Offene Fragen bei besorgten Bürgern
Viechtacher Weißstörche den zweiten Winter in der Region

21.12.2017 | Stand 03.08.2023, 16:12 Uhr
−Foto: Foto: Uwe Schilly

Die überwinternden Weißstörche in Viechtach, die nicht in den Süden ziehen, sorgen oft für Aufregung: Können Störche in Bayern überhaupt überwintern? Hier gibt der LBV weitgehend Entwarnung. In milden Wintern mit wenig Schnee bzw. mäßigem Frost finden die Störche noch genügend Nahrung und können so auch die kalte Jahreszeit bei uns in Bayern gut überstehen.

VIECHTACH Die Befürchtungen besorgter Bürger, dass überwinternde Störche in Bayern erfrieren müssen, sind unbegründet. „Dem Storch als großem Vogel macht die Kälte kaum etwas aus, da er die Wärme wesentlich besser speichern kann, als kleine Singvögel wie Meise und Spatz, die immer bei uns überwintern“, erklärt Oda Wieding, Leiterin des LBV - Artenhilfsprojekts Weißstorch. „Die Weißstörche treten ihre wochenlange Reise in den Süden nur wegen der Nahrungsknappheit im europäischen Winter an.

Solange allerdings keine geschlossene Schneedecke liegt und strenger, lang anhaltender Frost herrscht, findet der Storch auch in unseren Breiten noch genug Nahrung wie Mäuse, Regenwürmer, kleine Schnecken, Fische etc.“ Erst bei anhaltender Nahrungsknappheit streifen die meisten Störche weiter bis in die großen Flussauen oder zum Bodensee, wo das Klima etwas günstiger und damit auch das Nahrungsangebot größer ist. Diese Vögel behalten die Storchenschützer im Auge, ein Eingreifen ist aber nicht notwendig. Letzten Winter konnte beobachtet werden, dass sich die Viechtacher Weißstörche bei nasser Witterung das Gefieder an einem warmen Abluftkamin getrocknet haben.

Auch die Einrichtung einer Futterstelle mit geeignetem Futter ist eher hinderlich, weil sich so die Störche daran gewöhnen und damit auch von einer Fütterung abhängig gemacht werden, während sie andernfalls ihrem Instinkt folgen und bei tatsächlicher Futterknappheit dann doch einen sogenannten Teilzug antreten. Einige Weißstörche haben in den letzten Jahren einen neuen Trend geprägt, sparen sich den Flug über die Meerenge von Gibraltar und überwintern in Spanien. Durch die verringerte Zugstrecke ergeben sich auch Verschiebungen ihres Verhaltens, so dass jedes Jahr Störche auffallen, die tatsächlich erst im Winter verschwinden (Winterflucht). Auch Weißstörche aus ehemaligen Zucht- oder Pflegestationen haben sich das Zugverhalten abgewöhnt und schlagen sich in Bayern durch. So lässt sich beim Weißstorch der mögliche Einfluss des Klimawandels nicht direkt ablesen: Der Weißstorch als klassischer Zugvogel verbringt normalerweise das Winterhalbjahr in Afrika. Als Segelflieger meiden die Störche das Mittelmeer und fliegen entweder als sogenannte Ostzieher über Türkei, Israel und Ägypten nach Ost- und Südafrika oder sie wenden sich als Westzieher über Spanien und Gibraltar nach Westafrika.

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