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Bundesanwaltschaft sieht Mord-Vorwürfe gegen Beate Zschäpe bestätigt

08.07.2017 | Stand 29.07.2023, 18:55 Uhr

Die Bundesanwaltschaft ist überzeugt, dass die mutmaßliche Terroristin Beate Zschäpe vom Oberlandesgericht München wegen Mordes verurteilt werden wird.

MÜNCHEN/DEUTSCHLAND "Unsere Mordanklage stützt sich auf eine Vielzahl von Beweisen. Soweit diese vor Gericht bereits erhoben worden sind, haben sich unsere Ermittlungsergebnisse bestätigt", sagte Generalbundesanwalt Harald Range im Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus. Zudem hätten mehrere Zeugen erklärt, Zschäpe sei gleichberechtigtes Mitglied des Terrortrios "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) gewesen. "Insofern sehe ich keinen Anlass, meine Einschätzung zum Anklagevorwurf zu ändern." Angesichts der langen Verhandlungsdauer, der hohen Zahl an Nebenklägern und des enormen Ermittlungsaufwands rechnet Range mit Kosten von "mehr als zehn Millionen Euro" für den NSU-Prozess.

Zur Kritik von Opfer-Angehörigen, die Bundesanwaltschaft sei an einer vollständigen Aufklärung der rechtsextremistischen Mordserie nicht interessiert, sagte Range Focus: "Den Vorwurf muss ich entschieden zurückweisen." Die Ermittlungen seien "sehr breit angelegt und mit enormem personellem Einsatz geführt" worden. Nun sei es Sache des Gerichts, die Verantwortung der Angeklagten für die Morde zu klären. "Die Aufarbeitung möglichen Fehlverhaltens von Behörden muss hingegen in den parlamentarischen Untersuchungsausschüssen erfolgen", so Range.

Der Generalbundesanwalt äußerte sich im Focus auch zu angeblichen Lücken und Ungereimtheiten bei der Aufklärung der NSU-Verbrechen: "Bei jedem großen Kriminalfall gibt es Menschen, die an eine große Verschwörung, an vertuschte Ermittlungspannen oder unsichtbare Mächte im Hintergrund glauben. Wir Staatsanwälte halten uns streng an die Fakten." Range widersprach den immer wieder geäußerten Vermutungen, wonach Zschäpes Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt von einem bislang Unbekannten erschossen worden seien: "Die beiden haben sich am 4. November 2011 in ihrem Wohnmobil in Eisenach das Leben genommen."

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