«Dream Edition»
Lucid Air im Test: Neue Nummer eins bei Kraft und Reichweite

04.05.2022 | Stand 23.08.2022, 14:42 Uhr

Lucid Air Dream Edition - Bis zu 1111 PS und 840 Kilometer Reichweite: Mit der Air Dream Edition setzt das Start-up Lucid neue Maßstäbe in der elektrischen Oberklasse. - Foto: Lucid Motors/dpa-mag

Nicht nur Traditionshersteller wie Porsche, Audi oder Mercedes rücken Tesla mittlerweile auf die Pelle. Jetzt betritt mit Lucid auch noch ein weiteres Start-up die Bühne. Was kann der Air besser als die anderen?

Im Quartett der elektrischen Oberklasse gibt es einen neuen Spitzentrumpf. Denn in Kalifornien läuft sich der nächste Herausforderer für Mercedes EQS, das Tesla Model S und die Zwillinge Porsche Taycan und Audi E-Tron GT warm.

Eine Spitzenleistung von 817 kW/1111 PS und eine amerikanische Normreichweite von umgerechnet fast 840 Kilometern machen den Lucid Air zum neuen Champion an der Ladesäule. Er ist fast doppelt so stark wie seine deutschen Konkurrenten und auch dem Model S um einiges voraus. Vor allem aber beeindruckt, dass er mit einer Akkuladung über 200 Kilometer weiter kommt.

Allerdings verlangen die Newcomer für ihre «Dream Edition», die auf 520 Exemplare limitiert ist, auch stolze 169.000 Dollar. Wenn die etwas abgespeckten Modelle später im Jahr nach Europa kommen, sollte es bei etwa 100.000 Euro losgehen.

Entwickelt vom Vater des Model S

Entwickelt von Peter Rawlinson, dem einstigen Projektleiter des Tesla Model S, ist auch der Air eine Coupé-Limousine, die sich mit fließenden Linien dem Wind fügt. Dabei ist er zwar nicht ganz so schnittig wie der Windkanal-Weltmeister EQS, bietet aber von allen Konkurrenten den schönsten Kompromiss aus Effizienz und Eleganz.

Zudem gibt es viel Platz im Innenraum: Mit 4,98 Meter etwa so lang wie eine Mercedes E-Klasse, sitzen Hinterbänkler im Lucid so bequem wie in einer S-Klasse. Auch für genügend Stauraum ist gesorgt: Zu den über 400 Litern Ladevolumen im Heck kommen nämlich noch einmal mehr als 200 Liter im Bug. Die Frontscheibe, die nahtlos ins Panoramadach übergeht, schafft eine luftige Atmosphäre. Ein ausgewogenes Verhältnis von digitalen und konventionellen Elementen im Cockpit dürfte vielen Fahrern ebenfalls gefallen.

Die Motoren sind klein aber kräftig

Dass der Lucid so viel Platz bietet, liegt nicht zuletzt an der smarten Elektrotechnik. Die Motoren, die die Amerikaner selbst entwickelt haben und auch in Eigenregie produzieren, gehören zu den kleinsten und leichtesten am Markt. Dennoch haben sie reichlich Kraft. Bis zu 478 kW/650 PS sind möglich.

Selbst wenn Lucid dieses Potenzial noch nicht ganz ausgeschöpft hat, schlägt die Air Dream Edition mit den beiden Motoren im Doppel jeden Klassenwettstreiter. Die Leistung beträgt 817 kW/1111 PS, und das maximale Drehmoment liegt jenseits von 1000 Nm. Obwohl die Limousine an die drei Tonnen wiegt, lässt sie beim Kickdown so manchen Sportwagen stehen und beschleunigt aus dem Stand in 2,5 Sekunden auf Tempo 100. Und wenn Rawlinson die richtigen Reifen finden würde, könnte der Air über 320 Sachen laufen. So wird er bei 270 km/h gebremst. Was jedoch kaum ins Gewicht fällt.

Sanft auf dem Highway, sportlich um die Kurve

Der Lucid Air gleitet souverän über die Highways wie eine Luxuslimousine und wird auf Nebenstraßen zu einem Kurvenfeger erster Güte. Natürlich ist die Limousine nicht ganz so handlich wie ein Lotus, an dem Rawlinson auch schon mitgewirkt hat. Doch von Autos wie einem Mercedes E 63 AMG oder einem BMW M5 lässt er sich nichts vormachen.

Genauso konkurrenzlos wie der Antrieb ist der Akku. Denn die Rekord Reichweite verdankt der Lucid Air auch den 118 kWh, die Rawlinson im Unterboden installiert hat. Damit die nicht zur Geduldsprobe an der Ladesäule führen, hat Lucid die Betriebsspannung auf 900 Volt und die Ladeleistung auf 300 kW angehoben. Im besten Fall zieht der Air deshalb binnen 20 Minuten den Strom für fast 500 Kilometer.

Massentaugliche Modelle folgen

So imposant die Dream Edition auch ist, für den Massenmarkt taugt sie nicht. Das wissen sie bei Lucid natürlich selbst und planen entsprechend abgespeckte Modelle. Neben den 520 «Traumwagen» gibt es daher drei weitere Leistungsstufen für den Lucid.

Das Basismodell mit nur einem Motor von 353 kW/480 PS und 620 Kilometern Reichweite ist etwa für 79.000 Dollar zu haben. Für den Grand Touring, der mit zwei Motoren auf 588 kW/800 PS kommt und bis zu 820 Kilometer am Stück schafft, müssen Käufer immerhin schon 139.000 Dollar berappen. Unter dem Projektnamen Gravity laufen außerdem die Planungen für eine SUV-Baureihe, die 2023 erwartet wird.

Fazit: Lucid macht es spannend

Ja, der Lucid bedient mit der Dream Edition erst einmal ein ziemlich begrenztes Klientel. Die Amerikaner müssen nun beweisen, dass sie auch ein paar Tausend Exemplare ihrer Serienmodelle produzieren und verkaufen können. Von der Ausweitung der Modellpalette ganz zu schweigen. Doch nach Tesla ist Lucid jetzt schon der zweite Newcomer, der die alte Autowelt aufmischt. Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Datenblatt: Lucid Air Dream Edition

Motor und Antrieb:Elektroantrieb mit zwei Motoren
Max. Leistung:817 kW/1111 PS
Max. Drehmoment:> 1000 Nm
Antrieb:Allradantrieb
Getriebe:Eingang-Getriebe
Maße und Gewichte
Länge:4975 mm
Breite:1939 mm
Höhe:1410 mm
Radstand:2960 mm
Leergewicht:k.A.
Zuladung:k.A.
Kofferraumvolumen:739 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit:270 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:2,5 s
Durchschnittsverbrauch:k.A.
Reichweite:837 km (US-Norm)
Batteriekapazität:118 kWh
CO2-Emission:0 g/km
Kraftstoff:Strom
Schadstoffklasse:k.A.
Effizienzklasse:k.A.
Kosten:
Grundpreis des Lucid Air (US-Markt):79.000 Dollar
Preis des Lucid Air Dream Edition:169.000 Dollar
Typklassen:k.A.
Kfz-Steuer:0 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit:Acht Airbags, ESP, Spurhalte- und Abstandsregelung, Tempomat
Komfort:Klimaautomatik, Digitale Instrumente, Sitzheizung

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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