Bayern bei alternativer Energiegewinnung nur im Mittelfeld

06.10.2022
−Foto: Lifestyle

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In Sachen erneuerbare Energien nimmt Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern eine Leuchtturm-Funktion ein, zumindest laut Markus Söder. Der Blick auf die Anzahl der Windkraft- und Solaranlagen zeigt jedoch das Gegenteil. Bayern kann viel mehr Potenzial nutzen und will es künftig auch. So sollen beispielsweise mehr als 800 neue Windkraftanlagen gebaut werden.

Kein laues Lüftchen mehr: Windkraft soll in Bayern künftig mehr Strom erzeugen

Obwohl Bayern mit mehr als 70.500 km² das flächenmäßig größte Bundesland ist, gibt es deutlich weniger Windkraftanlagen als beispielsweise in Brandenburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein oder Sachsen-Anhalt. Geht es nach Ministerpräsident Markus Söder, soll sich das künftig ändern. Bislang vereitelten vor allem Einsprüche von Naturschützern und die Abstandsregeln zu Häusern und anderen Windkraftanlagen den weiteren Ausbau. Mit dem Wind-an-Land-Gesetz sollen schon bald mehr als 800 neue Anlagen gebaut werden.

Besonders langwierig war bisher nicht der Bau der Anlagen selbst, sondern das aufwändige Genehmigungsverfahren. Wurde die Erlaubnis erst einmal erteilt, geht die Errichtung von Fundament, Turm, Maschinenhaus und Installation der Rotorblätter vergleichsweise schnell. Verbaut werden vor allem fertige Technikkomponenten (beispielsweise die Messgeräte von Schuhmann Messtechnik), was die Errichtung vor Ort deutlich erleichtert.

Ursachen für die bisherige Verzögerung beim Windkraftbau: In Bayern regiert Naturschutz mit

In kaum einem anderen Bundesland sind so viele Klagen gegen die Errichtung von Windkrafträdern anhängig wie in Bayern. So sollen in Franken zwei neue Windparks errichtet werden, gegen die jedoch durch den Verein VLAB geklagt wird. Der Verein setzt sich nach eigenen Angaben "gegen die Auswüchse der Energiewende" ein und will die Errichtung von zusätzlichen Windrädern und großzügigen Photovoltaik-Freiflächenanlagen in Wäldern und Kulturlandschaften stoppen.

Ein Dorn im Auge des bayerischen Ministerpräsidenten, denn er will sein Bundesland in Sachen alternative Energiegewinnung weiter nach vorne bringen, denn ausreichend Fläche ist theoretisch vorhanden. In Brandenburg wurden zwischen 1990 und 2022 mehr als 4.000 Windkraftanlagen errichtet. Dabei hat das Bundesland gerade einmal eine Fläche von ca. 29.600 km² und ist damit mehr als doppelt so klein wie Bayern.

Bund Naturschutz sieht große Chancen für Bayern: 100 Prozent erneuerbare Energien sind machbar

Durch die guten landschaftlichen Voraussetzungen sieht der Bund Naturschutz in Bayern e.V. gute Chancen für eine 100-prozentige Energiegewinnung aus erneuerbaren Ressourcen. Eine Studie des Lehrstuhls für Energiesysteme der Technischen Universität München in Kooperation mit dem Zentrum für angewandte Energieforschung kam zum Ergebnis, dass es bis 2040 eine Versorgung aller Bajuwaren mit erneuerbaren Energien geben kann. Voraussetzung dafür ist jedoch ein gelungenes Konzept aus verschiedenen Quellen, sodass der Fokus nicht nur auf der Windkraft, sondern auch auf der Nutzung der Sonnenenergie liegt.

Bayern ist in Photovoltaikanlagen führend

Während es bei den Windkraftanlagen noch im bundesweiten Vergleich mangelt, ist Bayern bei den bereits installierten Photovoltaikanlagen führend. Im Jahr 2021 waren im südlichsten Bundesland mehr als 360.000 Anlagen installiert, die eine Leistung von mehr als 16.200 MWP erreichten. Damit liegt Bayern mit großem Vorsprung an der Spitze, denn der zweite Platz geht mit „nur“ mehr als 7.500 MWP an Baden-Württemberg, der dritte Platz mit mehr als 6.600 MWP an Nordrhein-Westfalen. Während Brandenburg im Windkrafträder-Vergleich führend ist, liegt es bei den Photovoltaikanlagen mit einer erbrachten Leistung von ca. 4.800 MWP deutlich hinter Bayern.

Bayern fördert vor allem Photovoltaikanlagen

Ein Grund für die weite Verbreitung der Photovoltaikanlagen ist die Förderung durch den Freistaat. Zunächst befristet wurden die Möglichkeiten für Zuschüsse für PV-Speicher auch in 2022 fortgesetzt. Bis Anfang Januar waren laut Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger mehr als 73.000 Anträge eingegangen, was die Bereitschaft der bayerischen Bevölkerung zum Mitgestalten der Energiewende unterstreicht. Wer die Fördervoraussetzungen erfüllt, kann sich eine Prämie von 500 Euro für die Anschaffung eines Stromspeichers sichern und mit den nachhaltig erzeugten Kilowattstunden noch einmal zusätzlich verdienen.

 

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