RTL-"EXTRA" deckt auf
Erdbeeren fast ausnahmslos mit gesundheitsgefährdenden Pestiziden belastet

06.07.2017 | Stand 26.07.2023, 20:32 Uhr

In Kürze beginnt in Deutschland die Hochsaison für Erdbeeren. Doch viele der kalorienarmen Vitamin C-Bomben sind gar nicht so gesund, wie es die Verbraucher erwarten.

DEUTSCHLAND Viele Früchte werden mit einer Vielzahl von Pestiziden behandelt, um sie länger frisch zuhalten. Für den Verbraucher ist die Gefahr nicht erkennbar, denn die ansprechende Optik der Früchte sagt noch gar nichts über deren Giftgehalt aus. "EXTRA - Das RTL-Magazin" mit Birgit Schrowange hat in der Sendung am Montag, 21. Mai, den großen Test gemacht: Mit versteckter Kamera kauften RTL-Reporter verschiedene Stichproben, darunter deutsche Erdbeeren aus dem Supermarkt, aus dem Bioladen, vom Wochenmarkt und deutsche, spanische und niederländische Erdbeeren vom Gemüsehändler. Im "Labor für Chemische und Mikrobiologische Analytik" in Delmenhorst hat Mikrobiologe Gary Zörner die Früchte auf Rückstände von Chemikalien untersucht. Mit Hilfe eines mikrobiologischen Gutachtens konnte er feststellen, wie pestizidbehaftet deutsche und ausländische Früchte und ob die Herkunft der Ware eine Rolle spielt. Außerdem wurde im Labor Erdbeerkuchen aus der Konditorei getestet, um herauszufinden, welche Schadstoff-Spuren auf bereits verarbeiteter Massenware zu finden sind.

Vier Tage lang wurden die gekauften Proben im Labor für Mikrobiologie auf Rückstände untersucht - mit einem alarmierenden Ergebnis: Von zehn untersuchten Proben waren nur die Bio-Erdbeeren völlig unbelastet und ohne synthetische Chemikalien. Bei den anderen Erdbeeren konnte das Labor drei bis sieben verschiedene Pestizide pro Probe nachweisen. Jede einzelne der gefundenen Chemikalien lag für sich betrachtet unter dem gesetzlichen Grenzwert. Doch das Problem ist die Vielzahl der unterschiedlichen Pestizide. Mikrobiologe Gary Zörner erklärt das gefährliche Phänomen: "Wir haben verschiedene Pestizide gefunden, die gegen Insekten, Pilze und Unkraut wirken sollen und natürlich auch eine Auswirkung auf die menschliche Gesundheit haben. Das Kombinieren vieler verschiedener Pestizide gleichzeitig kann natürlich eine Erhöhung der Giftigkeit um ein hundert- oder tausendfaches bewirken."

Im "EXTRA"-Test hatten die stichprobenartig gekauften spanischen Erdbeeren mit sieben und die niederländischen mit sechs verschiedenen nachgewiesenen Pestiziden die meisten Rückstände. Eine deutsche Probe hatte fünf, die meisten drei Pestizid-Arten. Durch das Waschen der Früchte unter kaltem Wasser nimmt die Konzentration der Pestizide nur minimal ab. Und so fanden die "EXTRA"-Reporter auch im Erdbeerkuchen aus der Konditorei immer noch zwei verschiedene Giftstoffe, obwohl die Früchte für den Belag verarbeitet wurden. Für Verbraucher empfiehlt "EXTRA", bei Erdbeeren stets auf Herkunft und Frische zu achten und sich nicht auf Schilder zu verlassen, sondern aktiv nach dem Ursprungsort der Ware zu fragen. Im Zweifel ist der Weg zum Biohändler die bessere Alternative, denn die dort gekauften Erdbeeren schnitten im Labortest als einzige Stichprobe pestizidfrei ab. Und ein weiteres Detail ist den "EXTRA"-Reportern beim Testeinkauf aufgefallen: Oft wurde ausländische Ware als deutsche angeboten, auf Fragen zur Herkunft wichen die Verkäufer mit seltsamen Erklärungen aus. Das Geschäft ist lukrativ, denn ein 500 Gramm-Schälchen niederländische Erdbeeren kostet im Verkauf durchschnittlich etwa zwei Euro, während deutsche Früchte rund einen Euro teurer sind. Doch nicht nur auf dem Wochenmarkt wurde mit der Herkunft getrickst, auch auf einem Bauernhof mit Hofverkauf wurden Erdbeeren vom Großmarkt angeboten, obwohl vor der Tür in großen Buchstaben Ware "aus eigenem Anbau" angepriesen wurde. Für den Verbraucher hilft auch hier nur ein kritischer Blick auf die Verpackung der Früchte und konkretes Nachfragen beim Händler.

Deggendorf