Wochenblatt-Interview
„Die Gegner zollen uns jetzt Respekt“

06.07.2018 | Stand 13.09.2023, 0:16 Uhr
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Wildcats-Headcoach Christoph Riener zieht Zwischenbilanz

KIRCHDORF AM INN Im April starteten die Footballer der Kirchdorf Wildcats in das Abenteuer 1. Bundesliga. Erstmals spielt der „Dorfverein“ in der GFL1. Doch wer gedacht hatte, die Inntaler würden für die Gegner aus den Großstädten nur „Kanonenfutter“ sein, irrte sich. Nach der Hälfte der Spiele liegen die Kirchdorfer jedoch überraschend auf Platz 5 der Tabelle. Im Wochenblatt-Interview zieht Headcoach Christoph Riener ein Zwischenfazit.

Hatten Sie erwartet, dass sich Ihr Team so schnell an die 1. Liga gewöhnen wird?

Ehrlich gesagt, hatten wir gar kein Gefühl. Es war nicht so, dass wir da irgendwas erwartet haben. Jetzt würde ich sagen, dass in dem ein oder anderen Spiel sogar mehr drin gewesen wäre. Der Trend ging zuletzt nach oben. Hilfreich war für uns sicher auch, dass der Saisonstart nicht gleich katastrophal ausfiel. Als wir gegen den deutschen Meister Schwäbisch Hall mithalten konnten, haben wir gemerkt, dass die Saison so schlecht nicht werden kann.

Was nehmen Sie als Trainer mit aus den ersten Spielen, was haben Sie von der Konkurrenz vielleicht schon gelernt?

Ich habe gemerkt, dass der Unterschied zwischen 1. und 2. Liga gar nicht so groß ist wie erwartet. Der Sprung war für den Trainerstab gar nicht so hoch. Bis auf die beiden Großen Schwäbisch Hall und Frankfurt, die eine so starke Mannschaft haben, dass der Trainer da gar nicht mehr so eingreifen muss, scheitert es bei allen daran, dass in der Kürze der Zeit zwischen und während den Spielen Änderungen kaum möglich sind. Die anderen Trainer machen das hauptberuflich, da hatte ich eigentlich mehr Variantenreichtum erwartet.

Ihre Mannschaft holte bisher alle Punkte in den Heimspielen. Welchen Anteil würden Sie dem Publikum in Kirchdorf beimessen?

Als Trainer bekomme ich das gar nicht so mit, ich glaube aber, dass es für die Spieler schon wichtig ist, ob sie vor 500 oder vor 1000 Zuschauern spielen. Die Zuschauer sind gut drauf und machen Stimmung, das ist für die Mannschaft schon wichtig.

Auswärts läuft es bisher noch nicht ganz so rund, bisher holte das Team noch keinen Punkt. Woran liegt das?

Also in dem Marburg-Spiel hatten wir erstmals eine Übernachtung und ein längeres Prozedere am Spieltag, das war neu für viele meiner Spieler. Dementsprechend haben wir das Spiel verloren. Umgekehrt ging es Marburg aber auch bei uns. Ich sehe die Auswärtsspiele gar nicht als so großen Faktor. Es hat eher damit zu tun, welchen Gegner man grad vor der Brust hat. Bei den Spielen in München und Ingolstadt wird das, denke ich, keinen so großen Unterschied machen, ob wir daheim oder auswärts spielen. Ich interpretiere nicht so viel hinein.

Präsident Klein sprach vor der Saison an, dass sich die Gegner über den Aufsteiger Kirchdorf nicht gerade freuen würden, weil Sie als „Graue Maus“ gelten. Wie gehen die Gegner inzwischen mit den Wildcats um, ist da schon mehr Respekt zu spüren?

Was auf jeden Fall auffällt, dass die Gegner vom Stadion und den Zuschauern beeindruckt sind, ebenso vom Umfeld und unserem Livestream. Die Kemptener zollten auch der Mannschaft nach dem Spiel Respekt, aber dafür können wir uns auch nichts kaufen, wenn wir das Spiel verlieren. Aber der Respektfaktor ist mittlerweile auf jeden Fall da.

Was ist die große Stärke Ihres Teams, wer ragt besonders heraus bisher?

Auf jeden Fall die Special Teams, die Defense und das Kicking Team. Unsere Verteidigung ist bisher unser Prunkstück. Bei der Offense ist dagegen noch etwas Sand im Getriebe. Wir arbeiten daran und schauen, dass wir da wieder auf einen grünen Zweig kommen. Wir kennen unsere Baustellen. Es kommen auch wieder einige Verletzte zurück, sodass wir hier auch wieder stärker sein dürften.

Vor dem Kempten-Spiel sah es noch so aus, dass Sie um die Play-offs spielen könnten. Das dürfte wohl nicht mehr klappen. Was ist für die Wildcats noch drin?

Wir schauen immer auf den nächsten Gegner, es bringt nichts, weiter in die Ferne zu blicken. Unser Ziel lautet jetzt, mindestens Fünfter zu werden. Stuttgart, Ingolstadt und München sehe ich durchaus hinter uns. Wobei München zuletzt Kempten geschlagen hat, die sind schwer einzuschätzen. Am kommenden Samstag geht es nach Stuttgart. Wenn wir gewinnen, ist das schon eine Vorentscheidung für den Klassenerhalt. Aber Stuttgart wird alles in die Waagschale werfen, um zu gewinnen.

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