren unumkehrbar ist, sollten nicht endlich Gegenmaßnahmen getroffen werden. Die Aktivistinnen aus Bad Reichenhall betonen, dass sie keine Panik verbreiten wollten, aber die globalen Kipppunkte seien dramatisch nahe. Vom Abschmelzen der Polkappen bis zum Versiegen des Golfstromes reichten die Szenarien. Es müsse endlich Schluss damit sein, dass immer nur Politik für die Alten gemacht wird. Diese stehle der Jugend ihre Zukunft. Das wolle sie nicht mehr hinnehmen. Auch auf der lokalen Ebene könne man viel tun. So wird die Reichenhaller Ortsgruppe einen Forderungskatalog an den OB und die Stadträte übermitteln. Der sei gerade in Arbeit und beinhalte z.B. die Verbesserung der Fahrradwege, regelmäßig wenn auch nicht immer vegetarisches Essen aus regionalen Produkten beim Schulessen und in den Kantinen, ausschließliche Verwendung von Umweltpapier in der Verwaltung, weitgehender Verzicht auf Plastik und vieles mehr.

In der von Stadtrat Friedrich Hötzendorfer moderierten Fragerunde zeigten sich die Apologetinnen der Klimawende auch bei kritischen Fragen äußert sachkundig und sattelfest in allen Sachthemen. Auf Frage warum denn ausgerechnet während der Schulzeit demonstriert wird erwiderten sie lapidar, „damit wir endlich zur Kenntnis genommen werden“. Und Vergnügen sei es sicher nicht bei Kälte und Regen auf der Straße zu stehen. Den in Konstanz vom Stadtrat beschlossenen „Klimanotstand“ sehen sie eher kritisch als reine Symbolpolitik. Den Vorwurf, dass sie nur fordern, aber keine Lösungen hätten konterten die Damen mit dem verblüffend einfachen aber zutreffenden Satz: „Es ist Aufgabe der Politik, Lösungen zu schaffen, Aufgabe der Jugend ist es, sie zu fordern“. Auch der relativ geringe Anteil Deutschlands am weltweiten CO2-Ausstoß ist für die jungen Aktivistinnen kein Grund zu verzagen oder die Hände in den Schoß zu legen. Denn sie sehen einen großen Einfluss Deutschlands in der EU und die Tatsache, dass die Entwicklungs- und Schwellenländer den Industrienationen immer nacheifern. Und da müssten wir mit gutem Beispiel vorangehen, die westliche Welt müsse die Standards setzen. FWG-Fraktionssprecher Gerhard Fuchs pflichtete bei, dass Deutschland als Industrienation vorangehen muss, das werde unserem Land nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch eher nutzen, als schaden. Er forderte aber auch, dass die Initiative über die Eliten hinausgehen, also breiten Rückhalt in der Bevölkerung finden müsse, sonst sei sie zum Scheitern verurteilt. Dem stimmten die Abiturientinnen rückhaltlos zu: „die umweltfreundliche Zukunft muss eine sozial gerechte Zukunft sein“. Darüber waren sich zum Ende der Veranstaltung alle einig.

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