Von Liebe bis Verblendung
Anleger können Fehler leicht vermeiden

05.08.2021 | Stand 05.10.2021, 17:04 Uhr

Wer Geld an der Börse investiert, sollte typische Anleger-Fehler kennen - und diese vermeiden.- Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Ob alter Hase oder Frischling auf dem Börsenparkett: Typische Fehler beim Investieren machen alle Anleger. Wer sie kennt, kann sie ganz einfach vermeiden.

Vergangenes Jahr hatten viele Menschen wohl Zeit, sich mit ihrer Geldanlage zu beschäftigen. Das Ergebnis: Die Zahl der Aktionäre, die jahrelang sehr klein war, wuchs plötzlich deutlich.

Das zeigt eine Statistik des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Rund 12,4 Millionen Menschen sind demnach nun an der Börse investiert, 2,7 Millionen mehr als im Jahr zuvor.

Doch egal, ob Anfänger oder alte Hasen: Anleger begehen häufig immer wieder dieselben Fehler beim Wertpapierhandel, die unnötig Rendite kosten. Wer sich derer bewusst ist, kann sie ganz einfach verhindern. Sieben Fallen - und wie man sie vermeidet:

1. Zu viel Wissen: Die tägliche Lektüre von einschlägigen Wirtschaftszeitungen, ein Börsenbrief im Abo - wer sich auskennt, kann die besten Aktien herauspicken. Das hoffen zumindest viele Sparer.

Martin Weber, Senior-Professor für Betriebswirtschaft an der Universität Mannheim rät dagegen, dass Sparer besser nicht zu viel recherchieren sollten. «Übermäßiges Nachforschen hilft nicht dabei, die richtige Entscheidung zu treffen.»

Die Alternative: Statt in einzelne Unternehmen sollten Kleinanleger in Aktien-ETFs investieren. Damit kaufen sie auf einen Schlag Anteile an vielen verschiedenen Firmen. Auch wer sich auskennt, sollte für den Vermögensaufbau das Geld dennoch breit streuen.

2. Verliebt in eine Aktie: Bei Einzelaktien im Depot steigt das Risiko, dass sich die Aktionäre in ihre Titel nahezu verlieben. Viele seien an ihre Entscheidung emotional gebunden, vor allem, wenn sich der Kauf mal als Erfolg erwiesen habe, berichtet Marc Tüngler von Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). «Das Problem ist dann, dass sie sich kaum von der Aktie wieder trennen können, selbst wenn sonst alles dafür spricht.»

3. Anlegen ohne Plan: Solar, Wasserstoff, Biotechnologie? Alles Zukunftsbranchen, die bestimmt Gewinne versprechen. Kleinanleger folgen solchen Trends gerne. Allerdings laufen sie denen meist schon hinterher, warnt Prof. Weber: «Profis erhalten alle relevanten Marktinformationen sofort, bei Privatanlegern dauert es dagegen länger. Deshalb sind sie meist zu spät dran.»

Tüngler bestätigt das: «Wenn es in der Branche gut läuft, wird viel darüber gesprochen und geschrieben. Dann folgen Anleger der Herde. Sobald es aber wieder schlecht läuft, sagt einem niemand mehr, dass nun der Zeitpunkt zum Ausstieg gekommen wäre», mahnt Tüngler. Statt auf Trends zu setzen, sollten Anleger daher einen eigenen Plan für ihre Geldanlage entwickeln und diesen einhalten.

4. Aufs Timing setzen: Ein Auge immer auf den Börsenkursen, um den idealen Einstiegskurs zu treffen? Das verursacht nur Frust, ist Tüngler überzeugt. Der Erfolg der Anlage hänge dagegen nicht davon ab. Zumindest solange nicht gerade auf dem Höhepunkt gekauft wurde.

«Anleger sollten sich davon lösen, den idealen Moment treffen zu wollen. Bei einer langfristigen Geldanlage spielt der Einstiegskurs kaum eine Rolle.» Time schlage Timing. Viel wichtiger sei Disziplin.

5. Zu viel handeln: Meist beginnt es langsam, Anleger sichern sich mit einem Verkauf zur rechten Zeit erste Gewinne. Doch das kann zur Sucht werden, wie im Kasino. Mit häufigem Handeln versuchen Privatanleger den Markt zu schlagen. «Meist klappt das nicht dauerhaft und die Gebühren für das ständige Kaufen und Verkaufen fressen die Gewinne zusätzlich auf», warnt Tüngler.

6. Zu wenig Diversifikation: «Ein Anleger hat oft das Bedürfnis, sein Geld da zu investieren, wo er sich auskennt», sagt Prof. Weber. «Oder er nimmt an, dass er durch sein Wissen Kurse vorhersagen kann. Das hindert aber am Erfolg.» Ein Schwerpunkt auf deutsche Aktien oder Investitionen in die Branche des Arbeitgebers - oftmals sind Anlageentscheidungen voreingenommen.

Wichtig ist Diversifikation, um das Risiko zu streuen. «Anleger sollten über ihren Tellerrand schauen. Also nicht nur in eine Branche oder ein Land investieren. Stattdessen sollten die Ersparnisse lieber weltweit angelegt werden», rät Tüngler. Wer in ETFs investiert, kann einen wählen, der einen weltweiten Index nachbildet.

7. Keine Aktien sind keine Lösung: Kleine Fehler kosten Rendite, aber sich aus Sorge davor gar nicht erst an die Börse zu wagen ist auch keine Lösung. «Viele Menschen haben völlig falsche Vorstellungen von Aktien und deren Kursschwankungen», sagt Weber. Gerade wenn man in einen breit streuenden Indexfonds investiert, ist das Risiko gering.