Vertrag läuft aus
Walther Klaus möchte weiter Eishockey in Regensburg spielen

18.03.2020 | Stand 13.09.2023, 0:41 Uhr
−Foto: n/a

Erst monatelang auf einen Pass warten und jetzt soll alles umsonst gewesen sein? Das fragt sich momentan ein junger Eishockeyspieler aus Finnland, Walther Klaus. Denn die aktuelle Corona-Krise machte dem 21-Jährigen jetzt einen Strich durch die Rechnung.

Regensburg. Klaus fühlt sich nämlich bei der Regensburger Eishockeymannschaft, den Eisbären Regensburg, sehr wohl und möchte gerne bleiben, doch die Saison ist jetzt früher vorbei als gedacht und seine Zukunft noch unsicherer ...

Walther Klaus ist in Helsinki, der Hauptstadt von Finnland, geboren, doch sein Opa ist Deutscher – daher auch der nicht sehr Finnisch klingende Name. Über einen sportbegeisterten Bekannten seiner Schwester kam er auf die Idee, nach seinem Schulabschluss an einem Sportgymnasium in Stockholm nach Regensburg zu gehen. Klaus erinnert sich: „Er schlug das vor und sprach mit den Verantwortlichen in Regensburg. Und ich habe mir gedacht, dass die Saison sowieso vorbei ist und die Schule auch, also warum diese Chance nicht nutzen?“

Und so kam es, dass der junge Verteidiger im Oktober letzten Jahres von Helsinki nach München flog und seitdem mit den Eisbären Regensburg trainierte. Es stand nur noch der fehlende deutsche Pass im Weg, um auch offiziell Teil der Mannschaft werden zu können. Denn in der Eishockey-Oberliga dürfen maximal zwei Spieler einer Mannschaft ohne deutsche Staatsangehörigkeit spielen und die zwei Plätze waren in Regensburg schon vergeben. Ende Januar war es dann endlich soweit und Klaus hielt stolz seinen deutschen Pass sowie einen Vertrag bei den Eisbären bis Saisonende in den Händen. Erst einmal folgte eine intensive, aber sehr schöne Zeit.

„Ich mag die Stadt sehr, Regensburg erinnert mich an die Altstadt von Stockholm.“ Der Deutsch-Finne hat sich in den letzten Monaten gut eingelebt. „Deutsch ist eine ganz neue Sprache für mich, aber ich bekomme viel Unterstützung von meinem Team“, so Klaus. Auch wenn er kaum Deutsch spricht – viele Wörter versteht er auch so, denn neben seiner Muttersprache Finnisch spricht Klaus auch noch Schwedisch, eine Sprache, die dem Deutschen sehr ähnlich ist. Vor einem Sprachkurs war für Klaus aber erst einmal das Wichtigste, sich auf die neue Mannschaft zu konzentrieren. Sechs Mal pro Woche trainieren die Eisbären – für Klaus, der seit seinem vierten Lebensjahr Eishockey spielt, ist das nichts Neues, aber viel ist es trotzdem. „Wenn ich mal frei habe, dann gehe ich es ganz ruhig an“, erklärt er. „Vor dem ersten Spiel in Regensburg war ich schon ein bisschen aufgeregt, vor so vielen Fans zu spielen“, erzählt Klaus, „aber mittlerweile ist es mir egal, es macht eigentlich keinen Unterschied“.

Und in letzter Zeit lief es für die Eisbären immer besser, vor allem, seitdem Max Kaltenhauser die Mannschaft trainiert. „Max hat das ganze Team verändert – zum Positiven“, freut sich Klaus. Am Sonntag, 8. März, nach dem Auswärtssieg gegen den EC Peiting, stand dann fest: Die Eisbären sind auf Platz 1 der Tabelle und damit Oberliga-Süd-Meister! Sogar eine spontane Party vor der Donau-Arena erwartete die Spieler und das Team bei ihrer Rückkehr mitten in der Nacht. Alle freuten sich auf die anstehenden Playoffs. Doch mit der rapiden Ausbreitung des Coronavirus stieg auch die Unsicherheit. Erst wurde der Vorverkauf gestoppt und am Mittwoch, 11. März, war dann klar: Die Saison in der Eishockey-Oberliga ist vorzeitig beendet.

Für Walther Klaus besonders bitter: Sein Vertrag läuft jetzt aus. „Das ist schon echt schade“, bedauert Klaus, „doch wenn nur ein Einziger von uns erkrankt wäre, wären wir sowieso alle in Quarantäne gekommen“. Nach Finnland will Klaus erst einmal nicht sofort zurückkehren: „Ich brauche erst einmal Zeit, meine Gedanken zu sortieren“. Angst vor dem Coronavirus hat er aber keine, er ist jung und gesund, „es gibt für mich keinen Grund in Panik zu verfallen, ich bleibe ganz ruhig“. Stattdessen wartet er ab und hofft auf einen neuen Vertrag: „Ich hatte so schöne Momente und wurde so herzlich aufgenommen“, erzählt Klaus, „in Regensburg gefällt es mir richtig gut, ich würde sehr gerne hier bleiben“. Und einen deutschen Pass hat er ja jetzt, sodass seiner Eishockeykarriere in Regensburg eigentlich nichts mehr im Wege stehen würde.

Regensburg