Finanzskandal
Krasser Fehlbetrag erschüttert den Sportverein Wenzenbach!

20.06.2018 | Stand 13.09.2023, 0:18 Uhr
−Foto: n/a

Der Vereinschef stellt am heutigen Mittwoch ein Gutachten vor – Wirtschaftsprüfer waren vor Ort und haben angeblich einen riesigen Fehlbetrag festgestellt. Der Vereinsvorsitzende Gerhard Bäumler indes schweigt.

WENZENBACH Es ist doch eine etwas ungewöhnliche Vereinsanzeige, die Gerhard Bäumler, erster Vorsitzender des Sportvereins Wenzenbach, im Mai im Gemeindeblatt veröffentlicht: „Einladung zur außerordentlichen Mitgliederversammlung“ ist sie überschrieben. Am heutigen Mittwoch, 20. Juni, um 19 Uhr lädt Bäumler, der auch Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Gemeinderat ist, ins Gasthaus Zum Kneißl ein. Die Tagesordnung ist explosiv. Denn unter Tagesordnungspunkt drei steht das: „Vorstellung des Gutachtens einer, vom Vorstand beauftragten externen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (SLP Treuhand GmbH ...) in Bezug auf festgestellte Differenzen bei Zahlungsflüssen in den Jahren 2008 bis 2017 beim Hauptverein.“ Seit diese Einladung veröffentlicht ist, schießen in Wenzenbach Spekulationen ins Kraut. Gibt es einen weiteren Finanzskandal, diesmal im Verein?

Wir haben Vereinschef Bäumler mit Fragen konfrontiert. 1.500 Mitglieder zählt der Verein, der nun in Schieflage geraten ist. Kolportiert wird ein Fehlbetrag von 150.000 Euro – doch diesen Betrag möchte der Vereinschef nicht bestätigen, dementiert ihn aber auch nicht. Im Verein macht das Gerücht die Runde, wonach bis zum letzten Jahr Jugendmannschaften gemeldet worden seien, die es aber gar nicht gegeben hat.

Stimmt das? Wir haben beim Bayerischen Fußballverband sowie beim Bayerischen Sport- und Leichtathletikverband nachgefragt. „Der Fall des SV Wenzenbach e. V. ist uns aktuell nicht bekannt, wir werden dies aber intern prüfen. Hinsichtlich der Fördergelder können wir keine Auskunft geben, da dies nicht den BLSV, sondern die jeweilige Kommune betrifft“, so der Sprecher des BLSV.

Vorstand will auch gleich die Entlastung haben

Auch beim Landratsamt hat das Wochenblatt angefragt, ob bereits Informationen vorliegen. Hintergrund: Das Landratsamt vergibt die sogenannte Vereinspauschaule, zum andren gibt es auch kommunale Förderungen für die Jugendarbeit. Auch für den Zuschuss des Landkreises „bilden die Mitgliederzahlen – maßgeblich ist die Anzahl der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis zum einschließlich 26. Lebensjahr – sowie die Übungsleiterlizenzen die Bemessungsgrundlagen“, heißt es aus dem Landratsamt. Man werde die Wochenblatt-Anfrage zum Anlass nehmen, nochmals selbst beim Verein und den Sportvereinen nachzuhaken.

Heikel auch: Auf der Tagesordnung steht nicht nur die Vorstellung des Gutachtens. „Beratung und Beschlussfassung über das weitere Vorgehen im Zusammenhang mit der festgestellten Differenz“ ist ein weiterer Tagesordnungspunkt. Zudem will der Vereinsvorstand einen Vorschlag präsentieren, wie man mit dem Loch in der Kasse umgeht und dann aber auch noch gleich einen Beschluss, wie man weiter vorgeht. Dass der Tagesordnungspunkt sechs auf „Entlastung der Vorstandschaft“ lautet, wundert dann aber doch. Will der Vereinsvorstand in einer Sitzung gleichzeitig erstmals öffentlich Unstimmigkeiten einräumen, für die er sich dann gleichzeitig die Entlastung holen möchte? Bäumler selbst gibt sich jedenfalls wortkarg: „Sie werden verstehen, dass ich keinesfalls der Mitgliederversammlung vorgreifen darf und für diese bestimmte Informationen an Dritte weitergeben kann.“

Regensburg