Die 2000er sind zurück
Der Trend «Y2K»: Diese Mode muss einem einfach Spaß machen

16.11.2022 | Stand 16.11.2022, 15:35 Uhr

Kombination von Reformation - Knappes Oberteil, kurzer Rock, etwas Glitzer und starke Farben: Die Y2K-Mode macht Spaß. Hier eine Kombination von Reformation (Set ca. 225 Euro) - Foto: Reformation/dpa-tmn

Viel Spice Girls, etwas Eminem und eine Prise Loveparade: Das beschreibt nicht nur die Mode aus den 2000ern, sondern auch einen aktuellen Modetrend - ein Rezept für gute Laune in schlechten Zeiten.

Da läuft er vorbei: Nick Carter von den Backstreet Boys! Doch bevor Sie jetzt loskreischen wie zu Teenagerzeiten - gucken Sie besser noch mal genauer hin! Denn dann fällt Ihnen auf: Carter, heute 42 Jahre alt, dürfte längst nicht mehr so jung aussehen.

Willkommen in der guten alten Zeit von heute. Denn die Styles der frühen 2000er Jahre sind wieder in Mode. Der Trend nennt sich Y2K. Das müssen Sie wissen, um mitreden zu können:

Wofür steht Y2K?

«Y2K» ist eine Abkürzung aus der Computersprache. Es steht für «Year 2 Kilo» und bedeutet so viel wie «Jahr 2000». Bekannt wurde die Abkürzung im Zusammenhang mit dem Jahr-2000-Problem, «Millenium-Bug» oder eben «Y2K-Bug», einem Programmierfehler, der drohte, zur Jahrtausendwende zahlreiche Computersysteme abstürzen zu lassen.

Warum kommt der Trend wieder?

Derzeit erleben wir viele Bedrohungen: Den Klimawandel, einen Krieg in Europa, die Pandemie. Letztere ist Trendexperten zufolge auch an der Entwicklung des Y2K-Tends nicht ganz unschuldig, so Modeberater Andreas Rose aus Frankfurt. «Die Modepsychologie geht davon aus, dass wir uns in bestimmten Farben, Mustern und Styles kleiden, um wieder bessere Laune zu bekommen. Man nennt das Dopamin-Dressing.» Schließlich wird das Motivations- und Glückshormon Dopamin bereits in Erwartung von Positivem ausgeschüttet.

Allerdings hat sich Y2K als Modetrend schon früher angekündigt, 2019 etwa mit dem Comeback der Plateausohlen und Bauchtaschen. So eine Rolle rückwärts ist für die Modebranche nicht ungewöhnlich, nimmt sie sich doch immer wieder gerne zurückliegender Epochen an. Und auch das spricht unsere Emotionen an: Die vermeintlich guten alten Zeiten können für ein Gefühl von Sicherheit stehen, von Entschleunigung.

Nicht wenige Firmen bewerben ihre Kleidung aktuell mit Slogans wie «good old times» (Madeleine) oder der «celebration of life» (Karl Lagerfeld).

Was macht den Look aus?

Der Look der 2000er ist vielfältig, dabei oft schrill, bunt, nicht selten freizügig - in seiner Reinkultur sehr auffällig und so nicht unbedingt alltagstauglich.

Frauen tragen vor allem knappe Bandeau-Tops und kurze Cardigans zur weiten Baggy Pant, Jogginghose oder Schlagjeans. Alternative: ein Mini-Rock. An Sommertagen ist auch mal nur der BH oder das Bikini-Top angesagt. Überhaupt im Fokus: das bauchfreie Oberteil. Männer tragen auch weite Baggy- und Cargohosen, dazu weite Shirts und Hoodies - oder an Sommertagen einfach ein weißes Muskelshirt.

Zu den Outfits gehören ausgefallene Sonnenbrillen mit farbigen Gläsern, klobige Schuhe, Caps, viel Bling-Bling. Die Farben: knallig, wenn nicht gar Neontöne. Es ist immer ein Spagat zwischen kitschig und schimmernd, zwischen trashig und einfach cool. Sogar die Frisuren machen da mit.

So hat sich das Trendteam des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks (ZV) für seine Kollektion im Frühjahr/Sommer 2022 «von Girl- und Boy-Bandlooks, aber auch von der Technobewegung und Ravern» inspirieren lassen. Frauen tragen da beispielsweise einen dicken Pony, Männer etwa den halblangen Nick-Carter-Look mit Mittelscheitel.

Wer trägt die Looks?

Vor allem ist es die Generation Z, also jene, die um die Jahrtausendwende geboren wurden. Sie wollen sich austoben, experimentieren und ihren Körper mit der Mode vielleicht auch entdecken, so Rose. In Reinkultur sieht man Y2K aber eher an den großen Modefans und Trendsettern.

Aber die Älteren dürfen doch auch, oder?

Na klar! Warum auf tolle Kleidung verzichten, die dazu noch gute Laune macht? Aber es sollte niemals nur darum gehen, modisch oben auf zu sein. Wichtig ist, dass der Style zum Typ passt - und man sich deswegen darin auch gut fühlt.

Roses Tipp für Frauen: Das Slip Dress. «Das kann man wunderbar in Midi- und Maxilänge tragen, gerade für das Ausgehen am Abend», sagt Rose. Das gerade oder A-linienförmig geschnittene Kleid ist oft hauteng und besticht durch filigrane Spaghetti-Träger.

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