Vielleicht vergessen?
Es war einmal ein „Dschungeltelefon“ in Halsbach

01.08.2018 | Stand 31.07.2023, 4:40 Uhr
−Foto: n/a

Ohrwuzler haben es sich unter dem Telefonhörer richtig bequem gemacht ...

HALSBACH. Sie hatten nie den Kultstatus der guten, alten, gelben Telefonhäuschen: die öffentlichen Telekom-Telefone an Stelen. Doch es hat sie fast alle das gleiche Schicksal ereilt wie die „Fernsprechhäuschen“ und so sind auch die Telefon-Stelen mittlerweile weitgehend aus den Ortsbildern verschwunden.

Eine solche Stele gibt es auf jeden Fall noch in Halsbach. Allerdings musste man in den vergangenen Wochen schon genau schauen, um sie an der Dorfstraße, gleich neben der Raiffeisenbank zu entdecken, denn die Halsbacher Telefon-Stele hatte sich „gut getarnt“: Hatte man die stacheligen Äste des Hagebuttenstrauches, der sie umrankte, bei Seite geschoben und den pinkfarbenen Hörer abgenommen, hörte man jedoch kein Freizeichen. Dafür sah man aufgeschreckte Ohrwuzler umherhuschen. Sie wurden wohl schon lange nicht mehr von einem Telefon-Kunden gestört. Schließlich hat mittlerweile fast jeder ein Smartphone in der Tasche und kann telefonieren, wo er will.

Doch warum steht es eigentlich noch da, das Halsbacher „Dschungeltelefon“, und wird der heimischen Flora und Fauna preisgegeben?

Bei der Telekom erklärte Pressesprecher Dr. Markus Jodl schließlich: „Der Standort wurde erst im Mai umgerüstet. Das Basis-Telefon steht auf dem Grundstück der Raiffeisenbank. Diese hat uns zugesichert, dass sie den Busch schneiden lassen wird.“ Doch da irrte der Mann. Wie Franz Langlechner, Filialleiter der VR meine Raiffeisenbank, klarstellte, steht die Säule mitnichten auf dem Grundstück der Bank: „Auch von einer Umrüstung haben wir nichts mitbekommen“, wundert er sich angesichts der maroden Apparatur, von der eigentlich heutzutage kaum noch jemand weiß, wie sie zu nutzen wäre.

Einen Grund für den Verbleib des Halsbacher „Basistelefones“ könnte es noch geben: Es könnte als Small Cell genutzt werden. (Anm. d. Red.: Small Cells werden vor allem dazu verwendet, die Kapazität eines Mobilfunknetzes in räumlich eng bestimmten Bereichen, wie in urbanen Gegenden mit vielen Netzteilnehmern, zu erhöhen). Voraussetzung ist allerdings,, dass es einen Glasfaser-Anschluss gibt – und das ist in Halsbach nicht der Fall, wie Dr. Markus Jodl mitteilt.

Das stimmte, wie man weiß, auch nur bis zum 26. Juli: „Breitband ist Zukunft – die Gemeinde Halsbach im Landkreis Altötting hat dies erkannt und gehandelt. Ab heute sind 165 bislang unversorgte Haushalte direkt an das zukunftssichere Glasfasernetz angebunden“, freute sich Finanz- und Heimatminister Albert Füracker bei der Freischaltung des Breitbandnetzes gemeinsam mit Bürgermeister Martin Poschner.

So wird die Halsbacher Telefon-Stele wohl weiter so manchem Tierlein Unterschlupf bieten – und mancher Passant wird sich wundern, was für ein Relikt aus der Telefon-Vergangenheit da seinen Dornröschenschlaf hält. Immerhin: Mittlerweile wurde der Wildwuchs um die Telefon-Stele beseitigt ...

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