Wie rein muss es sein?
Putzen nach der Coronainfektion

09.05.2022 | Stand 19.05.2022, 17:55 Uhr

Putzen nach der Coronainfektion - Einer hatte Corona - und jetzt? Wie putzt und wäscht man nach der Infektion, was der Erkrankte berührt oder getragen hat? - Foto: Christin Klose/dpa-tmn/picture alliance / dpa Themendienst

Einer hatte Corona - und jetzt? Wie putzt und wäscht man nach der Infektion, was der Erkrankte berührt oder getragen hat? Ein Krankenhaushygieniker gibt Antworten.

Der beste Ratschlag, seine Liebsten im selben Haus oder derselben Wohnung vor einer Übertragung der eigenen Coronaviren zu schützen, lautet: Der oder die Erkrankte isoliert sich in einem Zimmer und achtet auf Abstand und Maske, wenn man sich doch begegnen muss. Aber was ist danach, wenn er oder sie wieder genesen ist?

Viele berichten vom Drang, nach einer Covid-19-Infektion das ganze Haus von oben nach unten zu schrubben und alle Oberflächen zu desinfizieren. Was halten Experten davon?

Die Meinungen gehen auseinander

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rät, häufig berührte Oberflächen wie Lichtschalter, Türklinken, Bad- und Toilettenoberflächen oder auch Smartphones mit einem haushaltsüblichen Reinigungsmittel täglich zu säubern.

Zwar werde das Coronavirus hauptsächlich über die Luft übertragen, heißt es vom BZgA. Aber virushaltige Partikel, die wir etwa beim Husten, Niesen oder Sprechen freisetzen, können auf Oberflächen haften bleiben - insbesondere in unmittelbarer Nähe einer erkrankten Person.

Peter Walger vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene schätzt diese Gefahr etwas anders ein. Es sei seiner Meinung nach «absolut überflüssig», nach einer Covid-19-Infektion das ganze Haus von oben nach unten zu schrubben und alle Oberflächen zu desinfizieren. «Auf diesem Wege werden keine Infektionen übertragen», sagt der Facharzt für Innere Medizin, Intensivmedizin und Infektiologie.

«Die Übertragung des SARS-CoV-2-Virus geschieht im Wesentlichen über die Atmung», führt der Krankenhaushygieniker aus. «Der Eintrittsort der Viren ist der Mund-Nasen-Rachenraum. Und wir haben praktisch keine Hinweise darauf, dass es einen relevanten indirekten Übertragungsweg über unbelebte Oberflächen gibt.»

Man müsste schon fremden Nasenschleim anfassen

Eine Ausnahme sei, wenn man in sogenannte respiratorische Sekrete hineinfasse. «Also wenn jemand hustet, Sie in das Erhustete fassen und anschließend berühren Sie mit Ihren Händen auch Ihre eigenen Schleimhäute im Mund-Nasen-Rachenbereich», erklärt Walger. «Aber wann fasst man schon mal in das sichtbar Erhustete und Erspuckte eines anderen? Das macht man eigentlich schon aus ästhetischen Gründen nicht.» Und wenn man sich nicht sicher ist: Händewaschen mit Wasser und Seife hilft.

Familien mit sehr kleinen Kindern werden an dieser Stelle zwar die Hand heben: Denn Babys und Kleinkinder sabbern nun mal und können nicht eigenständig schnäuzen. Aber auch hier rät Walger außer zum häufigeren Händewaschen nicht zu besonderen weiteren Vorsichtsmaßnahmen. Während einer Infektion sollte man wie üblich nach Möglichkeit Abstand halten und wenn das nicht geht, als Erwachsener Maske tragen und öfter mal die Hände waschen.

Desinfektionsmittel sind in der Regel nicht nötig

Selbst im Badezimmer halte sich das Infektionsrisiko in Grenzen - zumindest wenn man die Waschbecken während einer Infektion im Haushalt nacheinander nutzt. «Und wenn man dort, wo man sich wäscht und seine Naseninhalte hineinspuckt, alles wegspült und normal sauber macht», sagt Walger.

Der Arzt ergänzt: «Es gibt nicht mal hier einen Grund, Flächendesinfektion zu betreiben.» Hier sind sich die beiden Expertenseiten einig, auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rät üblicherweise nicht zur Desinfektion von Türklinken, Lichtschalter, Toilettensitze und allen anderen Oberflächen im Haus.

Ausgenommen seien Einzelfälle, etwa zum Schutz für besonders gefährdete Personen. Und dann müsste es ein spezielles Produkt sein, das Bezeichnungen wie «begrenzt viruzid», «begrenzt viruzid PLUS» oder «viruzid» trägt.

Wieder unterschiedlich sind die Einschätzungen der Experten zur Bettwäsche, die nachts Schweiß und Speichel abbekommt. Für Walger ist hier keine hygienische Sonderbehandlung während und nach einer Infektion nötig.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, die Wäsche einer erkrankten Person in einem separaten Wäschesack zu sammeln, sie nicht direkt zu berühren und nicht zu schütteln. Handtücher und Bettwäsche sollten bei mindestens 60 Grad mit Vollwaschmittel gewaschen und gründlich getrocknet werden.

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