Ursachenforschung läuft noch
Burghauser Trinkwasser: positives Resümee der Stadt

01.08.2019 | Stand 04.08.2023, 11:01 Uhr
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100 ehrenamtliche Helfer verteilten 13 Tage lang 450.000 Liter Trinkwasser in Flaschen. Bis heute wurden über 300 Wasserproben entnommen. Hintergründe der ersten Wasser-Abkochanordnung für Burghausen und ihrer Bewältigung.

BURGHAUSEN Zum ersten Mal in der Geschichte der Burghauser Wasserversorgung wurde am Donnerstag, 11. Juli 2019, eine Abkochanordnung für Trinkwasser durch das Landratsamt erlassen. Der Grund: Bei routinemäßigen Proben war eine Verunreinigung des Wassers in einem Hochbehälter durch coliforme Bakterien und Enterokokken festgestellt worden. Innerhalb von wenigen Stunden lief noch am gleichen Tag eine groß angelegte Informations- und Versorgungsaktion an: Es wurden Flugblätter gedruckt und von der Freiwilligen Feuerwehr sowie Mitarbeitern der Stadt an alle Haushalte verteilt. Entsprechende Mitteilungen wurden gleichzeitig auf der Homepage der Stadt, in den sozialen und auch bei Online- und Printmedien platziert. Gleichzeitig wurden zum Teil mit Privatfahrzeugen wesentliche Mengen an pfandfreien Wasserflaschen aus organsiert, um für den nächsten Tag ausrechend Wasser zur Ausgabe zur Verfügung zu haben.

Am Freitagvormittag wurden von Bauhof-Mitarbeitern, Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der Kommunalen Verkehrsüberwachung die Kindergärten, Altenheime und Schulen mit Mineralwasser versorgt und eine Trinkwassernotversorgung an der Messehalle organisiert. „Insgesamt wurden dort an 13 Tagen 450.000 Liter Wasser in Flaschen ausgegeben. Das war nur durch die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren Burghausen und Raitenhaslach, der BRK-Bereitschaft Burghausen, der Wasserwacht, der Diakonie und der Malteser möglich, die zudem durch freiwillig mitwirkende Bürgerinnen und Bürgern unterstützt wurden“, so Erster Bürgermeister Hans Steindl, der den insgesamt 100 Helfern sehr herzlichen Dank ausspricht.

Wichtiger Unterstützer, um die Versorgungsicherheit zu erhalten, waren auch die Adelholzener Alpenquellen und die Siegsdorfer Petrusquelle, die kostenfrei 200.000 Liter Mineralwasser — das sind rund 50 Paletten — kostenfrei zur Verfügung stellten. Auch die Brauerei Müller, die 38 Paletten Wasser zum Einkaufspreis anliefern ließ, trug sehr zur Unterstützung bei. Etwa 25.000 Euro wurde von Seiten der Stadtverwaltung für den Einkauf der zusätzlich benötigten Trinkwasserflaschen aufgewendet.

Stadtwerke setzten schnell diverse Sofortmaßnahmen um

Während dieser organisatorischen Hochleistung wurden noch am Donnerstag auch bei den Stadtwerken schnell Sofortmaßnahmen umgesetzt: Unmittelbar nach Erhalt des Laborberichts über den Keimeintrag in den Kammern 1 und 2 im Hochbehälter Kümmernis wurden in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Altötting die betroffenen Kammern vom Netz genommen, entleert, gereinigt und desinfiziert. Nach der Feststellung von Insekten (Spinnen und Fliegen) wurde die beschädigte Be- und Entlüftung verschlossen. Beide Kammern waren nach einer erneuten Beprobung frei von Keimen, wurden aber nicht wieder in Betrieb genommen, um weitere Arbeiten durchführen zu können.

−Foto: @Stadt Burghausen/Obele

Im gesamten Stadtgebiet (inklusive der Wasserlieferung aus dem Weilhartsforst und des Leitungsnetzes) wurden seither täglich etwa 20 Wasserproben von unabhängigen und zertifizierten Probenehmern entnommen. Zu keiner Zeit wurden hierbei im öffentlichen Leitungsnetz inkl. der Zuleitung Weilhartsforst und in den städtischen Brunnen Keime festgestellt. Auch nach der Aufhebung der Abkochanordnung werden auf Anordnung des Landratsamtes momentan täglich jeweils 14 Proben genommen – bis jetzt werden die Kosten für die mittlerweile über 300 Proben auf knapp 30.000 Euro netto geschätzt.

Eine Beprobung des privaten Leitungsnetzes im KV-Terminal ergab hingegen eine Keimbelastung. Um ausschließen zu können, dass die Verkeimung des Leitungsnetzes im KV-Terminal von außen eingetragen wird, wurden alle Hydranten im Bereich KV-Terminal und Dienstleistungszentrum verplombt und gegen unberechtigten Zugriff geschützt.

Ursachenforschung läuft noch – Systemtrenner für Werke angedacht

„Die Ursachenforschung selbst ist noch nicht komplett abgeschlossen. Fest steht, dass es beim Burghauser Trinkwasser nicht an der Wassergewinnung liegt, alle Brunnen sind keimfrei. Auch die Zubringerleitungen zum Hochbehälter und die Zuleitung vom Weilhartsforst weisen keine Verkeimung auf. Es wird daher vermutet, dass die anfangs festgestellten Keime durch das Entlüftungssystem des Hochbehälters eingedrungen sind. Nach Auffassung der Stadt liegen die Ursachen der zuletzt nachgewiesenen Verkeimung im Netz des Industriegebietes und des Terminals“, so Wassermeister Manfred Prostmaier. Denn: Bei allen Beprobungen war ersichtlich, dass das Wasser völlig keimfrei in die Werke geliefert wird.

Prostmaier und seine Mitarbeiter sind trotz der Aufhebung der Abkochverordnung noch durchgehend gefordert, denn im Industriegebiet (Wacker, Borealis, OMV, KV-Terminal, Terminalstr. und Kleingartenanlage Lärchengarten) besteht die Abkochanordnung weiterhin. Seit Dienstag, 30. Juli, findet dort eine selektive, lokale Chlorung des Leitungsnetzes statt und es werden täglich (auch an den Wochenenden) Chlormessungen durchgeführt. „Wir werden im Nachgang auf diese Vorkommnisse auf den Einbau von Systemtrennern im Übergangsschacht Wacker West und Süd, sowie im Zählerschacht vom Terminal bestehen. Auch der OMV-Übergabeschacht sollte mit dieser höchstmöglichen Sicherung gegen Rückfließen von Wasser in unser Netz gesichert werden“, so Manfred Prostmaier abschließend.

Altötting