Bilanz
Der Tiergarten Nürnberg hat ein Jahr mit viel Auf und Ab hinter sich

11.07.2017 | Stand 03.08.2023, 7:38 Uhr
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Das Jahr 2016 mit sehr unterschiedlichen Wetterperioden ist zu Ende gegangen und brachte dem Tiergarten der Stadt Nürnberg mit 1.087.360 Besuchern ein noch gutes Ergebnis, das zwar 3,3 Prozent unter dem Vorjahr und knapp unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt liegt, aber dennoch deutlich über der Millionengrenze.

NÜRNBERG Die früh im Jahr gelegenen Oster- und Pfingstferien und die Witterung brachten ein sehr schlechtes April- und ein extrem schlechtes Juni-Ergebnis. Dies konnte in den übrigen Monaten nicht ausgeglichen werden.

Tierbestand

Der Tierbestand erreichte 2016 zum Jahresende 3.802 Tiere aus 287 Arten, davon 216 Wirbeltierarten mit 2.727 Individuen. Neue Arten sind Sumpfmeerschweinchen, Amazonasenten, Sperbereulen, Paradiestangare (Siebenfarbentangare), Tannenhäher und Alpenkrähen. Abgegeben wurden die Rotschulterenten.

Zu den bedeutenden Veränderungen bei den Individuen zählen die Abgaben der drei männlichen Delphine nach Portugal und Lanzarote, der zwei Kleinen Pandas nach Köln und Kerkrade sowie des Tigers nach Hannover. Derzeit leben sieben Delphine im Tiergarten Nürnberg: der Delphinsenior "Moby" und sechs Weibchen, darunter "Nami", das Jungtier von 2014.

Unter den Jungtieren sind besonders die sechs Alpenmurmeltiere zu nennen, eine Art, die einige Jahre im Tiergarten nicht mehr zu sehen war. An den Weihern sind die sechs aufgezogenen Pelikane (fünf Rosa- und ein Krauskopf-Pelikane) und die vier Flamingos (je ein Paar der Roten und der Chile-Flamingos) hervorzuheben. Sehr erfreulich ist auch die regelmäßige Zucht der Seidenspinnen, die für das Bionicum in den Tiergarten kamen und jetzt mehrere Terrarien sowie einen Tierpfleger-Raum besiedeln.

Mit drei ausgewilderten Habichtskäuzen stieg die Gesamtzahl des aufgezogenen Nachwuchses unseres Zuchtpaares auf 28 Jungvögel seit 2003. 14 dieser Jungvögel gingen in den Nationalpark Bayerischer Wald und neun in das Biosphärenreservat Wienerwald bzw. in das Wildnisgebiet Dürrenstein (Österreich). Fünf weitere junge Habichtskäuze wurden an Zuchtstationen abgegeben.

Unter den Todesfällen von 2016 sind der Verlust des männlichen Geparden und des Zuchtpaares der Buntmarder zu beklagen. Für die verbliebene Tochter kam vor einer Woche ein Partner aus dem Tierpark Berlin nach Nürnberg.

Futterbedarf

Die Tiere im Tiergarten Nürnberg hatten natürlich auch in 2016 einen äußerst vielfältigen und reichlichen Nahrungsbedarf. Die Futtermittel-Statistik erfasst Obst wie 8,4 Tonnen Äpfel, 270 Ananas, 1,9 Tonnen Bananen, 970 Kilo Orangen, 5.800 Kiwi, außerdem Gemüse wie 788 Kilo Broccoli, 1,9 Tonnen Chinakohl, 37,1 Tonnen Karotten, 31.000 Köpfe Salat, 3,6 Tonnen Paprika, 5,5 Tonnen Kartoffeln, 11,8 Tonnen Rote Rüben und beinhaltet neben 30,9 Tonnen Fleisch und 67,8 TonnTonnen Fisch, 4,2 to Tintenfisch, 57.000 Küken, 19.000 Mäuse und 3.900 Ratten auch Grillen, Mehlwürmer, Obstfliegen und Quark.

Unter den selbst angebauten Futtermitteln spielten 45 Tonnen Runkelrüben und 197 Tonnen Heu (165 Tonnen aus eigenem Anbau) wieder eine bedeutende Rolle in der Gesamtversorgung. Zusätzlich wurden im Gut Mittelbüg neun Tonnen Weizen, 3,7 Tonnen Hafer und 105 Silage-Bigballs gewonnen. Neben 18,4 Tonnen Kraftfutter für Wildtiere wurde 1.150 Kilo Salzlecksteine eingekauft.

Baumaßnahmen

Die herausragenden Baumaßnahmen mit viel Eigenleistung waren im vergangenen Jahr die Fertigstellung der Voliere für Bartgeier (255.000 Euro, davon 100.000 Euro vom Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e. V./TgFN) und die fast abgeschlossene Sanierung der Anlage für die Totenkopfäffchen (185.000 Euro, davon 100.000 Euro vom TgFN). Die Sanierung des Delphinariums II und der Beginn des Umbaus des alten Flusspferdhauses zu einem Wüstenhaus sind weiter wichtige Bau­maßnahmen, die aber noch nicht abgeschlossen sind. Das Delphinarium II, das voraussichtlich im Frühjahr 2017 wieder in Betrieb genommen wird, ist eine Ausweichanlage hinter den Kulissen und umfasst zwei Becken mit 3,5m Tiefe und einer Oberfläche von 177m2 bzw. 78m2. Dort wurden seit 1988 vier Delphine erfolgreich aufgezogen.

Fast nebenbei erfolgte 2016 die Sanierung der oberen Nashornanlage (48.000 Euro) sowie der Bau einer neuen Anlage für Weißnacken­kraniche, deren alte Anlage durch einen Sturmschaden zerstört wurde (15.000 Euro). Mit Kanalarbeiten erfolgte gewissermaßen der Spatenstich für die Sanierung und den Umbau des Betriebshofes.

Lernen im Zoo

Im Jahr 2016 wurden von der Zoopädagogik im Rahmen von Führungen für Schulklassen und Kindergärten, bei Übernachtungen im Blauen Salon, Zeltlagern und dem Zoo-Schullandheim insgesamt 5.672 Teilnehmende in 260 Führungen betreut. Hinzu kamen 2016 weitere 1.152 Führungen mit 10.475 Teilnehmenden zu den Sonderprogrammen („Besondere Augenblicke“) der Zoobegleiter. Mit Spezialführungen wie „Besuch beim Lieblingstier“ trifft dieses Angebot des Tiergartens Nürnberg ganz offensichtlich die Wünsche der Besucher. Regelmäßig werden von Mitarbeitern des Tiergartens Führungen zur Ausbildung von Mitarbeitern der Zollbehörden (Artenschutz) und der Feuerwehren (Umgang mit Tieren) durchgeführt.

Insgesamt wurden im Jahr 2016 von der Abteilung Zoopädagogik 16.147 Teilnehmende (2015: 14.945) in 1.412 (2015: 1.398) Führungen über Zoothemen informiert und mit Zoowissen ausgerüstet.

Fast 40 Vorträge führte der Tiergarten im Naturkundehaus in Kooperation mit dem Landesbund für Vogelschutz und dem Bund Naturschutz zu naturkundlichen Themen mit Schwerpunkt Natur- und Artenschutz durch.

Forschung und Artenschutz

Der Tiergarten Nürnberg war auch 2016 in Kooperation mit der im Tiergarten beheimateten Artenschutzgesellschaft für Meeressäugetiere in Südamerika, Yaqu Pacha, sehr aktiv im Bereich Forschung und Artenschutz. Ausgehend von dem Grundgedanken, dass Artenschutz umfangreiches Wissen voraussetzt, welches in Forschungsprojekten gewonnen wird, förderte Yaqu Pacha 2016 die Veröffentlichung von insgesamt 18 wissenschaftlichen Publikationen.

Wesentlich ist auch der Austausch der Wissenschaftler. Hierzu gehören die Teilnahme des Kurators für Forschung und Artenschutz im Tiergarten, Dr. Lorenzo von Fersen, am 23. Kongress der Asociación Latinoamericana de Parques Zoológicos y Acuarios (ALPZA) im Juni 2016 in Cali, Kolumbien und bei der Jahresversammlung der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) im September 2016 in Belfast, Nordirland ebenso wie die Organisation der ISFAS 2016, des 2. Internationalen Symposiums Forschung & Artenschutz in Südamerika im Juni 2016 im Tiergarten. Hinzu kommen Kooperationen mit Dr. Juan Busso der Universität Córdoba, Argentinien, zum „Monitoring des Langzeitverhaltens bei Zootieren“ und mit Dr. Mats Amundin, Zoo Kolmården, Schweden, im Bezug auf die Nutzung von C-PODs zur Erfassung von Echoortungslauten bei dem bedrohten LaPlata-Delphin in der Babitonga Bucht in Brasilien.

Im Tiergarten Nürnberg wurden 2016 Forschungsarbeiten zur Stressforschung bei Delphinen und Eisbären fortgesetzt. Eine weitere Forschungsarbeit führte M. Sc. Tim Hüttner zur Elektrorezeption bei Delphinen in Kooperation mit Prof. Dr. Guido Dehnhardt, Universität Rostock, durch.

Tierpatenschaften

2016 konnte im Bereich der Tierpatenschaften durch insgesamt 770 Tierpaten (2015: 763) eine Spendensumme 132.517,40 Euro (2015: 123.930 Euro) eingesammelt werden. Die Spendensumme stieg damit um sieben Prozent. 470 Tierpaten (61 Prozent aller Paten) setzten ihre Tierpatenschaft nach einem Jahr fort. Auch als Weihnachtsgeschenk waren die Tierpatenschaften beliebt. Im Monat Dezember 2016 wurde gegenüber dem Vorjahresmonat ein Plus von 2.070 Euro erzielt.

Öffentlichkeitsarbeit

2016 wandte sich der Tiergarten bei 16 Presseterminen an die Medienvertreter und veröffentlichte entsprechende Tiergartenmitteilungen (2015: 16 Termine). Hinzu kamen 48 Tiergarteninformationen (2015: 52) und 24 Internetkommunikationen (2015: elf). Im Durchschnitt wandte sich der Tiergarten mit diesen insgesamt 88 (2015: 79) Veröffentlichungen mindestens einmal wöchentlich an die interessierte Öffentlichkeit. Im April und November 2016 veröffentlichte der Tiergarten je eine Ausgabe der Tiergartenzeitung, das ist eine zwölfseitige Beilage der lokalen Tageszeitungen mit einer Auflage von ca. je 215.000 Exemplaren.

2016 wurde der Tiergarten Nürnberg von dem Onlinereiseportal „tripadvisor“ zum sechsten Mal in Folge mit dem Zertifikat für Exzellenz ausgezeichnet. Die Leserinnen und Leser der Zeitschrift „Stars&Stripes“, die für in Deutschland stationierte US-amerikanische Soldatinnen und Soldaten erscheint, wählten auch 2016 den Tiergarten Nürnberg zum besten deutschen Zoo des Jahres.

Für 2016 (01.01.2016 - 31.12.2016) stellte der im Sommer 2014 neu aufgesetzte Internetauftritt des Tiergartens Nürnberg unter www.tiergarten.nuernberg.de 3.374.931 Seitenansichten, davon 2.547.884 einmalige Seitenansichten (2015: 3.668.630) und 776.023 Besuche (2015: 798.224 ) fest. In den sozialen Netzwerken verzeichnete die Facebookseite des Tiergartens am 31. Dezember 2016 genau 35.165 „gefällt mir“-Angaben („likes“) (31.12.2015: 31.164 likes) und damit ein Plus von gut 12%.

Ausblick

Im Jahr 2017 wird vor den Osterferien die dann sanierte Anlage für die Totenkopfäffchen am Giraffenhaus wieder eröffnet. Im Herbst 2017 soll planmäßig das Wüstenhaus nach dem Umbaus des alten Flusspferd­hauses fertig gestellt werden. Im Laufe des Jahres wird das im November 2014 geborene Eisbärweibchen Charlotte den Tiergarten verlassen und für ihre Mutter Vera (geb. 21.11.2002) wird das EEP einen neuen Partner empfehlen.

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