Vier Pfoten und zwei Reifen
Fahrradfahren mit Hund: Auf das sollten Sie achten

06.05.2022 | Stand 01.09.2022, 11:21 Uhr

Fahrradfahren mit Hund - Das gemeinsame Fahren mit Rad und Hund sollte zunächst in einer verkehrsberuhigten Zone oder auf einem Parkplatz geübt werden. - Foto: Frank Rumpenhorst/dpa-tmn

Radeln und Auslauf für den Hund - das lässt sich gut kombinieren. Aber nicht jeder Vierbeiner ist für den Dauerlauf neben den Speichen gemacht. Alternative für Touren und Wege: der Hundetransport.

Soll es mit dem Vierbeiner auf gemeinsame Fahrradtour gehen, gibt es einiges zu beachten: Ist das Tier für den Dauerlauf neben den Speichen geeignet? Oder wird er doch besser transportiert? In jedem Fall gilt: Der Hund sollte mit Geduld eingewöhnt werden, damit die Radtour für alle zum unbeschwerten Vergnügen wird.

Als aktiver Begleiter muss die Spürnase körperlich fit sein. Das Laufen neben dem Rad sei nur etwas für ausgewachsene, gesunde Hunde, sagt Sarah Ross, Heimtierexpertin der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Im Zweifel könne man Eignung und Gesundheitszustand beim Tierarzt abklären lassen.

Als Faustregel empfiehlt Ross ein Mindestalter von anderthalb Jahren, denn Welpen mit noch nicht ausgereiftem Bewegungsapparat können gesundheitliche Schäden davontragen wie ebenfalls ungeeignete Hunde mit Übergewicht oder hohem Alter.

Auch die Rasse spielt eine Rolle: Während Familienhunde wie Beagle oder Labrador sowie Hütehunde und Jagdhunde recht ausdauernd sind, sollten Hunde kurzköpfiger Rassen wie Französische oder Englische Bulldoggen nicht lange neben dem Fahrrad herlaufen. Laut Ross eignen sie sich aufgrund ihres Körperbaus nicht zum Fahrradsport.

Probefahrt in ruhiger Atmosphäre

«Zu Beginn sollte man den Hund erst einmal mit dem Fahrrad vertraut machen, solange es noch steht», empfiehlt Ross. Hat der Vierbeiner das Rad beschnuppert, belohne man dies mit Lob und Leckerlis. Um den Hund an die neue Art der gemeinsamen Fortbewegung heranzuführen, schiebt man das Fahrrad erst einmal. Läuft Bello willig mit, können Herrchen oder Frauchen aufsatteln. «Es empfiehlt sich, in einer verkehrsberuhigten Zone oder auf einem Parkplatz zu üben», sagt Ross.

Auch Alexander Giebler vom Pressedienst Fahrrad (Pd-f), der mit seinen Mischling Bandi oft auf Radtour geht, rät zu «vorsichtigen und kurzen Probefahrten in ruhiger Atmosphäre» - zum Beispiel auf Wald- und Wiesenwegen. Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) ist das Führen eines Hundes vom Fahrrad aus aber auch auf der Straße erlaubt. Nur angeleint sollte er dann sein.

«Achten Sie darauf, dass Sie die Leine möglichst lose mit sich führen, also nicht ans Handgelenk oder den Lenker binden. So vermeiden Sie Unfälle, falls das Tier plötzlich losrennt», heißt es in einer Broschüre des Bundesverkehrsministeriums. Für mehr Sicherheit empfiehlt Giebler, den Hund möglichst auf Radwegen und rechts des Fahrrads zu führen.

Wann es dem Hund zu viel wird

«Außerdem sollte man die Leine an einem Brustgeschirr befestigen und nicht am Halsband», ergänzt Heimtierexpertin Ross. Im Fachhandel gibt es auch spezielle Fahrradhalterungen für Hunde. Laut Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) sind zwei Lösungen gängig: Abstandshalter, die das Tier auf Distanz zum Rad halten, und Ruckdämpfer, die plötzliche Bewegungen von Bello oder Co. ausgleichen sollen. Bei beiden können Halter oder Halterin während der Fahrt beide Hände am Lenker lassen, was mehr Kontrolle über das Geschehen verspricht.

Unterwegs sollte man stets beobachten, ob der Hund körperlich überfordert ist. Das Tempo gibt am besten der Vierbeiner vor. Je nach Fitness und Hunderasse seien zwar zehn Kilometer am Stück möglich, sagt Alexander Giebler. Doch hechelt der Hund stark oder verlangsamt das Tempo, wird es ihm wohl gerade zu viel. Spätestens dann ist eine Pause vonnöten, zu der Expertin Ross auf längeren Radtouren ohnehin rät: «Nicht nur damit der Hund verschnaufen, sondern auch, damit er schnüffeln und sein Geschäft verrichten kann.»

Auch wenn der Hund nicht fürs Mitlaufen über weitere Strecken geschaffen ist, muss die gemeinsame Radtour nicht abgeblasen werden. «Kleinere Hunde fahren in speziellen Fahrradkörben mit, größere Hunde können in kleinen Anhängern als Beifahrer mitgenommen werden», sagt Sarah Ross. Auch hier gilt: Das Tier muss schrittweise an den Transport herangeführt, mit Zuwendung, Lob und Leckerlis eingewöhnt werden. Das steigert die Erfolgsaussichten auf eine harmonische Tour.

Tunnelübung für den Anhänger

Wenn der Hund das Fahrradkörbchen wie sein eigenes Körbchen kennt, werde er während der Fahrt auch sitzen bleiben, sagt Hundetrainer und Fachbuchautor Anton Fichtlmeier. Am Markt gibt es auch mit einem Gitter verschließbare Körbchen. Ideal sei ein Korb am Lenker, um den Hund während der Fahrt im Blick zu behalten. Weil zu viel Gewicht dort aber das Fahrverhalten negativ beeinflussen kann, sollte das Tier nicht mehr als etwa fünf Kilo wiegen.

Falls Hund oder Hündin mehr auf die Waage bringen und für den Sport ungeeignet sind, dürfen sie hinten mitfahren - entweder in einem Körbchen für dem Gepäckträger oder im Anhänger. Laut Pd-f gibt es im Handel Hundeanhänger in verschiedenen Größen für Hunde bis zu 45 Kilo. Der Pd-f berichtet von einer gestiegenen Nachfrage. Vor allem E-Biker legten sich einen Hundehänger zu, wenn sie längere Strecken fahren wollen, die der Hund nicht komplett schafft.

An einen Anhänger sollte der Hund sorgsam gewöhnt werden - denn er kann laut Pd-f sehr einschüchternd auf das Tier wirken. Um Vertrauen aufzubauen, kann man es mit einem Klassiker aus der Welpenschule versuchen: der Tunnelübung. Dazu lockt man das Tier mit einem Leckerli in den Anhänger und schließlich hindurch, anschließend wird belohnt.

Bei Stress ein Gang rückwärts

Gegen möglichen Stress hilft auch, den Futterplatz daheim in den Anhänger zu verlegen oder dort das Lieblingsspielzeug zu verstecken oder die gewohnte Hundedecke auszulegen. Die ersten Proberunden mit Hund und Hänger sollten dann ähnlich behutsam durchgeführt werden, wie die Gewöhnung ans Fahrrad: den Hänger mit Hund an Bord erst einmal schieben, bevor man ihn ankuppelt und losradelt.

Idealerweise springt der Hund selbst in den Anhänger, ansonsten lockt man ihn wie bei der Tunnelübung hinein, wartet, bis er sich ablegt und schließt dann erst die Zustiegsluke, so der Pd-f. «Wer sichergehen möchte, dass Bello während der Fahrt nicht herausspringt, kann die zum Anhänger gehörende Plane verwenden», ergänzt Anton Fichtlmeier. Den Hund im Anhänger anzuleinen empfehlen Experten nicht unbedingt, es komme unter anderem auf den Charakter des Tieres an.

Beim Mitfahren in einem Lastenrad sei die Eingewöhnung sehr ähnlich, sagt Sarah Ross: Vertrauen schaffen, Einsteigen loben, erst schieben, dann fahren. «Wenn der Hund bei einem der Schritte Angst oder Stressverhalten zeigt, unbedingt geduldig sein und zunächst zu dem vorherigen Schritt zurückkehren«, rät die Heimtierexpertin.

Es sei nicht selbstverständlich, dass jeder Hund gut am Rad mitläuft oder im Anhänger oder Lastenrad mitfährt. «Manche Hunde mögen es einfach nicht, das sollte man als Besitzer oder Besitzerin unbedingt akzeptieren», so Ross. Doch mit Geduld und Zuwendung sollte der gemeinsamen Fahrradtour von Mensch und Tier in den meisten Fällen nichts entgegenstehen.

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