Autotest
Maserati GranTurismo: Traumwagen für die nächste Generation?

23.05.2023 | Stand 05.07.2023, 10:17 Uhr

Maserati GranTurismo - Zeitenwende bei Maserati: Der GranTurismo fährt als Folgore zum ersten Mal elektrisch. - Foto: Maserati/dpa-mag

Tolle Form, teures Ambiente und sportliche Motoren - so bedient Maserati seit über 100 Jahren exklusive PS-Träume. Ob sich das mit dem neuen GranTurismo ändern wird, verrät eine Probefahrt.

Maserati probt die Zeitenwende. Zwar haben die Italiener für ihren Supersportwagen MC20 gerade noch einmal einen nagelneuen V6-Motor entwickelt. Doch wenn in diesem Jahr die zweite Auflage des GranTurismo an den Start geht, dann fährt der Dreizack zum ersten Mal elektrisch.

Neben den bereits im Frühjahr für mindestens 178.278 Euro erhältlichen Sechszylindern baut die schnellste Stellantis-Tochter ab dem Herbst auch Elektromotoren in das große Coupé. Allerdings klettert der Preis dann auf rund 230.000 Euro.

Mit drei Motoren zur Superpower

Dafür packen die Italiener unter die wie immer spektakulär gezeichnete Karosserie des knapp fünf Meter langen Coupés gleich drei Motoren, die es in sich haben. Schließlich leisten sie schon im Normalbetrieb 560 kW/762 PS und kommen kurzfristig sogar auf 610 kW/830 PS.

Zwischen der einen E-Maschine an der Vorder- und den beiden an der Hinterachse ist Platz für eine Batterie mit einer Kapazität von 82 kWh. Sie ermöglicht eine Reichweite von maximal 450 Kilometern. Dank der besonderen T-Form verteilt sich das Batteriepaket um den Mitteltunnel herum, wodurch der Schwerpunkt gesenkt wird. Für ein Elektro-Auto liegt der Maserati daher erstaunlich tief auf der Straße.

Beschleunigung der besonderen Art

Wenn der Fahrer den GranTurismo mit einem Drehregler am Lenkrad stufenweise scharf schaltet, wird aus dem entspannten Gleiter ganz schnell ein startbereiter Top-Athlet. Beim Kickdown treiben die drei E-Motoren den mehr als zwei Tonnen schweren 2+2-Sitzer dann so schnell voran, dass es sich überwältigend anfühlt.

2,7 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 und 8,8 Sekunden bis 200 km/h sind an sich schon ziemlich respektabel. Doch wenn dieser Katapultstart nahezu lautlos erfolgt, dann steigert sich das Erlebnis um ein Vielfaches. Und wer den Fuß danach stehen lässt, erreicht mit 325 km/h eine Topgeschwindigkeit, die nur im Spitzenfeld zu finden ist.

Wie gut, dass der GranTurismo nicht nur beim Fahren schnell ist, sondern auch beim Laden. Die bei europäischen Herstellern noch seltene 800-V-Technik ermöglicht eine Stromaufnahme von bis zu 270 kW. Daher steigt die Reichweite in weniger als fünf Minuten um 100 Kilometer. Und an der Wallbox lädt der Italiener serienmäßig mit immerhin 22 KW.

Beim Spitzentempo nicht konkurrenzlos

Die Fahrleistungen sind zwar beachtlich, aber bei weitem nicht konkurrenzlos. Denn ähnliche Werte gibt es etwa auch beim Tesla Model S oder beim Lucid Air. Sogar das kommende Elektro-SUV Lotus Eletre dürfte nicht viel weniger Tempo machen. Allerdings setzen die Italiener nicht nur auf Vorwärtsdynamik, sondern auch auf eine kurvenoptimierte Abstimmung.

Ein strammes Fahrwerk, eine direkte Lenkung und die variable Drehmoment-Verteilung mit den beiden Motoren im Heck lassen eine Fahrfreude aufkommen, mit der sich der Italo-Sportler schließlich doch von vergleichbaren E-Modellen abhebt. Und dass man so knapp über der Straße sitzt, macht die Spritztour im Maserati noch außergewöhnlicher.

Stilles Sportwagen-Vergnügen

Aus der Reihe tanzt Maserati auch beim Sound: Während andere Hersteller künstliche Klangwelten inszenieren, setzen die Italiener eher auf schnörkellose Töne. Denn viel mehr als ein Surren ist beim GranTurismo nicht zu hören. Das klingt zwar etwas kühler, dafür aber nicht so synthetisch wie bei der Konkurrenz.

Und was durch den schlichten Sound an Sinnlichkeit verloren geht, machen die Designer mit ihren harmonischen Formen und der gehobenen Materialauswahl wieder wett - selbst wenn für so ein klassisches Konzept mittlerweile überraschend viele Bildschirme an Bord sind.

Wer beim gewohnten Sportwagengefühl absolut keine Abstriche möchte, sollte den GranTurismo mit dem leidenschaftlichen V6 bestellen. Den Dreiliter-Motor gibt es beim «Modena» etwa mit 360 kW/404 PS und beim «Trofeo» mit 404 kW/550 PS.

Fazit: Auch ohne Verbrenner ein typischer Maserati

Er sieht so gut aus wie immer, fährt aber besser denn je: Mit dem neuen GranTurismo Folgore hebt Maserati das sportliche Fahrvergnügen nicht nur auf ein neues Niveau, sondern rettet es auch ins Elektro-Zeitalter. Für zukunftsbewusste Luxusfahrer gibt es deshalb womöglich gerade keinen besseren Sportwagen - selbst wenn mancher Konkurrent beim Tempo durchaus mithalten kann.

Datenblatt: Maserati GranTurismo Folgore

Motor und Antrieb:Elektroantrieb mit drei E-Motor
Max. Leistung:610 kW/830 PS
Max. Drehmoment:1350 Nm
Antrieb:Allradantrieb
Getriebe:Eingang-Getriebe
Maße und Gewichte
Länge:4959 mm
Breite:2113 mm
Höhe:1353 mm
Radstand:2929 mm
Leergewicht:k.A.
Zuladung:k.A.
Kofferraumvolumen:270 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit:325 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:2,7 s
Durchschnittsverbrauch:k.A.
Reichweite:450 km
Batteriekapazität (netto):83 kWh
CO2-Emission:0 g/km
Kraftstoff:Strom
Schadstoffklasse:k.A.
Effizienzklasse:A+++
Kosten:
Grundpreis Maserati GranTurismo («Modena», V6-Benziner):178.278 Euro
Grundpreis Maserati Folgore:ca. 230.000 Euro
Typklassen:k.A.
Kfz-Steuer:0 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit:Sechs Airbags, ESP, Spurhalte- und Abstandsregelung, Tempomat
Komfort:Klimaautomatik, Digitale Instrumente, Sitzheizung, Navigationssystem, Highend-Soundsystem, Sitzheizung

Alle Angaben laut Hersteller

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