Pädophilie
Kinderschänder-Skandal lässt Grüne nicht zur Ruhe kommen

07.07.2017 | Stand 28.07.2023, 3:35 Uhr
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In den achtziger Jahren hatte ein wegen Kindesmissbrauchs verurteilter Mann eine Funktion bei den Grünen inne.

DEUTSCHLAND Der letzte Koordinator der grünen "Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle" (kurz "BAG SchwuP"), Dieter F. Ullmann, wurde nach Informationen des Nachrichten-Magazins DER SPIEGEL mindestens sechsmal wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt. Ab 1980 saß er mehrmals im Gefängnis, war gleichzeitig bei den Grünen auf Landes- und ab 1985 auch auf Bundesebene aktiv und versuchte, seine Forderung nach freiem Sex zwischen Erwachsenen und Kindern durchzusetzen. Aus seiner Veranlagung machte Ullmann dabei keinen Hehl. Trotz seiner Position und seiner Mitgliedschaft bei der Alternativen Liste (AL) in West-Berlin mögen sich in den achtziger Jahren aktive Grüne kaum an den Pädophilie- Befürworter erinnern: Der erste Parlamentarische Geschäftsführer der Bundestagsfraktion, Volker Beck, erinnert sich nur noch vage an "einen aus der Pädo-Gruppe".

Bei der AL West-Berlin fand Ullmann Unterstützung für seine Anliegen: Im Landeswahlprogramm 1981 forderte sie, die Paragrafen 174 und 176 des Strafgesetzbuches, die sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen unter Strafe stellen, so zu ändern, dass "nur Anwendung oder Androhung von Gewalt oder Missbrauch eines Abhängigkeitsverhältnisses bei sexuellen Handlungen unter Strafe zu stellen sind".

Die Berliner Schriftstellerin Sophie Dannenberg, die sexuelle Übergriffe ihrer Eltern und anderer Kinderladen-Aktivisten in Gießen im Jahr 1975 erleben musste, hat den grünen Europa-Abgeordneten Daniel Cohn-Bendit scharf angegriffen. „Cohn-Bendit sollte sich einmal ganz klar und in aller Demut bei den Opfern der damaligen Übergriffe entschuldigen“, sagte Dannenberg FOCUS. Er habe mit seinem Text in der Zeitschrift „Der Große Basar“ von 1975 viele Täter ermutigt. Dannenberg attackierte auch Cohn-Bendits Rechtfertigung, sein pädosexueller Text von damals sei als „Provokation“ gemeint gewesen. „Für dieses Milieu war das doch damals gar keine Provokation“, so die Autorin. Eine Provokation wäre es damals in diesen Kreisen gewesen zu sagen: diese Schweinerei mache ich nicht mit.“

Auch die betroffene Tochter des früheren Linksextremisten Dieter Kunzelmann sprach mit FOCUS. Das „Kursbuch 17“ aus dem Suhrkamp-Verlag von 1969 beschrieb sexuelle Szenen mit dem damaligen Linksanarchisten Hans-Eberhard Schulz und der Vierjährigen.“ Es falle ihr schwer, „diese intimen Szenen heute zu lesen, die Bilder zu sehen und mich darin zu sehen“, sagte die Frau, die anonym bleiben wollte. An die Vorgänge selbst habe sie keine Erinnerung. Ihr Gedächtnis setze erst mit ihrer Einschulung ein. Über die damaligen Aktivisten und ihre Eltern meinte sie: „Die wollten damals Strukturen aufbrechen. Aber das ist nicht meine Vorstellung, wie Kinder aufwachsen sollten.“

Die Grünen-Politikerin Marieluise Beck sagte FOCUS, es gehe ihr nicht darum zu sagen, dass die Kinderladen-Bewegung „durch und durch gut gewesen ist. Da gab es auch ein fehlendes Gefühl für Maßstäbe.“ Sie halte es nach wie vor für richtig, aus der Prüderie der Nachkriegszeit ausgebrochen zu sein. „Aber wir wären besser aus dieser Zeit herausgekommen, wenn es diese Idioten wie Kunzelmann und die Kommune 1 nicht gegeben hätte“, so Beck.

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