Studie
Hürden für Gründerinnen weiter groß

16.12.2022 | Stand 16.12.2022, 12:17 Uhr

Hürden für Gründerinnen - Frauen bleiben in der deutschen Gründerbranche deutlich unterrepräsentiert. Grundlegende Bedingungen müssen sich ändern, heißt es in einem neuen Bericht. - Foto: Annette Riedl/dpa

In der Start-up-Branche sind Gründerinnen weiter in der Minderheit. Auch wenn sich die Lage langsam bessert: Grundlegende Bedingungen müssen sich ändern, heißt es in einem neuen Bericht.

Frauen bleiben in der deutschen Gründerbranche deutlich unterrepräsentiert und haben mit vielen Hürden zu kämpfen. Das zeigt der «Female Founders Monitor» des Startup-Verbands und des Jobportals Stepstone, der in Berlin veröffentlicht wurde.

Demnach ist der Anteil der Frauen unter Gründern das zweite Jahr in Folge gestiegen, er liegt aber erst bei 20 Prozent. 2020 waren es noch 16 Prozent. Auch haben nur gut ein Drittel der Start-ups (37 Prozent) mindestens eine Frau im Gründungsteam - im Vorjahr waren es 31 Prozent. Der langsame Anstieg zeige eine «deutliche Schieflage zwischen den Geschlechtern», stellte der Startup-Verband fest.

Probleme würden gerade beim Wachstum sichtbar, heißt es in der Studie, für die knapp 2000 Start-ups befragt wurden. So hätten von Frauen gegründete Start-ups im Schnitt sieben Beschäftigte, während Männerteams auf 28 kamen.

Deutlich mehr Kapital für Männerteams

Ein Grund dafür sei, dass Frauen deutlich weniger Kapital von Investoren einwerben als Männer: Während die befragten weiblichen Gründungsteams im Schnitt 1,1 Millionen Euro erhielten, bekamen Männer-Teams etwa neun mal mehr (9,7 Millionen).

Das dürfte auch mit den Branchen zu tun haben: Während frauengeführte Start-ups ihren Fokus auf Konsumgüter, Medizin und Bildung legen, konzentrieren sich Männer oft auf IT und Software. Auch richten sich Frauen viel stärker auf Privatkunden, während Männer überwiegend Geschäftskunden in den Blick nehmen.

Viele Frauen geben auch an, dass sie mit ihrem Start-up soziale Zwecke verfolgen. Mehr als vier von fünf Frauen sehen in der Kapitallücke aber auch ein strukturelles Problem und stimmen der Aussage zu, Gründerinnen würden bei Investments kritischer hinterfragt als Gründer.

Die Hürden für Frauen sind ferner groß wegen der schwierigen Vereinbarkeit von Familie und Start-up-Gründung - laut Verband arbeiten Gründerinnen und Gründer im Schnitt 55 Stunden je Woche. Bei Gründerinnen mit Kindern sinke die Arbeitszeit im Mittel um fast sechs Stunden, während Männer mit Nachwuchs kaum kürzer träten.

Absicherung während der Familiengründung

Um Gründerinnen in Deutschland zu stärken, müssten sich die Rahmenbedingungen ändern, sagte Franziska Teubert, Geschäftsführerin des Startup-Verbands. Nötig sei eine verlässliche Absicherung während der Familiengründung. «Dazu gehört ein Mutterschutz für Selbstständige, eine Flexibilisierung der Elternzeit, eine bessere steuerliche Absetzbarkeit von Betreuungskosten und der flächendeckende Ausbau von qualitativen Betreuungsangeboten.»

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