Neue Wege zum Klimaschutz
Mit einer App die Ökobilanz einer Ware erfassen: Präsentation von Josef Winkler in Traunstein

05.02.2019 | Stand 13.09.2023, 6:44 Uhr
Hans Eder
−Foto: n/a

Wenn ein Kunde im Laden sofort wissen will, ob die Ökobilanz einer Ware für ihn in Ordnung ist, soll er dies sofort mit Hilfe einer App herausfinden können. Mit einer solchen App kann er die CO2-Emissionen eines Artikels umgehend erfassen, vergleichen und bilanzieren.

TRAUNSTEIN/ST. GEORGEN So könnte der Kunde seine Kaufentscheidung auf Produkte mit niedriger Klimabelastung ausrichten. Eine solche App zu entwickeln ist schon seit längerem das Ziel von Josef Winkler jun. aus St. Georgen. Nun stellt er dieses sein Projekt am Freitag, 8. Februar, um 19.30 Uhr im „Sailer Keller“ in Traunstein erstmals öffentlich vor.

Gäbe es eine solche App bereits, dann hätte auch, so seine Überzeugung, die Industrie schon rein aus wirtschaftlicher Sicht ein Interesse, Produkte mit möglichst niedrigen Emissionen anzubieten. Die Macht und Verantwortung zur Veränderung liege damit bei jedem Einzelnen als Konsumenten, so Winkler. Bis validierte Daten der Hersteller vorliegen, werde die App mit Referenzdaten arbeiten, die dann nach und nach ersetzt werden.

Der 32-Jährige hat an der TU München Agrarwissenschaften studiert und arbeitet als Geschäftsführer des Maschinenrings Ebersberg / München-Ost. Für eine Realisierung seines Ziels hat er das Projekt „360grad mensch“ gegründet, das wirkungsvollere Wege zum Klimaschutz über die Neuausrichtung des Konsums beziehungsweise Lebensstils ermöglichen soll. Damit hält er es für möglich, die CO2-Emissionen sehr viel stärker zu senken als bisher und zugleich ein hohes Maß an Wohlstand zu erhalten. Das Thema Klimaschutz müsse mitten in der Gesellschaft ankommen und die Tragweite fordert ein entschlossenes Handeln, so seine Botschaft.

Gemeinschaftsbewegung auslösen

Mit der von ihm konzipierten App mit dem Namen „MyHero“ sollen nicht nur die CO2-Emissionen eines Artikels schnell erfasst werden, sondern Winkler will damit auch eine Kommunikation der Nutzer zum Austausch von Ergebnissen und zur gegenseitigen Motivation anstoßen und damit eine Art spielerische, antreibende Gemeinschaftsbewegung auslösen. Denn, wie er sagt, „gemeinsam auf dem Weg zu sein, motiviert sehr viel stärker“. Mit nur oberflächlichen Veränderungen wie bisher werde es seiner Meinung nach nicht beziehungsweise zu spät gelingen, den CO2-Ausstoß in Deutschland von jährlich aktuell rund zehn Tonnen je Person auf unter zwei Tonnen zu senken, was für die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius notwendig ist.

Die Frage, wie diese fast aussichtslos erscheinende Herausforderung dennoch gelöst werden könnte, beschäftigt ihn seinen Angaben zufolge seit seinem Studium. Die Grundideen dazu hat er 2015 in einem Buch mit dem Titel „Ressourcen und Lebensstil“ beschrieben. Im Januar des vergangenen Jahres ist das Konzept der App in einem zweitägigen Workshop nach der „Design Thinking Methode“ am Landratsamt Traunstein mit rund 20 Teilnehmern nochmals diskutiert und ausgebaut worden. Im engeren Team arbeiten zwei weitere Personen aus Trostberg und Wasserburg daran mit. Ein interner Prototyp ist bereits umgesetzt worden, und zur methodischen Entwicklung bestehen Kontakte mit verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen.

Das Projekt ist, wie Winkler betont, neutral, transparent und gemeinnützig angelegt, vergleichbar etwa mit dem Prinzip von Wikipedia. Deshalb hat er dafür eine gemeinnützige GmbH, die „360grad mensch gGmbH“ gegründet. Die bisherigen Arbeiten wurden weitgehend aus privaten Mitteln finanziert, wobei das Budget für die fertige Realisierung nun über ein Crowdfunding aufgebracht werden soll. Ziel sei es, das Ganze hin zu einer Community zu entwickeln im Sinne von „Wir machen es gemeinsam möglich!“, so Winkler. Weitere Infos unter www.360grad-mensch.org

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