Die Katze im Sarg
Eine letzte Ruhestätte für Tiere

05.08.2021 | Stand 20.08.2021, 15:12 Uhr

Die beiden Geschäftsführer der Firma Tutapets, Christian Wittmann (l) und Arno Ludwig vertreiben Tiersärge recyceltes Papier. Der Grafiker Arno Ludwig hat die Tiersärge in Katzen- und Meerschweinchenform entworfen.- Foto: Nicolas Armer/dpa

Wenn ein Haustier stirbt, ist die Trauer groß. Mit einem besonderen Sarg will ein Franke Tieren eine würdevolle Beisetzung ermöglichen - und Familien den Abschied erleichtern.

Der Sarg hat die Form einer schlafenden Katze. «Ganz rund und eingekuschelt, wie es sich Katzen eben gemütlich machen», meint Arno Ludwig, der den Tiersarg entworfen hat. «Ich fand es angenehm, wenn die Katze im Sarg liegt, als würde sie schlafen.»

Wie wichtig ein würdevoller Abschied von verstorbenen Haustieren ist, weiß der Grafiker aus Gemünden am Main (Landkreis Main-Spessart) nur zu gut. «Mit meiner Tochter habe ich schon 16 Tiere beerdigt», erzählt der 59-Jährige. «Ich habe gemerkt, wie ihr das gut tut. Zwei, drei Tage ist sie noch zum Grab und hat Blümchen abgelegt. Aber dann war es auch gut.»

Doch als Sarg habe immer ein leerer Schuhkarton herhalten müssen. «Ich hab mir damals schon gedacht: Ach, es könnte doch was Schöneres geben als eine Schuhschachtel.» Doch er habe nur klassische Särge im Miniaturformat oder eben Schachteln gefunden.

Ideee von Särgen in Tierform

Irgendwann habe er seinem Bekannten Christian Wittmann von den Särgen in Tierform erzählt, der gleich von der Idee überzeugt war. Gemeinsam zogen sie die Produktion und Anfang Januar auch den Online-Versand von «tutapets» auf. Mehrere Medien hatten schon darüber berichtet.

«Die Särge sollten auf jeden Fall nachhaltig sein, damit sich das Material unter der Erde gut zersetzt», berichtet der 59-Jährige, der erst mit einem Modell aus Ton und geschöpftem Papier experimentierte. «Im Prinzip ist es jetzt wie ein Eierkarton, einfach gepresstes Papier ohne Leim oder irgendwelche schädlichen Stoffe.»

Doch der Sarg soll nicht so braun wie Pappe bleiben, er lässt sich bemalen und bekleben. So verwandelt sich der Sarg beispielsweise in eine braungrau gestreifte Katze, die sich auf einer blühenden Wiese unter Sternenhimmel eingekuschelt hat. Auf der Wiese ist noch eine Einkerbung für ein Teelicht.

Der Sarg in Katzenform eignet sich auch für andere Tiere wie kleine Hunde, Hasen oder Kaninchen bis acht Kilo. Für kleinere Tiere wie Meerschweinchen, Mäuse und Ratten bis drei Kilo gibt es noch einen Sarg in Form eines Meerschweinchens.

Tier darf nicht im Wald oder Park begraben werden

Im eigenen Garten dürfen Haustiere in der Regel beerdigt werden, sagt Tierrechtsexperte Andreas Ackenheil - außer das Grundstück gehöre zu einem Wasser- oder Naturschutzgebiet. «Denn die Leichengifte könnten Gewässer oder Böden verschmutzen.»

Das Grab sollte ein bis zwei Meter von öffentlichen Wegen und dem Nachbargrundstück entfernt sein. Der Kadaver müsse mindestens einen halben Meter tief eingegraben und mit viel Erde bedeckt werden. Sonst bestehe die Gefahr, dass andere Tiere ihn entdecken und ausgraben, erklärt der Rechtsanwalt.

«Das Tier darf aber nicht im Wald oder neben einer Parkbank begraben werden, wo man früher immer gemeinsam den Sonnenuntergang beobachtet hat», betont Ackenheil. In so einem Fall drohe eine Bußgeld von bis zu 15.000 Euro.

Rund ein Drittel der Besitzer vergraben ihr Haustier im eigenen Garten, schätzt Martin Struck vom Bundesverband der Tierbestatter. Ein weiteres Drittel entsorge das Tier in einer Tierkörperbeseitigungsanlage. Andere lassen das Tier in einem Krematorium einäschern oder auf einem Tierfriedhof begraben.

Einäscherung und Tierfriedhof

Anders als bei Menschen dürfen Tierurnen mit nach Hause genommen werden, berichtet Struck. «Manche lassen sich mit der Asche auch ein Amulett oder einen Ring machen. Oder sie stopfen das Tier aus.»

Die Entscheidung sei auch eine Kostenfrage: Eine Beisetzung auf einem Tierfriedhof koste durchschnittlich 125 Euro, dazu kommen rund 75 Euro Pflegekosten jährlich. Soll das Tier einzeln eingeäschert werden, fallen rund 200 bis Euro an. Eine Urne koste dann je nach Material noch einmal zwischen 80 und 1000 Euro.

In jedem Fall sollten sich die Besitzer frühzeitig informieren, rät der Verband. «Es kann schließlich sein, dass sie mit dem Tier zum Arzt fahren und müssen es dort plötzlich einschläfern lassen», sagt Struck. Immer mehr Menschen würden sich dann eine würdevolle Bestattung wünschen. «Viele Haustiere werden heute als Mitglied der Familie angesehen und nicht nur als Nutztier.»

Der Tod gehört einfach dazu

Wenn der Hamster oder die Katze stirbt, kommen Kinder oft das erste Mal mit dem Thema Tod in Berührung, meint Arno Ludwig. Mit einer Bekannten schrieb und zeichnete er deshalb das Büchlein «Aus die Maus». Die Geschichte der kleinen Maus - vom Kennenlernen bis zum Abschiednehmen - soll Familien bei der Trauerarbeit helfen.

«Der Tod muss nicht immer was Schlimmes sein. Wir beschäftigen uns nur nicht damit», ist der 59-Jährige überzeugt. Der Tod gehöre einfach dazu - auch bei Haustieren. «Man kann es nur traurig gestalten oder versuchen, sich schön zu verabschieden.»