Miriam Dattke fährt nach Samorin
Sensationeller Sieg für junge Läuferin

27.11.2017 | Stand 04.08.2023, 0:38 Uhr
−Foto: n/a

Miriam Dattke qualifiziert sich souverän für die Cross-EM: das Telis-Talent schlägt in Darmstadt die U20-Europameisterin Delia Sclabas.

REGENSBURG Für die LG Telis Finanz war die U20-Vizeeuropameisterin über 5.000 Meter Miriam Dattke in Hinblick auf die in vierzehn Tagen stattfindenden Crosslauf-Europameisterschaften im slowakischen Samorin die einzige Option, da der Rest des Regensburger Top-Teams sich schon vollständig auf die Europameisterschaften in Berlin konzentriert und deshalb gerade in einer intensiven Grundlagenausdauerphase steckt beziehungsweise gerade mal die Herbst-Marathons hinter sich gebracht hat. Die junge Regensburgerin löste nun beim Darmstadt-Cross ihre Aufgabe souverän. In einem faszinierenden Rennen über insgesamt 4.200 Meter ließ sie der amtierenden U20-Europameisterin Delia Sclabas aus der Schweiz nicht den Hauch einer Chance.

Klug im Windschatten der Eidgenössin anfangs nur mitlaufend, blies sie Mitte der drei von vier zu laufenden Runden zum Angriff und flog geradezu ihrer ärgsten Gegnerin davon. „Es lief optimal, ich konnte mich erst zurückhalten und am Ende nochmal ordentlich antreten“, meinte die Regensburgerin. Auch ihre Teamkollegen konnten in Darmstadt glänzen. Im Männerrennen über 9 Kilometer erreichten Simon Boch, der lange Zeit mit in der Spitzengruppe gelaufen war, Platz vier, Tim Ramdane Cherif Platz sieben und Filmon Abraham Platz neun. Im Rennen der Frauen über 6,6 Kilometer platzierte sich Cornelia Griesche auf Rang 15.

„Nicht, dass Miriam gewonnen hat, sondern wie sie gewonnen hat, mit einem am Ende auffallend lockeren raumgreifenden Schritt, macht mich für Samorin optimistisch. Trotzdem sei es gesagt: Für Miriam ist das nur ein weiterer kleiner Schritt zur guten Langstrecklerin“, sagt dazu ihr Coach Kurt Ring, der die ehemalige Berlinerin und jetzige Jura-Studentin an der Uni Regensburg seit Frühherbst nun endlich auch „dahoam“, wie man so schön in Bayern sagt, betreuen kann. In der Tat, es ist einiges geschehen, seitdem sich Miriam Dattke im September des letzten Jahres für die Domstadt, das Athletenhaus und die verschworene Laufcrew der Blauen entschieden hat.

Miriam hat sich stark entwickelt

Aus dem damals gefrusteten Mädchen, geplagt von etlichen langwierigen Verletzungen, das schon viele Gedanken ans Aufhören verschwendet hatte, ist inzwischen eine selbstbewusste junge Frau geworden. Wer hätte in jenem Herbst schon daran gedacht, dass sie knapp ein dreiviertel Jahr später bei den U20-Europameisterschaften um den Sieg mitlaufen würde. „Da müssen wir immer wieder dran arbeiten, um dem Zweifeln von damals in kritischen Momenten Paroli bieten zu können“, sagt dazu Kurt Ring, der allzu gut weiß, dass zum Erfolg eben auch das Durchwandern von so manchem Tränental dazu gehört. „Ich weiß, dass ich dem Trainer vertrauen kann, wenn er sagt, ich bin gut drauf, dann ist das so, er sagt immer seine ehrliche Meinung, auch wenn sie gerade nicht unbedingt schmeckt“, sagt die 19-jährige Athletin zu ihrem derzeitigen Betreuungsverhältnis.

Nervosität vorm Rennen gesteht sie ein. „Die ist bei mir immer schon stark ausgeprägt. Ich kann damit aber inzwischen gut umgehen, in Darmstadt hat das nun auch gepasst.“ So freut sie sich auch auf die Cross-EM, ohne sich lang mit irgendwelchen Erfolgsszenarien abzuplagen. „Mein Trainer sagt, ich soll einfach vorne mitlaufen und mein Bestes geben. Der wird es schon wissen. Und wenn es nicht ganz für vorne reicht, waren die anderen einfach besser.“ Die anderen, das waren bei den zurückliegenden U20-Europameisterschaften über 5.000 Meter gerade dann mal noch eine Holländerin.

Mal sehen, wie viele es in Samorin sein werden.

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