Prozess
Richter lässt weitere Waffen des NSU-Trios auf Fingerabdrücke untersuchen

08.07.2017 | Stand 02.08.2023, 7:31 Uhr
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Das Bundeskriminalamt (BKA) hat nur wenige Schusswaffen der Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) auf Fingerabdrücke untersucht. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Focus unter Berufung auf ein Schreiben des BKA vom 16. Januar 2014 an die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.

MÜNCHEN/DEUTSCHLAND Demnach wurden nur vier von elf Waffen, die im November 2011 in der Zwickauer Wohnung des NSU-Trios gefunden worden waren, auf daktyloskopische Spuren analysiert. Entsprechende Aktenvermerke von 2011 seien den leitenden NSU-Ermittlern beim BKA "erst jetzt" bekannt geworden, heißt es in dem Papier. Die Bundesanwaltschaft informierte umgehend das Oberlandesgericht (OLG) in München, wo derzeit der Prozess gegen die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe stattfindet.

Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl veranlasste daraufhin am 20. Januar, dass die "bislang noch nicht untersuchten Waffen" auf Fingerabdrücke überprüft werden, so Focus. Zu den Asservaten, die 2011 nicht untersucht worden waren, gehört nach Informationen des Magazins auch die wichtigste NSU-Waffe, eine Pistole Ceska 83. Damit ermordeten die Rechtsextremisten zwischen 2000 und 2006 neun Einwanderer aus der Türkei und Griechenland.

Das BKA bestätigte den Vorgang gegenüber Focus, verteidigte jedoch seine damalige Entscheidung, nur vier Pistolen und Gewehre auf Fingerabdrücke zu überprüfen: "Die sieben anderen Waffen waren auf Grund der Brandeinwirkung für eine entsprechende Untersuchung nicht geeignet, daher konnten keine daktyloskopischen Spuren gesichert werden." Einige Nebenkläger im NSU-Prozess bezweifeln diese Darstellung. Rechtsanwalt Jens Rabe sagte Focus: "Das Vorgehen der Polizei ist für mich völlig unverständlich." Er fühle sich in seiner Auffassung bestärkt, "dass die Arbeit der Ermittlungsbehörden ständig hinterfragt und kontrolliert werden muss".

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