Fußball
Sensationell! Historischer Jahn begeisterte seine Fans

16.05.2018 | Stand 28.07.2023, 11:20 Uhr
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Neben Platz fünf in der Liga hat der SSV Jahn so manchen vereinseigenen Rekord aufgestellt. Zwei Spieler bekommen dennoch keinen neuen Vertrag mehr.

REGENSBURG Am Ende hätte es sogar Platz vier sein können. Hätte Wurtz den Ball kurz vor Schluss nicht glücklich abgefälscht, hätte Jahn Regensburg beim VfL Bochum gewonnen. Nun ist es zwar nur der fünfte Rang, aber darüber beschwert sich keiner. Das sind Luxusprobleme beim SSV, von denen man sich vor der Spielzeit nicht getraut hätte zu träumen. So oder so ist diese Saison historisch! Erstmals in seiner langjährigen Geschichte ist dem SSV Jahn im fünften Versuch der sportliche Klassenerhalt in der Zweiten Fußball-Bundesliga gelungen. Alleine das schon ließe die Mannschaft bei den Fans zu Helden werden. Doch dieser Klassenerhalt war sogar mehr als souverän, es gab im Saisonfinale kein Zittern, kein Bangen. Es wurde Platz fünf! Je nach dem, wie man die Ergebnisse in der mehrgleisigen, erstklassigen Oberliga in den 1950er-Jahren einschätzt, war dies mehr oder weniger der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, mindestens aber eben seit 60 Jahren.

Es war zudem eine Saison der vereinseigenen Rekorde. 14 Siege, 53 Tore, 48 Punkte und eine neutrale Tordifferenz sind Topwerte in der Zweitliga-Bilanz des SSV. Ebenso wie zehn Heimsiege oder die 13 Tore von Kapitän Marco Grüttner – so oft traf noch nie ein Jahn-Spieler in der Zweiten Bundesliga. Diese Mannschaft hat seine Anhänger begeistert, was sich auch in der Zuschauerzahl widerspiegelt: Mehr als 11.000 Fans pro Spiel sind der beste Zuschauerschnitt seit über 60 Jahren! Im ligainternen Ranking liegt der SSV Jahn damit auf Platz 13 und damit sogar noch vor dem ambitionierten Ex-Erstligisten Ingolstadt oder dem langjährigen Zweitligisten Fürth.

In Regensburg wissen die Fans, wie erfolgreich diese Spielzeit war. Der Jahn war als einer der Abstiegskandidaten in die Saison gegangen, spielte am Ende aber sogar um den Aufstieg mit. „Danke für die geile Saison“, schrieb die Fanszene auf einem Spruchband, wohlwissend, was für ein Geschenk diese Saison gewesen ist. Durch den Klassenerhalt winkt der Domstadt nun eine weitere Saison in der Zweitklassigkeit mit neuen, attraktiven Gegnern, gegen die der Jahn spielen darf. Erstmals kommt es so zu einem Pflichtspiel mit dem Hamburger SV, außerdem gibt es noch eine offene Rechnung mit dem 1. FC Köln. Nichtsdestotrotz wird die nächste Saison ab August ebenso schwer wie die abgelaufene. Der SSV Jahn wird erneut einen der geringsten Etats haben, das Ziel ist einzig und allein der Klassenerhalt. Dass das aber wieder gelingen kann, steht außer Frage.

Hesse und Hofrath gehen – ist Leipzig an Beierlorzer dran?

Die neue Saison beginnt am 3. August, Trainingsauftakt ist am 25. Juni. Zwei Spieler des historischen Kaders werden dann nicht mehr da sein: Uwe Hesse und Marcel Hofrath werden den Verein nach vier bzw. dreieinhalb Jahren in noch unbekannte Richtung verlassen. Beide haben vom Verein keinen neuen Vertrag für die Saison 2017/18 erhalten. Somit sind alle vertragsbedingten Angelegenheiten beim historischen Kader des SSV – zumindest auf dem Papier. Defensivspieler Marvin Knoll hat zwar einen bis 2020 laufenden Kontrakt, hat aber nach eigenen Angaben Angebote von anderen Vereinen. Wenig verwunderlich, der gebürtige Berliner war notenbester Jahn-Spieler der Saison. Auch Erfolgs-Coach Achim Beierlorzer ist ins Visier von so manchem Erstligisten geraten, unter anderem soll der VfL Wolfsburg nach Medieninformationen Interesse haben. Vor allem lohnt ein Blick zu Beierlorzers Ex-Club Leipzig, der am Mittwoch, 16. Mai, seinen bisherigen Trainer Ralph Hasenhüttl entlassen hat. Zwar hat auch Beierlorzer einen noch bis 2019 laufenden Vertrag, doch von möglichen finanziellen Ablöseforderungen seitens der Regensburger werden sich die Sachsen sicherlich nicht aufhalten lassen, sollten sie sich mit dem Jahn-Coach einig werden. Der ließ ein klares Bekenntnis zum Jahn auf der Fan-Party im Hahn-Zelt aus: „Im Fußball kann alles passieren“, so Beierlorzer in Erinnerung an Heiko Herrlich, der dem SSV trotz Treueschwur vor einem Jahr verließ. Es wird eine spannende Sommerpause!

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