Autotest

Ist Renaults Mégane E-Tech fit genug für die Aufholjagd?

04.05.2022 | Stand 17.05.2022, 17:35 Uhr

Renault Mégane E-Tech - Mit dem Mégane E-Tech will Renault im Frühjahr 2022 in die elektrische Kompaktklasse zurückkehren. - Foto: Renault/dpa-mag

Mit dem Zoe war Renault bei der E-Wende vergleichsweise früh am Start. Doch dann passierte lange Zeit nicht mehr viel. Mit dem neuen Mégane E-Tech gehen die Franzosen nun auf Aufholjagd.

Renault nimmt einen neuen Anlauf an der Ladesäule. Nachdem die Franzosen dort zuletzt etwas ins Hintertreffen geraten waren, schicken sie gegen die MEB-Modelle des VW-Konzerns jetzt eine neue Familie von Akkuautos ins Rennen, die ebenfalls auf einer eigenständigen Elektro-Plattform stehen.

Anstatt dem R4 oder R5 per Elektroschock neues Leben einzuhauchen, wagt Renault mit dem Mégane E-Tech im Frühjahr einen echten Aufbruch. Zugeschnitten auf das Ringen mit dem VW ID3, soll er sich auch beim Preis an seinem wichtigsten Konkurrenten orientieren. Der liegt daher zwischen 30.000 und 35.000 Euro.

Nenn mich bloß nicht SUV

Dafür gibt es einen knackigen Kompakten von 4,21 Metern, der sich tapfer gegen den SUV-Trend stemmt. Zwar ist auch er etwas höher, weil es die Batterie im Boden so erfordert. Doch anstelle rustikaler Planken und einer bulligen Frontansicht gibt es eine sportliche Silhouette mit ausgewogenen Proportionen und ein schmissig gezeichnetes Heck.

Den Preis dafür zahlen die Hinterbänkler. Die haben zwar bei 2,70 Metern Radstand objektiv mehr Platz als im konventionellen Mégane und können auch dort ihre Beine bequem unterbringen. Hinter den kleinen Scheiben fühlen sie sich jedoch vergleichsweise beengt. Und der Fahrer sieht nach hinten kaum mehr als durch einen Briefkastenschlitz. Kein Wunder, dass Renault den Rückspiegel um eine Kamera ergänzt hat. Auch beim Kofferraum ist das subjektive Erlebnis schlechter als die objektiven Zahlen: 440 Liter sind ein üppiges Maß, doch verdirbt einem die hohe Kante die Lust am Laden.

Bedienung in der Balance

Gut gelöst haben die Franzosen dagegen die Bedienung: Anders als etwa VW bei den ID-Modellen, hat Renault nicht den radikalen Kurs eingeschlagen, sondern eine gute Balance zwischen Tastern und Touchscreens gefunden. Und der Wechsel auf ein Google-Betriebssystem ermöglicht die unkomplizierte Nutzung von Navigation, Infotainment und Co. Wenn irgendwann noch mal ein paar Lenkstockhebel verschwinden und das Radio direkt am Lenkrad bedient werden kann, gibt es nichts mehr zu kritisieren.

Ebenfalls im Unterschied zu VW setzt Renault auf Front- statt Heckantrieb. Dies vereinfacht die Konstruktion, drückt die Kosten und spart obendrein Gewicht. Dem Fahrverhalten schadet das nicht: Auch der Mégane ist für sein Format handlich und wendig, wirkt dabei aber etwas verbindlicher und straffer als die VW-Modelle. Und die Regelung der Rekuperation ist auch besser gelungen. Wer die einzelnen Stufen durchschaltet, kann entweder Kilometer weit ausrollen oder das Auto tatsächlich mit nur einem Pedal fahren: Lupft man den Gasfuß, setzt so viel Bremswirkung ein, dass der Renault von alleine stehen bleibt.

Technische Daten im Mittelfeld

Bei der Konfiguration des Antriebs bewegen sich die Franzosen im Mittelfeld - weder Leistung noch Ladung sind Spitze: Denn der Mégane E-Tech fährt mit einem Elektromotor an der Vorderachse, der mit 96 KW/130 PS oder 161 kW/220 PS angeboten wird. Dabei beschleunigt die stärkere Version in 7,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h, wirkt dabei aber durchweg spritzig. Gespeist wird er aus Akkus im Wagenboden, deren Nettokapazität Renault mit 40 oder 60 kWh angibt.

Die Batterie ist nicht die größte und die Ladetechnik mit bis zu 130 kW nicht die schnellste. Doch nutzt Renault geschickt die Elektronik, um diese Schwächen auszugleichen. Die Navigation berücksichtigt Ladepausen, und die Batterie wird vor dem Laden wie sonst nur in der Oberklasse auf ihre Wohlfühltemperatur gebracht. Das Ergebnis: Im besten Fall fließt binnen 30 Minuten der Strom für 300 Kilometer, und zumindest auf dem Prüfstand sind mit den beiden Akku-Varianten 300 oder 470 Kilometer zu schaffen.

Fazit: Endlich wieder mit von der Partie

«Die ersten werden die letzten sein» - das musste der Elektropionier Renault in den letzten Jahren schmerzhart erfahren. Denn Anerkennung und Absatz des Zoe sind stark gesunken. Doch mit dem Mégane E-Tech dürfte der einstige Vorreiter sich wieder ins Spiel bringen. Nicht besser als VW und Co, aber auf Augenhöhe. Und spätestens wenn mit der gleichen Technik lebenslustige Legenden wie der R4 und der R5 zurückkehren, könnten Renault sogar die meisten Herzen zufliegen.

Datenblatt: Renault Mégane E-Tech

Motor und Antrieb:Elektroantrieb
Max. Leistung:161 kW/220 PS
Max. Drehmoment:300 Nm
Antrieb:Frontantrieb
Getriebe:Eingang-Getriebe
Maße und Gewichte:
Länge:4210 mm
Breite:1780 mm
Höhe:1500 mm
Radstand:2700 mm
Leergewicht:1624 kg
Zuladung:k.A.
Kofferraumvolumen:440 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:7,4 s
Durchschnittsverbrauch:16,1 kWh/100 km
Reichweite:470 km
Batteriekapazität:60 kWh
CO2-Emission:0 g/km
Kraftstoff:Strom
Schadstoffklasse:k.A.
Effizienzklasse:A+
Kosten:
Basispreis der Modellreihe:ca. 32.500 Euro
Typklassen:k.A.
Kfz-Steuer:0 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit:Vier Airbags, Tempomat, Spurhalte-Assistent
Komfort:Klimaanlage, Touchpad-Bedienung, Ambientebeleuchtung

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

© dpa-infocom, dpa:211207-99-290395/9

URL: https://www.wochenblatt.de/ratgeber/auto-technik/ist-renaults-megane-e-tech-fit-genug-fuer-die-aufholjagd-6110791
© 2024 Wochenblatt.de