Körpersprache-Analyse:
In ZDF-Interview: Kloppo zeigt Stinkefinger!

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 20:15 Uhr

Nach der Labbadia-Wutrede laufen Wetten, welchem Bundesliga-Coach als nächstem der Kragen platzt. Dortmunds Jürgen Klopp hatte sich bei einem ZDF-Interview noch unter Kontrolle – nur sein Mittelfinger entwickelte ein Eigenleben. Sagt Jürgen Stephan, Spezialist für Mimik und Körpersprache!

Die Fußball-Nation diskutiert gerade über die Wutrede von Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia, der gegen pfeifende Zuschauer und Medien gewettert hat.

Auch Dortmunds Meistertrainer Jürgen "Kloppo" Klopp reagiert schon mal sehr emotional, wenn ihm Journalistenfragen nicht gefallen.

Dass es zur Zeit in Klopp sehr brodelt und er sich bisweilen nur mit Mühe unter Kontrolle hat, zeigt ein Interview, dass Klopp dem ZDF nach dem unglücklichen 1:1 in der Champions League gegen Manchester City gegeben hat. Als Experte an seiner Seite: der frühere FC Bayern-Torwart Oli Kahn.

Nach außen gab sich Klopp cool, an kleinen Gesten – wie seinem Mittelfinger, der ein Eigenleben zu bekommen scheint – und anderen Mikro-Ausdrücken lesen so genannte FACS-Coder wie in einem Buch.

Wir ließen den aus Passau stammenden Jürgen Stephan – Spezialist für Mimik und Körpersprache – das Interview analysieren – das Ergebnis lesen Sie im Folgenden!

Das Interview sehen Sie in der ZDF-Mediathek, ab Minute 135.

Hier die Analyse von Jürgen Stephan, Spezialist für Mimik und Körpersprache, Landshut

(www.stephan-training.de):

"Der Reporter stellt eine Frage, ob „Herzlichen Glückwunsch“ oder „Herzliches Beileid“. Tiefergehend muss erwähnt werden, dass Herr Klopp bestimmt noch voll Adrenalin aus dem Spiel ist. Adrenalin fördert die Durchblutung, erhöht den Herzschlag und erhöht den Blutdruck. Dies dient dem Umstand kampfbereit zu sein. Mit dieser Stimmung kommt er ins Studio und bekommt als erste Frage, die Eingangs erwähnte Frage gestellt. In dem Moment als er die Frage gehört hat zieht er verärgert seine Augenbrauen nach innen und seine Lippen werden noch schmaler als sonst. Dies ist ein Indikator für Wut. Diese Aussage hat ihn verärgert.

Während der weiteren Aussage sieht er ständig nach unten um zu überlegen, was er denn nun genau sagt. Er vermeidet immer noch den Blickkontakt mit dem Reporter. Er ärgert sich über die verpasste Chance gewonnen zu haben. Diesem Ärger macht er Luft in dem er seine Wangen aufbläst.

Wenn wir uns beruhigen wollen, müssen wir atmen. Wir nehmen sehr viel Sauerstoff auf und senken damit den Blutdruck. Wenn wir den Luftstrom nicht kontrollieren, neigen wir oftmals zur Hyperventilation. Um dies zu vermeiden, pressen wir die Lippen zusammen und lassen die Luft aus der Lunge kontrolliert nach außen strömen. Nerven auf der Innenseite der Backen werden stimuliert, wir verlangsamen die Atmung und werden ruhiger.

Der Reporter erzählt etwas über Chancen und Herr Klopp zeigt ihm unbewusst den Stinkefinger. Diese heftige Reaktion ist ihm sicherlich nicht bewusst. Er ärgert sich über die Situation und drückt dies dadurch aus.

Sofort danach wird das Video eingespielt und Herr Klopp strengt seine Stirnfalten sehr an und zeigt auf seinem Mund fast ein gleichzeitiges Schmunzeln. Dies ist eine Form der Verachtung. Passend zur o.g. gezeigten Emotion. Es kommt die Sprache auf die Situation, die zum Elfmeter führte. Herr Klopp zeigt jetzt extrem deutlich ein Zeichen für Wut. Angestrengte Augenbrauen, auf einer Seite angehoben (Zeichen für Interesse) und eine kreisende Zunge im Mund. So sehen Menschen aus die sich über etwas sehr ärgern. Wer es nicht glaubt, dieses Gesicht einfach mal nachmachen und warten wie sich die Stimmung verändert.

Herr Klopp erläutert nun deutlich lockerer die Situation und lobt seine Mannschaft. Danach kratzt er sich wieder an der Nase. Also so geht’s auch!! Danach erklärt er nochmals wie verdient die Führung war und dass im Endeffekt das Unentschieden „akzeptieren“. Dabei verschluckt er das Wort fast und kratzt sich dabei am Mund. Akzeptieren tut er gar nichts. Er ist sehr verärgert, muss jedoch Sportsmann sein.

Auf die Frage ob Dortmund Champions League kann, macht Herr Klopp ein trauriges Gesicht, als er über die Punkte ausbeute spricht. Er ist über das Ergebnis in der Vergangenheit sehr traurig.

Als Oliver Kahn ins Spiel kommt, zeigt Herr Klopp extreme Verachtung für die Meinung des Experten. Er zieht einen Mundwinkel extrem nach oben. Das ist ein Anzeichen für Verachtung.

Oliver Kahn hält sich auffallend in seinen Aussagen zurück und schaut Herrn Klopp dabei intensiv an um jede Regung wahrzunehmen. Er lobt Dortmund übergebührlich um Herrn Klopp nicht noch weiter zu verärgern. Ob er die Worte ernst genommen hat ist eher fraglich. Die Verachtung Herrn Kahn gegenüber war in dieser Situation einfach zu groß."

Passau