Flussperlmuschelprojekt
„Ein großer Tag für den Naturschutz im Landkreis Regen“

05.12.2017 | Stand 04.08.2023, 1:00 Uhr
−Foto: Foto: Regierung von Niederbayern

Regierungspräsident Haselbeck überreicht Förderbescheid zur Renaturierung des Wolfertsrieder Baches. Regierung fördert Flussperlmuschelprojekt mit rund 413.000 Euro.

REGEN „Ein großer Tag für den Naturschutz im Landkreis Regen“, mit diesen Worten hat Regierungspräsident Rainer Haselbeck heute der Landrätin Rita Röhrl den Förderbescheid zur Renaturierung des Wolfertsrieder Baches überreicht. Haselbeck beglückwünschte Röhrl dazu, dass sie gleich am fünften Tag ihrer Amtszeit ein für den Bayerischen Wald äußerst symbolträchtiges Projekt übernimmt und dankte gleichzeitig auch Michael Adam, Landrat a. D., der das Vorhaben während seiner Amtszeit mit großem persönlichen Einsatz auf den Weg gebracht hatte.

Aufgrund der herausragenden naturschutzfachlichen Bedeutung der Flussperlmuschel fördert die Regierung von Niederbayern aus Mitteln des Bayerischen Umweltministeriums das Großprojekt in der Gemeinde Achslach mit 90 Prozent - rund 413.000 Euro. Die Gesamtkosten des Projekts liegen bei insgesamt etwa 459.000 Euro.

Der Wolfertsrieder Bach beherbergt mit knapp 500 Tieren den größten Flussperlmuschelbestand im Landkreis Regen und gilt als das drittwichtigste Perlmuschelgewässer in Bayern, auch wenn hier die Bestandszahlen ebenfalls alarmierend zurückgegangen sind. Aus diesem Grund wurde das Gebiet auch als europäisches Flora-Fauna-Habitat-Gebiet gemeldet. Die geförderte Maßnahme dient somit auch der Umsetzung des Gebietsmanagementplans.

Ziel des Projektes ist es, den in früheren Zeiten begradigten Bachlauf des Wolfertsrieder Baches auf 700 m Länge wieder in einen naturnahen, sich schlängelnden Bachlauf umzugestalten. Dadurch werden wieder optimale Lebensbedingungen für die Flussperlmuscheln, aber auch für alle anderen Gewässerlebewesen naturnaher Mittelgebirgsbäche geschaffen.

Die ersten Arbeiten werden voraussichtlich im Winter 2017 beginnen und bis zum Herbst / Winter 2018 dauern. Die Maßnahmen werden so schonend wie möglich umgesetzt, um Beeinträchtigungen des Fließgewässerökosystems und vor allem der Flussperlmuscheln zu verhindern.

Die Flussperlmuschel ist eine anspruchsvolle Art, die für sehr saubere, kalkarme Mittelgebirgsflüsse und –bäche typisch ist. Flussperlmuscheln waren noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch in Bayern häufig. Begehrt waren von jeher die Perlen, die sich jedoch nur in ca. jeder zweitausendsten Muschel bilden. Seit mehreren Jahrzehnten sind jedoch dramatische Einbrüche in der Bestandsgröße zu verzeichnen, sodass die Art mittlerweile als „unmittelbar vom Aussterben bedroht“ eingestuft wird. Aufgrund ihrer hohen, bundesweiten Bedeutung wurde die Flussperlmuschel als eine von insgesamt 25 Tierarten in das Bundesprogramm Biologische Vielfalt aufgenommen. Zur Erhaltung der Art hat Bayern – insbesondere Niederbayern - innerhalb Deutschlands wiederum eine besonders hohe Verantwortung, da sie aktuell fast nur noch in Ostbayern vorkommt. Folgerichtig nennt auch die Bayerische Biodiversitätsstrategie, die 2008 vom Bayerischen Ministerrat verabschiedet wurde, die Flussperlmuschel explizit als eine zu erhaltende Art.

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