Studie
Überschüsse von Lebensversicherungen steigen wieder

27.03.2023 | Stand 27.03.2023, 14:58 Uhr

Lebensversicherung - Marktweit steigt die Überschussbeteiligung bei Lebensversicherungen gegenüber dem Vorjahr an. - Foto: Jonas Walzberg/dpa

Es ist eine Trendwende - und die Branche spricht von «historischem Charakter». Denn das letzte Mal war die Überschussbeteiligung vor 15 Jahren gestiegen. Aber wie schnell profitieren nun Kunden davon?

Kunden deutscher Lebensversicherer können einer Studie zufolge erstmals seit anderthalb Jahrzehnten wieder mit höheren Überschüssen rechnen. Die laufende Verzinsung steige 2023 im Vergleich zum Vorjahr über alle klassischen Produktarten und Tarifgenerationen hinweg von 2,55 auf 2,62 Prozent, teilte die Ratingagentur Assekurata in Köln mit.

In der privaten Rentenversicherung hätten 13 von 43 untersuchten Unternehmen die laufende Verzinsung angehoben - und anders als in den Vorjahren habe keine einzige Gesellschaft sie gesenkt.

Überschussanstieg von historischem Charakter

«Marktweit steigt damit die Überschussbeteiligung gegenüber dem Vorjahr an», sagte Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will. «Dies hat historischen Charakter, erfolgte dies doch letztmals vor 15 Jahren.» Auslöser der Trendwende ist die Anhebung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB).

Sie hatte 2022 nach einer jahrelangen Tiefzinsphase auf die stark gestiegene Inflation reagiert und die Leitzinsen in mehreren Schritten auf inzwischen drei Prozent erhöht.

In den Überschüssen der Lebens- und Rentenversicherungsverträge spiegelt sich diese Entwicklung aber nur allmählich wider. Einerseits dauere es Jahre, bis der höhere Marktzins in der Kapitalanlage von Lebensversicherern ankomme, sagte Will. Andererseits seien durch die abrupte Zinswende stille Lasten in Bilanzen der Lebensversicherer entstanden. Daher sei es nicht verwunderlich, dass viele Lebensversicherer in ihrer Überschusspolitik noch zurückhaltend seien. Allerdings habe sich die langfristige Ertragsperspektive mit dem Zinsaufschwung verbessert.

Früheres Niveau beim Garantiezins noch nicht erreicht

Kunden mit jüngeren Verträgen profitieren schneller von dieser Entwicklung. Denn je nach Jahr des Abschlusses durften Versicherer ihnen nur noch einen Garantiezins von 0,25 Prozent von vornherein fest zusagen. Ältere Verträge enthielten hingegen Garantiezinsen von bis zu vier Prozent. Die laufende Verzinsung der Verträge durfte daher nicht unter diesen Wert fallen.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) äußerte sich positiv zu den Ergebnissen der Studie. «Die Zinswende ist gut für die Kundinnen und Kunden der Lebensversicherer», sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Der Trendwende bei den Zinsen dürfte aus seiner Sicht daher auch eine Trendwende bei den Überschüssen der sicherheitsorientierten Produkte folgen.

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