Private Altersvorsorge: Junge Deutsche investieren nur wenig in nachhaltige Geldanlagen

01.06.2022
−Foto: Pixabay, 3445866, Filmbetrachter

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Selten war eine Generation in Sachen Klimaschutz so sensibilisiert wie die heute 20- bis 30-Jährigen. Umso erstaunlicher ist es, dass sie beim Sparen für später eher zurückhaltend ist, was nachhaltige Aktien und Fonds anbetrifft. Das zeigt eine unlängst erschienene Studie.

Nur 29 Prozent der unter-30-jährigen legen bei der Geldanlage Wert auf Nachhaltigkeit

Wer heute zu den Millennials und zur Generation Z gehört, kann sich auf eine ausreichende gesetzliche Rente nicht mehr verlassen. Dementsprechend entdecken immer mehr junge Menschen den Kapitalmarkt für sich: Im Gegensatz zu älteren Generationen haben immer weniger von ihnen Berührungsängste, wenn es um die Investition in Aktien und Fonds geht.

Allerdings: Überraschend ist, dass trotz der vielen Fridays-for-Future-Demos nachhaltige Finanzprodukte dabei nicht gerade zur ersten Wahl gehören. Das hat eine vom Energieversorger Vattenfall beauftragte und vom Meinungsforschungsinstitut forsa durchgeführte Studie ans Licht gebracht.

Die Erhebung zeigt, dass sich 85 Prozent aller Deutschen grundsätzlich umweltfreundlich verhalten wollen. Allerdings achten nur 39 Prozent bei ihren Investments auf ökologische, soziale und ethische Aspekte – unter den befragten 18- bis 29-jährigen Personen interessieren sich sogar nur 29 Prozent für nachhaltige Geldanlagen. Zum Vergleich: Bei der Generation 60 plus sind das 46 Prozent.

Lediglich zwölf Prozent investieren bewusst in nachhaltige Geldanlagen

Weiterhin kommt die Vattenfall-Studie zu dem Schluss, dass nur zwölf Prozent aller Befragten ihr Geld aufgrund eines bewusst ökologischen Lebensstils in nachhaltige Finanzprodukte investieren. Ein Grund für diesen verhältnismäßig niedrigen Wert könnte sein, dass die Mehrheit Nachhaltigkeit vorrangig mit dem Verhalten im Alltag assoziiert, etwa beim Energiesparen oder der Mülltrennung – und nicht bei der eigenen Vermögensbildung.

Ein weiterer Grund könnte im sogenannten Greenwashing liegen, bei dem sich börsennotierte Unternehmen durch PR-Aktionen oder andere Aktivitäten als besonders öko-freundlich präsentieren, ohne dass sie es wirklich sind. Ein Problem, das bei vielen Anlegern für Zurückhaltung sorgt.

Zudem konnten laut einem Artikel auf Sueddeutsche.de Fondsanbieter ihre Produkte bisher weitgehend selbst als nachhaltig einstufen. Dementsprechend groß ist die Versuchung, es beim trendigen Nachhaltigkeitsthema nicht so genau zu nehmen, wenn es um die Klassifizierung vermeintlich grüner Fonds als solche geht.

Einige Anbieter sollen dazu in der Vergangenheit sogar eigene Fonds-Kategorien erfunden haben, um ihren Produkten einen scheinbar grünen Anstrich zu geben.

Trotz Online-Affinität im Trend: Die persönliche Finanzberatung

Überraschend ist: Nicht nur beim Erwerb von nachhaltigen Finanzprodukten verhalten sich junge Anleger eher konservativ. Obwohl die jungen Deutschen ausgesprochen online-affin sind und ihr Portfolio gern mal mit dem Smartphone checken, will die Mehrheit von ihnen eine persönliche Finanzberatung. Das hat eine Umfrage des Finanzdienstleistungsunternehmens tecis ergeben, die vom Marktforschungsinstitut YouGov durchgeführt wurde.

In ihr geben 60 Prozent der befragten 18- bis 39-Jährigen an, dass für sie der Termin bei einer Finanzberaterin oder einem Finanzberater absoluten Vorrang vor allen anderen Informationsquellen zur Vermögensplanung hat. Dem stehen laut tecis-Studie lediglich 20 Prozent gegenüber, die sich bei Finanzfragen ausschließlich selbst informieren.

44 Prozent der Befragten beziehen ihre Informationen zur Entscheidungsfindung ausschließlich aus dem Beratungsgespräch. Dabei erwarten 34 Prozent eine umfassende und transparente Beratung, so die tecis-Studie.