WM-Zuckerl für Wirte
Fußball im Freien schauen ohne Zeitlimit

23.05.2018 | Stand 13.09.2023, 2:58 Uhr
Stefan Brandl
−Foto: Foto: Staudinger

Lärmschutz gelockert – CSU: Lieber Großleinwand statt Videoüberwachung im Klostergarten

PASSAU Mitte vergangener Woche kam eine aktuelle Bundesverordnung zur Fußball-WM in Russland heraus, die die Herzen aller Fans, die gerne mit anderen unter freiem Himmel Fußball schauen, höher schlagen lässt: Die lärmschutzrechtlichen Vorschriften wurden für den WM-Zeitraum vom 14. Juni bis zum Endspiel am 15. Juli gelockert, sodass Kommunen Fußballübertragungen genehmigen können, selbst wenn die Spiele erst nach 22 Uhr enden – also samt eventueller Verlängerung und Elfmeterschießen. Für Passaus Wirte heißt das jetzt: Bahn frei für Public Viewing vor der Kneipentür!

Aber „können“ heißt natürlich nicht „müssen“, denn wie die Stadt Passau mitteilt, bleibe unabhängig von der Bundesverordnung ein Public Viewing bei der WM 2018 anzeige- bzw. genehmigungspflichtig. Dies gelte auch für die gaststättenrechtlich konzessionierten Flächen oder sondernutzungsrechtlich genehmigte Freischankflächen. „Die Lärmschutzvorschriften für die Anwohner treten zwar etwas zurück, sind aber nach wie vor zu berücksichtigen. Im Einzelfall können einer Übertragung auch sicherheits- oder haftungsrechtliche Fragen entgegenstehen“, sagt Stadtsprecherin Maria Proske.

So läuft‘s anderswo mit TV in der FuZo

Das riecht nach „Fallstricken“ und hohen Hürden bei den Auflagen, die es in anderen, vergleichbaren Städten nicht gibt. In Deggendorf beispielsweise gilt für die Außengastronomie von Haus aus eine maximale Betriebszeit bis 23 Uhr. Im Klartext heißt das: Wenn ein Wirt seine bestehende Außengastro-Fläche nicht vergrößern will und das Public Viewing vor 23 Uhr beendet ist – und das ist bei den Deutschland-Spielen in der Vorrunde in der Regel der Fall – braucht der Wirt in Deggendorf gar keine Genehmigung von der Stadt. Dauert es jedoch länger, muss er eine Betriebszeitenverlängerung beantragen, ebenso, wenn er seine Fläche während des Public Viewings vergrößern möchte. Beides, so Deggendorfs Ordnungsamtsleiter Karlheinz Löffelmann, werde „problemlos genehmigt“.

Auch in der Gäubodenmetropole Straubing macht die Stadt keinerlei Probleme und stellt keine Hürden auf, wenn Wirte zur WM im Sommer die Fernseher vor die Tür auf ihren „sondernutzungsrechtlich genehmigten Freischankflächen“ zum gemeinsamen Fußall-Erlebnis aufstellen. Stadtsprecher Richard Bachmeier: „Wir handhaben das schon immer großzügig.“

Ob das in Passau auch so einfach sein wird? Bis vergangene Woche wurde noch kein Antrag von Wirten auf Public Viewing gestellt. Wenn ja, wird er geprüft – von der Größe des Übertragungsgerätes bis hin zur Gestaltung von Fluchtwegen.

Genau solch möglichen Ordnungshürden schon vor dem Anstoß will die CSU Passau-Stadt im Vorfeld vorbeugen. „Die identitätsstiftende Wirkung von solchen Großereignissen ist bekannt, deshalb sollte es auch in Passau viele Möglichkeiten geben, dass Fußballfans die deutsche Nationalmannschaft gemeinsam anfeuern können“, erklärt Stadtrat Georg Steiner.

CSU-Appell: Bitte keine Steine in den Weg legen

Der CSU-Kreisvorsitzende Dr. Holm Putzke appelliert an die Stadtverwaltung: „Durch die Lockerung der Lärmschutzvorschriften hat der Gesetzgeber deutlich gemacht, dass ein erhebliches öffentliches Interesse daran besteht, dass Fans beim Public Viewing zusammen und live die Spiele verfolgen können, deshalb sollten die zuständigen Behörden solchen Veranstaltungen keine Steine durch überzogene Auflagen in den Weg legen, sondern die Durchführung unterstützen.“

Putzke geht noch einen Schritt weiter: „Warum ergreift die Stadt Passau nicht die Initiative für eine Live-Übertragung im Klostergarten? Anstatt dort Steuergeld für höchstwahrscheinlich weitgehend wirkungslose Videoüberwachung zu verschwenden, sollte stattdessen daran gearbeitet werden, den Klostergarten zu einem Ort der Begegnung zu machen und damit nicht zuletzt das überwiegend selber herbeigeredete schlechte Image aufzupolieren.“

Für Fans: Hier gibt‘s in Passau Public Viewing

Public Viewing-Fans können sich in jedem Fall auf „Rudel-Torjubel“ im Hacklberger Bräustüberl freuen, dort stellt Martin Vrbnjak ein Event-Zelt mit LED-Leinwand auf und im Biergarten hängen drei XXXL-Plasmafernseher. Till Hoffmann überträgt beim Eulenspiegel-Festival an der Ortspitze das WM-Halbfinale (11. Juli) und das Endspiel (15. Juli) jeweils um 20 Uhr im Zelt. Ein ganz besonderes Public Viewing bahnt sich in der Bahnhofstraße an: Auf der großen Terrasse hinter den ehemaligen Lukullus-Hallen ist ein außergewöhnliches WM-Event mit Party-Charakter geplant!

Passau